Ein offenes Ohr alle Belange in Brückenaus Kurstift
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Brückenau, Mittwoch, 01. März 2017
Kurstift-Geschäftsführer Holger Oberfichtner will den Senioren eine Heimat bieten, wo sie zuversichtlich wissen, dass sie auf Dauer gut versorgt sind.
Seit vier Wochen ist Holger Oberfichtner (54) neuer Geschäftsführer des Kurstifts Bad Brückenau. Früher hatte der gebürtige Schweinfurter das Staatsbad und das unübersehbare Hochhaus am Waldrand nur von gelegentlichen Ausflügen gekannt. Jetzt ist er fast täglich in den 17 Etagen der Seniorenwohnanlage unterwegs. Er unterhält sich mit Mitarbeitern oder Bewohnern und sieht nach dem Rechten.
Audi, Siemens, Lebenshilfe
"Es liegt immer etwas an", sagt Oberfichtner. Damit meint er nicht nur das menschliche Miteinander der 120 Mitarbeiter und aller 270 Bewohner, sondern auch Probleme technischer Art. "Das Haus wurde doch schon 1970 gebaut." Bei kleineren Reparaturen könnte der gelernte Elektroinstallateur und studierte Diplom-Ingenieur sogar selbst anpacken. Andererseits liegt diese Berufsphase schon Jahrzehnte zurück.Nach fünfjähriger Tätigkeit bei Audi in Ingolstadt im Bereich Automatisierung und weiteren zwei Jahren bei Siemens in Bad Neustadt wechselte er schon vor 20 Jahren als technischer Leiter zur Werkstatt für behinderte Menschen in Hohenroth, einer Einrichtung der Schweinfurter Lebenshilfe. Denn diese ersten Berufsjahre bei Audi und Siemens hatte Oberfichtner als Doppelleben empfunden: Tagsüber der Job, erst abends das wahre Leben. "Ich wollte aber auch im Beruf leben."
So wurde dieser bewusste Wechsel zur Lebenshilfe zugleich ein Wechsel vom Beruf zur Berufung. Fünf Jahre später war die Leitungsübernahme der Lebenshilfe-Werkstatt in Hammelburg nur noch eine logische Fortentwicklung. Nach elf Jahren Hammelburg führte Oberfichtner fast drei Jahre lang die ebenfalls gemeinnützigen Praunheimer Werkstätten in Frankfurt, bevor er schließlich am 1. Februar seine Arbeit als Stiftsgeschäftsführer in Bad Brückenau aufnahm.
Modernisierung wartet
Auch dieser erneute Wechsel ist für Oberfichtner kein Bruch in der beruflichen Lebenslinie. Wie in den Werkstätten für behinderte Menschen bemühen sich auch die Mitarbeiter im Kurstift, ihren Bewohnern einen erfüllten Alltag zu schenken. "In beiden Fällen unternehmen wir etwas mit den uns anvertrauten Menschen." Auch die organisatorische Struktur der unterschiedlichen Berufssparten und selbst die Finanzierungswege sind ähnlich. Oberfichtner fühlte sich deshalb recht schnell mit seiner neuen Aufgabe vertraut. "Die Einarbeitung im Detail wird allerdings noch dauern."Viel Zeit dazu wird der neue Geschäftsführer aber kaum haben. Die neue Pflegestation mit 16 Plätzen ging zwar schon im vergangenen Sommer in Betrieb, doch wartet jetzt die alte Station mit ihren 25 Plätzen auf die Modernisierung. Noch gilt zwar für das Kurstift der Bestandsschutz, aber die Grobplanungen laufen bereits, denn bis spätestens 2022 muss auch diese Station den neuen, vom Gesetzgeber vorgegebenen Richtlinien entsprechen. "Unsere Zimmer werden sogar größer als vorgeschrieben sein, alle ebenerdig liegen und die Betreuten dürfen private Möbel mitnehmen."
Garagen und Internet
Schon heute "unterhalten und pflegen wir das Haus, wie es erforderlich ist", macht Oberfichtner auf die bald 50 Jahre alte Bausubstanz aufmerksam. Das Schwimmbad wird deshalb modernisiert und ein Fitnessraum soll angebaut werden. Da immer mehr Senioren mit eigenem Auto einziehen, muss der Garagenbestand erweitert werden. Außerdem sollen alle Zimmer in den nächsten zwei Jahren einen Internetanschluss bekommen. "Wer sofort einen braucht, bekommt ihn gleich."
Familiäre Atmosphäre
Nach drei Wochen der Eingewöhnung am neuen Arbeitsplatz zieht Oberfichtner eine erste Bilanz: "Ein sehr gutes Haus, ausgezeichnetes Personal, sehr zufriedene Bewohner." Das erfährt er bei seinem täglichen Mittagessen im Speisesaal. Als Geschäftsführer will er das hausinterne Leitbild einer "familiären Atmosphäre" weiterentwickeln. "Wir wollen unseren Senioren eine Heimat bieten, wo sie zuversichtlich wissen, dass sie auf Dauer gut versorgt sind."
Für sich als Privatmensch stellt er auch in seiner neuen Leitungsaufgabe befriedigt fest, dass es ihm erneut gelungen ist, die Arbeit zu einem wertvollen Teil seines Lebens zu machen. Denn für Oberfichtner gilt: "Arbeitszeit ist Lebenszeit."