Ein gesunder Wildbestand ist das Ziel
Autor: Stephanie Elm
Speicherz, Sonntag, 08. April 2018
Die Schweinepest war ein wichtiges Thema der Hegeschau für die Kreisgruppe Bad Brückenau des Bayerischen Jagdverbandes.
Der Landkreis ist derzeit nicht von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffen, es soll keine Panik geschürt werden, vorbereiten muss man sich allerdings, immerhin sind im letzten Jahr bereits Fälle in der Tschechischen Republik nachgewiesen worden. "Die ASP ist noch nicht da, die Gefahr wird jedoch hoch eingeschätzt." Dr. Thomas Koy, Leiter des Veterinäramts in Bad Kissingen, referierte über die Viruskrankheit ASP und die Maßnahmen, die seitens des Landkreises, aber auch von den Jägern ergriffen werden müssen.
Blutproben von Fallwild mittels Trockentupfern sollen für eine möglichst lückenlose Dokumentation des Verbreitungsgrades sorgen. "Wir wollen frühzeitig die Tiere finden, bevor es sich über den Landkreis ausbreitet." Zusammen mit Geokoordinaten des Fundorts oder über die Tierfundkataster-App soll ein ASP-Monitoring erstellt werden. Wichtig seien Eigenschutz, Hygienemaßnahmen und die Kontaktvermeidung zu anderen Tieren. Werden bereits verweste Tiere gefunden, bei denen keine Blutprobe genommen werden kann, solle man einen Röhrenknochen mit Knochenmark sichern. Derzeit hat der Landkreis keine Entsorgungspflicht für Tierkadaver, doch können Jäger eine Aufwandentschädigung für die Probentupfer und die Kadaverbeseitigung in Anspruch nehmen.
Im Falle des ASP-Nachweises bei einem Wildschwein werden ein "gefährdeter Bezirk" mit "Pufferzone" eingerichtet. "Wir brauchen Ihren Sachverstand und Ihre Ortskenntnis", appellierte Koy an die anwesenden Jägerinnen und Jäger. Wichtige Maßnahme zur Eindämmung des ASP sind Verwahrstellen. Zwei hat der Landkreis bestellt. Noch in der seuchenfreien Zeit möchte das Veterinäramt ein "flächendeckendes Netz an Verwahrstellen" aufbauen. Die Anforderungen an die Verwahrstellen sind hoch. Zufahrtsmöglichkeiten müssen gegeben sein, Strom, Wasser und Reinigungsmöglichkeiten. Daher sind die bereits vorhandenen Aufbruchsammelstellen nicht als Tierkörperverwahrstelle einsetzbar.
"Man geht davon aus, dass es in der Wildschweinpopulation beginnt", doch hat das Virus in der Tschechischen Republik bereits vereinzelt auf Hausschweine übergegriffen. Das Virus sei "komplex und anpassungsfähig", so Dr. Thomas Koy, und daher anzeigepflichtig. Wurde es in Afrika über Zecken verbreitet, gelingt dies ihm hier auch direkt von Tier zu Tier. Obwohl Viren selbst in verarbeitetem Fleisch noch lange überleben, ist eine Ansteckung für den Menschen ausgeschlossen.
Einen Impfstoff zu finden, hat in der Forschung Priorität. Eine Maßnahme, die in der Tschechischen Republik die Ausbreitung bislang gut eindämmen konnte, war eine konsequente Bejagung.
Dies war der Jägerschaft des Altlandkreises im vergangenen Jagdjahr auch weitgehend geglückt, berichtete Schwarzwildring-Obmann Michael Sautter. Besonders hohe Abschusszahlen gab es bei den Frischlingen. 690 Jungtiere stellten 47 Prozent der Gesamtabschusszahl. Diese hatte sich mit dem "Top-Wert" von 1462 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Die Hegegemeinschaft Detter (594) beteiligte sich an den Rekordzahlen mit 466 Sauen, Schondra (595) mit 224 Wildschweinen und Motten (596) als die größte und waldreichste Hegegemeinschaft schoss 772 Schwarzkittel. Im gesamten Altlandkreis wurden 4346 Sauen erlegt, auch das "ein neuer Spitzenwert", so Michael Sautter. Nicht nur die Abschusszahlen wurden erhöht, auch die durch Schwarzwild verursachten Schäden stiegen auf 48 775 Euro (Vorjahr: 34 810 Euro).
