Ehrenamtliche Müllsammlerinnen
Autor: Julia Raab
Bad Brückenau, Sonntag, 01. Oktober 2017
Anita Ortgies und Ruth Stepan wollen etwas gegen Plastikverschmutzung tun.
Anita Ortgies und Ruth Stepan haben einiges gemeinsam. Beide wohnen noch nicht lange in Bad Brückenau, haben Hunde und laufen regelmäßig große Runden durch die Stadt oder das naheliegende Staatsbad. Beide lieben die Natur, die Umwelt und "das schöne Städtchen", wie Ortgies es nennt. Doch auch vor dem kleinsten Städtchen macht die Plastikverschmutzung durch den Menschen nicht halt. "Die ganzen Weichmacher aus den Plastikverpackungen schaden unserer Umwelt und folglich uns selbst", sagt Ortgies.
Wenn sie mit Hund Gini Gassi geht, dann fällt ihr zunehmend der vom Menschen verursachte Dreck auf. Achtlos auf den Gehweg geschmissene Bonbonverpackungen, Taschentücher, Flaschen und Brottüten ärgern Ortgies beim täglichen Lauf mit ihrer Hündin. Seit Jahren schon sammelt sie während des Laufens immer wieder Müll auf, den andere hinterlassen haben. "Das macht mir Spaß und ich tue etwas Gutes", sagt die Frührentnerin.
Im Frühjahr dieses Jahres wand sie sich auf einer Bürgerversammlung der Stadt an die Öffentlichkeit. