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Erstmals offizielle Ökumene bei Brückenauer Sternsingern


Autor: Stephanie Elm

Bad Brückenau, Freitag, 03. Januar 2014

Seit längerem liefen schon evangelische Kinder neben den katholischen her. Für die aktuelle Aktion wurden nun erstmals ganz offiziell an beide Konfessionen Einladungen ausgesprochen.
Kirchenpflegerin Elli Lummel-Müller behält den Überblick: Welche Größe braucht Christian, wo sind die Kordeln, und müssen die weiten Ärmel der Untergewänder nicht enger genäht werden? Zum Helferteam gehören auch Tanja Nikola-Spahn, Ilse Bub, Norbert Wahler, Brigitte Übelacker, Christine Vogler und Kirsten Zinn. Foto:Stephanie Elm


Zum ersten Mal führt die evangelische Kirche die Sternsingeraktion mit der katholischen Kirche gemeinsam durch. Für Pfarrer Gerd Kirchner eine Premiere. Doch eigentlich laufen schon seit Jahren evangelische Kinder neben katholischen Sternsingern durch die Straßen von Bad Brückenau.

Zu Pfarrer Gerd Kirchner waren die Sternsinger schon jahrelang an die Haustür gekommen und hatten auch bei seiner Bleibe den Haussegen "christus mansionem benedicat" - Christus segne diese Haus - gesprochen. "Die Häusersegnung, das gefällt mir sehr", erzählt Gerd Kirchner. In den letzten Jahren konnten nicht alle Haushalte in Bad Brückenau und Römershag von den Sternsingern erreicht werden. Mit mehr evangelischen Kindern möchte er dies "forcieren". Ganz offiziell wurden nun an beide Konfessionen Einladungen ausgesprochen.
2014 führt das Kindermissionswerk die Aktion zum 56. Mal durch. Das Motto steht diesmal unter dem Thema "Flucht" und lautet: "Segen bringen, Segen sein. Hoffnung für Flüchtlingskinder in Malawi und weltweit!" Zwar besitzt Malawi den großen Schatz "Frieden", aber auch rund 17 000 Flüchtlinge in dem riesigen Flüchtlingslager Dzaleka. Die Sammlungen der Sternsinger werden für Bildung und die psychologische Hilfe von traumatisierten Kindern verwendet.

Den Konfessionsunterschied völlig außen vor lassend, haben die Kinder mit Pfarrer Gerd Kirchner einen Film über das Flüchtlingslager Dzaleka in Malawi angesehen. Das Schicksal der Flüchtlinge habe die Kinder sehr mitgenommen, manche hätten sogar geweint. "Das Beeindruckendste war", erzählt Kirchner, "dieses ungeheure Solidaritätsgefühl unter den Kindern" - unabhängig der Konfession. Die Gesellschaft müsse deutlicher die Weichen stellen für die Wahrnehmung und Hilfe für die Not in der Welt, sagt der Pfarrer. "Am 6. Januar werden 500 000 Kinder unterwegs sein. Das ist eine riesige Solidaritätsaktion", schwärmt der evangelische Pastor vom traditionell katholischen Brauch.

Ökumene seit langem gelebt
Dabei wird die Ökumene in der Pfarrei Bad Brückenau schon seit langem gelebt. Einige gemeinsame Aktionen zählen Gerd Kirchner und Jürgen Müller, Messner und Hausmeister im katholischen Pfarrheim, auf: die ökumenische Georgi-Prozession, die Kreuzbergwallfahrt, die Adventskalenderwoche sowie die Karfreitags-Prozession. Beide feiern Feste zusammen und helfen sich in der Notfallseelsorge aus. "Die Kirchenspaltung kam von oben, wird aber von unten unterlaufen", so Kirchner. "Und das soll auch so sein." Jürgen Müller meint: "Die Brücke ist schon da gewesen. Wir verstärken sie nun noch." Auch die Aussendung der Sternsinger wird von beiden Kirchen gemeinsam gestaltet. Die Kreideweihe und Segnung wird heute in der evangelischen Friedenskirche gespendet, die Aussegnung erfolgt nach dem Gottesdienst am 6. Januar in der katholischen Stadtpfarrkirche.

Bis es so weit ist, müssen die Gewänder zuhause noch geschützt im Kleiderschrank hängen. Vor einigen Jahren waren die weißen Untergewänder von den ehemaligen Chorbuben in den Sternsinger-Kleiderfundus gewandert. Dazu hatten viele Mütter sowohl Umhänge und Gürtel als auch die bunt geflochtenen Turbane genäht und so für circa 50 bis 60 Sternsinger eine königliche Garderobe zusammengestellt, die Elli Lummel-Müller nun verwaltet.
Kurze und lange edle Königsgewänder liegen auf den Tischen im Pfarrheim. Leider sind die Kleider nicht der Größe nach geordnet, so müssen alle Gewänder anprobiert werden. Bis auch das letzte Kind sein Gewand zusammengestellt bekommen hat, behält Elli Lummel-Müller den Überblick. Was wer noch braucht, wo welcher Umhang in welcher Größe noch zu finden sein müsste, findet sie heraus.

Für die Kleinsten ist es manchmal schwierig, etwas Passendes zu finden. Notfalls muss das weiße Untergewand mit einer Kordel am Bauch gerafft werden. Darüber kommt der farbige Mantel, auf den Kopf ein Turban und ins Gesicht eventuell noch Schminke. Jeder Sternsinger trägt einen Button mit der Aufschrift "Ich bin dabei" und einen Reflektor-Sternsinger-Stern. So ausgerüstet mit Hintergrundwissen und dem entsprechenden Outfit, können die Kinder den göttlichen Glanz in die Stadt und ins Land tragen. Pfarrer Gerd Kirchner wird genauso begeistert in die Gitarrensaiten greifen, wie er zusammen mit den Kindern bei den Treffen geprobt hat: "So wünschen wir euch ein gesegnetes Jahr: Kaspar, Melchior und Balthasar."