Ein Sprachrohr für die Senioren
Autor: Rolf Pralle
Bad Brückenau, Dienstag, 12. Mai 2015
Das Seelsorge-Team für die Altenheime in Bad Brückenau hat an die Bundesnetzagentur einen Brief geschrieben. Es ist gegen die geplante Stromtrasse, die direkt über das Pflegeheim Römershag führen würde.
Am 12. Mai war "Internationaler Tag der Pflege". Gleich zwei Herzensangelegenheiten hat Franz Walter vom Seelsorge-Team für die Altenheime in Bad Brückenau zu diesem Anlass realisiert. Erstens bedankte er sich zusammen mit seinen engagierten Mitstreitern persönlich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der einzelnen Einrichtungen für deren unermüdlichen Einsatz.
Zweitens wurde ein von den Seelsorgern unterzeichneter Brief an die Bundesnetzagentur auf den Weg gebracht. In dem Schreiben geht es um die Problematik der geplanten Stromtrasse von Wilster nach Grafenrheinfeld, von der Bewohner und Angestellte des Pflegeheims Römershag direkt betroffen wären.
Getreu dem Motto des Pflegetages "Handarbeit mit Herz" erinnerten Walter und der evangelische Pfarrer Carsten Friedel (Geroda) bei einem Besuch im "Willy-Brandt-Haus" der
Arbeiterwohlfahrt in der Bad Brückenauer Buchwaldstrasse an die vielfältigen Aufgaben, die das
Personal der Altenheime Tag und Nacht verrichtet. Stets seien die Pflegekräfte nah am Menschen, sie würden halten, stützen, lagern und aufrichten. Man betreue, dokumentiere, sorge für das leibliche Wohl, pflege Lebensräume und leiste vieles andere im Hintergrund. "In Ihrem Handeln wird konkret, was der Psalmvers von der unsichtbaren Hand Gottes sagt", so Franz Walter an die Angestellten gerichtet wörtlich. Es sei tröstlich, "das Leben am Lebensabend in guten Händen zu wissen". Vorangegangen war ein eindrucksvoller ökumenischer Gottesdienst mit der Feier des Heiligen Abendmahls.
Gesundheitliche Gefährdung
Dass die Arbeit des Altenheimseelsorge-Teams über die Grenzen des kirchlichen Bereichs hinausgeht und man sich zu gegebenem Anlass auch in politische Angelegenheiten einmischt, zeigt der Brief an die Bundesnetzagentur.
"Wer spricht denn sonst für die
Senioren, die sich nicht mehr richtig artikulieren können?", fragt Walter mehr rhetorisch. Nach seinen Recherchen wäre das Pflegeheim Römershag beim Bau einer Stromtrasse unmittelbar betroffen, es würde von den Leitungen direkt überspannt. Es käme unter anderem zu einer gesundheitlichen Gefährdung durch elektrische Felder und zu einer Belastung der Menschen durch erhöhte Ozonwerte.
Eingeschränkte Möglichkeiten
Die Bewohner der Einrichtung seien nicht mehr in der Lage, diese Veränderungen in vollem Umfang zu realisieren. Deswegen habe man sich dazu entschlossen, deren Interessen in dieser Angelegenheit zu vertreten. Viele seien auch wegen der gesunden Luft in der Rhön in dieses Pflegeheim gezogen oder von ihren Angehörigen dorthin geschickt worden.
Sie hätten, oft allein schon auf Grund ihres Alters, jetzt nicht mehr die Möglichkeit, das Haus, also ihre neue Heimat, zu verlassen, bilanziert Walter.
Darüber hinaus verändere eine so große Trasse das Aussehen der Landschaft. Die riesigen Masten würden von den Heimbewohnern in Römershag nicht nur als Neuerung und Veränderung, die sie nicht mehr einordnen können, wahrgenommen. Viele könnten die ganze Angelegenheit allein von der Optik her sogar als Bedrohung empfinden, so der besorgte Betreuer. "Aus diesem Grund darf der Antrag nicht genehmigt werden", schließt der von den Seelsorgern unterzeichnete Brief an die Bundesnetzagentur.