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Ehrgeizige Projekte, aber einige Unbekannte


Autor: Steffen Standke

Zeitlofs, Montag, 01. November 2021

Lange waren auch im Markt Zeitlofs wegen Corona keine Bürgerversammlungen möglich. Jetzt erfolgten sie im Hauptort und in Weißenbach. Hauptthemen waren zu schnelles Fahren, verunreinigtes Trinkwasser und Kosten, die auf die Einwohner zukommen.
An der Oberen Judengasse soll sich etwas tun. Foto: Steffen Standke


Weil im vergangenen Jahr keine Bürgerversammlung stattfinden konnte, berichtete Bürgermeister Matthias Hauke über einen recht langen Zeitraum von zwei Jahren.

Zeitlofs und die Corona-Pandemie

Zunächst ging es aber wieder um Corona. Aktuell sind im Gebiet des Marktes drei Menschen an Corona erkrankt, berichtete Hauke. Insgesamt waren es seit Beginn der Pandemie 59 Einwohner, die meisten in Detter (17) und Zeitlofs (zwölf).

Erfreuliches berichtete der Bürgermeister aus der Bevölkerungsstatistik. Zwar ist die Einwohnerzahl in Zeitlofs und Ortsteilen laut Statistischem Landesamt in den vergangenen zehn Jahren von 2100 auf 2055 gesunken. Allerdings gab es nach dem Tiefpunkt im Jahr 2019 mit 2036 Einwohnern zuletzt einen Anstieg. Detter hat im Zehn-Jahresvergleich sogar 24 Einwohner hinzugewonnen (von 363 auf 387), während sich Roßbach (251 auf 244) und Rupboden (241) halbwegs die Waage hielten. Die größten Verluste mussten Zeitlofs (598 auf 582) und Weißenbach (387 auf 357) hinnehmen.

Markt profitiert von Zuzügen

Positiv ist auch, dass die Zahl der Zuzüge in den Markt Zeitlofs von 2019 auf 2020 gestiegen ist (von 11 auf 116). Und die Zahl der Wegzüge sank um acht auf 92. Im vergangenen Jahr gab es mit 19 fast doppelt so viele Geburten wie 2019 (zehn). Allerdings übersteigen die Sterbefälle mit 29 diese Zahl deutlich (22019: 26). Geheiratet wurde 2020 - wahrscheinlich coronabedingt - nur neun Mal.

Einen großen Sprung hat seit 2018 die Gewerbesteuer getan. Lagen sie davor jährlich um die 250000 Euro, summiert sie sich seitdem auf 1,1, Millionen Euro (an welcher Firma das liegt, sagte der Bürgermeister nicht). Das hat leider Auswirkungen auf die Schlüsselzuweisungen, die von 933412 Euro (2020) auf 462500 Euro im Ansatz für dieses Jahr sinken. Auch die Kreisumlage, die der Markt abführen muss, steigt so von 807086 Euro auf 1,1 Millionen Euro.

Investitionsstau in der Kommune

Zwar entwickeln sich die Schulden in Zeitlofs seit Jahren nach unten auf nun 677000 Euro. Das sind 328 Euro pro Kopf. Doch Bürgermeister Hauke kündigte an, dass das nicht so bleiben wird. "Die Zahl wird in den nächsten Jahren drastisch ansteigen. Wir haben einen Investitionsstau."

Womit er auch schon bei den Baumaßnahmen der nächsten Jahre war, allen voran die Sanierung der Zeitlofser Grundschule. Sie wird in den nächsten zwei Jahren mit 3,5 Millionen Euro zu Buche schlagen, allein dieses Jahr mit 1,32 Millionen im Ansatz. Teurer wird nur die kürzlich beschlossene Sanierung der Trinkwasserversorgung für Weißenbach, Detter und Roßbach mit rund 6,5 Millionen Euro. Darin enthalten auch der Bau eines neuen Hochbehälters am Mäusberg bei Detter.

Bahnhofsgelände soll umgestaltet werden

Ehrgeizige Projekte stehen in der Zukunft an. So soll das ehemalige Bahnhofsgelände in Zeitlofs samt angrenzender Brachfläche über ein Integriertes Städtisches Entwicklungskonzept umgestaltet werden. Geprüft wird dabei, ob man auf dem Areal einen neuen Kindergarten bauen kann. Auch sollen sich vielleicht ein Café oder ein Waggonhotel dort ansiedeln. Auch Platz zum Parken und Verweilen ist vorgesehen.

Bei der Gelegenheit soll auch die marode Obere Judengasse erneuert werden. Ihr Zustand wurde in der Zeitlofser Bürgerversammlung moniert. Die Gemeinde verhandelt laut Verwaltungsleiter Tobias Fritzmann dort gerade über den Kauf einzelner Grundstücke.

