Erstmals Gelöbnis für Zivile
Autor: Marion Eckert
Bad Brückenau, Sonntag, 01. November 2015
Die Wehrpflicht wurde abgeschafft. Deshalb lassen sich jetzt auch zivile Mitarbeiter für den Auslandseinsatz ausbilden. Erstmals fand für sie ein Gelöbnis auf dem Marktplatz in Wildflecken statt.
Für eine Gemeinde ist es ein herausragender Termin, wenn auf dem Marktplatz, in der Öffentlichkeit, ein feierliches Gelöbnis der Bundeswehr stattfindet. Bürgermeister Gerd Kleinhenz und Landrat Thomas Bold betonten in ihren Ansprachen, welche Bedeutung die Bundeswehr für die Marktgemeinde Wildflecken habe und damit auch die Zeremonie des Gelöbnis.
Oberst Michael Uhrig als Kommandeur des VN-Ausbildungszentrums stand dem Ritual vor, doch die eigentliche Gelöbnisrede hielt Landrat Bold. "Es ist ein ganz besonderes und bislang wohl einmaliges Gelöbnis in dieser Form. Schließlich stehen hier erstmals zivile Mitarbeiter der Bundeswehrverwaltung vor uns, die ihr Gelöbnis zum Wohle der Bundesrepublik Deutschland aussprechen und damit ihre Einsatzbereitschaft und ihren Einsatzwillen für unser Vaterland bekunden." Dies sei nicht alltäglich.
Jetzt auch Einsatz im Ausland
Hochspezialisierte Mitarbeiter aus den Reihen der Verwaltung hatten mit militärischen Einsätzen bislang nur unterstützend und in der Regel von der Heimat aus zu tun. "Jetzt haben Sie sich darüber hinaus bereit erklärt, auch aktiv und fern ihrer gewohnten und sicheren Umgebung einen Beitrag zur Friedenssicherung und Friedenserhaltung zu leisten. Sie lassen sich militärisch schulen, um später den Anforderungen am Einsatzort gewachsen zu sein", zeigte Bold die Bedeutung auf."Im Ausland und damit in einem oftmals nicht ungefährlichen Umfeld, werden Sie zukünftig die Soldaten der Bundeswehr unterstützen, verstärken und auch anführen." Nachdem die Wehrpflicht am 1. Juli 2011 ausgesetzt wurde, sei es um so wichtiger, freiwillige und bereite Bürger zu gewinnen und auszubilden, die die Rechtsprinzipien im In- und Ausland vertreten und schützen. Und damit verwies Bold auf den Kern des Gelöbnisses: Dem demokratischen Rechtsstaat treu zu dienen, das Land zu schützen und die Freiheit tapfer zu verteidigen. Auf die Truppenfahne wurde dieses Gelöbnis gesprochen.
Ein öffentliches Gelöbnis sei keine militärische Demonstration, es sei vielmehr ein Zeichen und zugleich ein Angebot die Bundeswehr als Teil des demokratischen Gemeinwesens wahrzunehmen und zu respektieren, sagte Bold. So ein Gelöbnis zeuge auch von Traditionsbewusstsein, Traditionspflege und von der Liebe zur Heimat und zum eigenen Land.
Bold sprach über den Auftrag und die Aufgaben der Bundeswehr, von der Sicherstellung der Landesverteidigung bis zur Verteidigung der Freiheit und Sicherung eines menschenwürdigen Lebens auch in anderen Nationen der Welt. Es gehe hierbei um globale Stabilität. Wie schwer diese Aufgabe sei, daran erinnerte Bold anhand verschiedener Beispiele aus aktuellen Krisengebieten.
Beim anschließenden Empfang im Sportheim ging Bürgermeister Gerd Kleinhenz auf die fast 80-jährige militärische Tradition - von der Reichswehr über die US-Army bis hin zur Bundeswehr - des Marktes Wildflecken ein. Die Ausbildungsdrehscheibe Wildflecken- Hammelburg sei bundesweit und darüber hinaus bekannt. "Soldaten spielen im täglichen Leben unserer Gemeinde seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle. Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass es uns wieder einmal gelungen ist, ein feierliches Gelöbnis hier im Ort, unter Beisein der Bevölkerung durchführen zu können." Sein Dank galt den Verantwortlichen der Bundeswehr wie dem Musikzug Wildflecken, der den musikalischen Teil übernommen hatte und der Veranstaltung einen feierlichen Rahmen verlieh.
Gerade nach Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht und der Einführung des freiwilligen Dienstes müsse immer wieder klar herausgestellt werden, dass die Bundeswehr durch ihr Engagement maßgeblich zu Sicherheit und Frieden beitrage. Wer sich heute in der Welt umsehe werde feststellen, dass Menschenwürde, Frieden und Sicherheit keine Selbstverständlichkeiten seien.
"Der Blick hinaus in die Welt zeigt uns, dass diese Werte in vielen Ländern und Regionen geradezu mit Füßen getreten und durch die verschiedensten Formen von Gewalt unterdrückt werden. Instabilität, Armut, Krieg und Flucht sind die Folgen, die uns in den heutigen Tagen immer wieder vor neue Herausforderungen stellen." Hohe Verantwortung trügen die Soldaten und das Ziel sei groß: die Herstellung des Weltfriedens oder zumindest die Eindämmung der Krisenherde.