Schäden muss auch Sandra Hornung, Obfrau für Hundewesen, bereits in diesem Kalenderjahr verzeichnen. Seit das AK (Aujeszkysche Krankheit)-Monitoring geführt wird, gab es noch nicht so viele Todesfälle bei den Jagdhunden wie jetzt. 2018 fielen der AK bereits vier Hunde zum Opfer. Von 293 genommenen Wildschweinproben waren 46 AK-positiv. Von den Abschüssen wurden 6,7 Prozent gemonitort, "das ist sehr sehr wenig und nicht aussagekräftig", so Hornung. Auch für die Eindämmung der AK gilt weiterhin, besonders für Schweinehalter: "konsequentes Hygienemanagement, kein Jagdhund und keine Jagdkleidung im Stall, kein Aufbrechen auf dem Betrieb", mahnte Hornung. Bei Jagden solle der direkte Kontakt zwischen Hund und Wild "auf das Nötigste verringert werden" und Abfälle sachgerecht in der Konfiskattonne entsorgt werden. Prävention sei auch hier besser als Nachsorge, betonte Hornung.
Dem schloss sich Jagdberater Heinz Müller an, er betonte das "hochwertige Arbeiten der Jäger".1265 erlegte Rehe und ein Anteil von 48 Prozent bei den Jährlingen seien "besonders erfreulich, denn nur durch starken Abschuss können gut veranlagte Böcke in die nächsthöhere Altersklasse hineinwachsen." Es gehe weder um Trophäenkult, noch um Medaillen, sondern um "strukturelle Gründe", wie Waldverjüngung und ein gesunder Wildbestand. Mit 66 Prozent hat das zweite Jagdjahr des Dreijahresplanungszeitraums sein Soll erfüllt.
"Das Fallwild macht uns Sorgen", betonte Müller, es gebe eine steigende Tendenz. Im Bereich Detter fielen 27 Tiere, in der Hegegemeinschaft Schondra 28 und im Bereich Motten 95 Tiere dem Straßenverkehr zum Opfer.
Dass die Biotope der Rhön für Niederwild nicht geeignet seien, zeigten die Streckenergebnisse. Nur 27 Hasen, keine Rebhühner oder Fasane wurden erlegt. Dafür gab es erneut einen Anstieg bei den erlegten Waschbären (236, im Vorjahr: 223). Eine "ganz stolze Zahl" konnte der Jagdberater präsentieren: Auf 70,85 Hektar erfolgten von den Jägern Biotoppflegemaßnahmen.
Landrat Thomas Bold (CSU) betonte die Leistung der Jäger. Deren Engagement und der Enthusiasmus solle gerade im ehrenamtlichen Bereich hervorgehoben werden. "Wir sollten zu unseren Traditionen stehen und sie uns bewahren." Bei der ASP sieht er den Landkreis ebenfalls in der Verantwortung: Landkreis und Veterinäramt seinen gefordert. "Es geht nur miteinander." Auch Edgar Thomas, Vorsitzender des Bauernverbandes, plädierte, zusammenzuarbeiten, um für "Fall X" vorbereitet zu sein.
Ehrungen: Für 25-jährige Mitgliedschaft wurden geehrt: Norbert Kern, Rainer Storch, Sandro Albert, Alexander Dercks, Harm Humburg. Die Verdienstmedaille für 40 Jahre beim Bayerischen Jagdverband erhielten: Dieter Muth, Hartmut Kohl, Ludwig Wehner, Walter Hüfner und Hermann Wahn.