Eine "einfache Dorferneuerung" wird es in Rupboden geben - auch dort am alten Bahnhofsgelände. Der im Januar aufgestellte historische Schienenbus soll zur Rastmöglichkeit ausgebaut werden, auf dem Areal eventuell ein Dorfplatz mit Gastronomie, öffentlichen Toiletten und einem Wohnmobilstellplatz entstehen.

Autofahrer sind zu schnell unterwegs

In der Zeitlofser Bürgerversammlung wurden laut Verwaltungsleiter Tobias Fritzmann die Autofahrer thematisiert, die oft viel zu schnell in den Ort hineinfahren. In der Weißenbacher Sitzung monierte Erich Engelbrecht Ähnliches für seinen Ort, vor allem auf Höhe Pfarrhaus/Unterdorf. Er wünschte sich "digitale Tafeln, damit die Leute sehen, dass sie 20 bis 30 Kilometer pro Stunde zu schnell sind".

Laut Matthias Hauke hat der Markt drei solcher Tafeln gekauft, die im Tal an der St 2289 aufgestellt wurden. In Weißenbach habe eine Privatperson eine Tempoanzeige beschafft, die gut funktioniere.

Der Bürgermeister brachte die Möglichkeit ins Spiel, eine Firma mit der Geschwindigkeitsüberwachung zu betrauen und sie dafür zu bezahlen. Dergleichen geschehe in Mitgenfeld und Breitenbach. Allerdings sei die Verwaltungsgemeinschaft Bad Neustadt, die die entsprechenden Bußgeldbescheide ausstelle, komplett ausgelastet. Hauke will nun eine "Zweckgemeinschaft" finden, bei der noch Kapazitäten frei sind.

Ausbau der Kreisstraße beschäftigt die Bürger

Auch der geplante Ausbau der Kreisstraße zwischen Zeitlofs und Roßbach beschäftigt die Leute, wie eine Anfrage in Zeitlofs zeigte. Eigentlich sollte es dieses Jahr losgehen. Doch weil der Landkreis sich mit Open Grid Europe wegen der querenden Gasloop-Leitung nicht einig wurde, wird es erst 2022, so Tobias Fritzmann.

Weiter oben, in Roßbach, soll seit Jahren die Ortsdurchfahrt erneuert werden. Bisher wollten es viele Anlieger nicht, weil dann Straßenausbaubeiträge angefallen wären. Die wurden abgeschafft. Nun fragte Gerhard Schell, wann es in seinem Heimatort losgehe. Hauke antwortete, dass das vom Erfolg der Verhandlungen über die für den Ausbau benötigten Grundstücke im nächsten Jahr abhänge. Der Bürgermeister appellierte an die Anlieger, dafür offen zu sein.

In Detter soll das Gewerbegebiet "Kreuzwiesen" ausgebaut werden. Bernd Müller von der gleichnamigen Schreinerei fragte nach Preisen für die Grundstücke. Eigentlich wollte die Gemeinde diese im Sommer präsentieren. Doch die Voruntersuchungen inklusive Bodenproben zogen sich laut Hauke bis in den Herbst hin. Jetzt laufen die Vermessungen an. Der Bürgermeister rechnet mit einer Kostenschätzung des Planungsbüros erst im Frühjahr. Dann wisse man auch, ob eine Erweiterung sich über annehmbare Grundstückspreise rechnen würde.

Genaues konnte Hauke auch noch nicht zu den Abrechnungsmodalitäten für die anstehende Sanierung der Trinkwasserversorgung in den oberen Dörfern. Zu viele Variablen seien noch zu klären. Es wird aber wieder die Möglichkeit der Ratenzahlung geben.

Chlor im Wasser war Thema

Rolf Jäger aus Detter sprach die aktuelle Notchlorung in Detter und Weißenbach an. Wann man mit dem Wasser wieder unbedenklich Kaffee kochen und trinken könne, wollte er wissen. Hauke sagte, das sei auch mit Chlorung möglich. Aktuell werde nicht gechlort. Als Ursache der Verunreinigung sei ein undichter Deckel am Hochbehälter Weißenbach ausgemacht worden. Er sei abgedichtet und das Innere gereinigt worden. Nun müssten weitere Proben zeigen, ob das Wasser wirklich sauber ist. Die Gemeinde werde informieren, wenn die Notchlorung endgültig beendet ist.

In der Zeitlofser Bürgerversammlung wurde gefragt, ob das Windkraftprojekt im Roßbacher Forst wieder aufblüht. Dazu liegen Fritzmann keine Anträge vor. Gleiches gilt für die geplante Fotovoltaikanlage bei Detter.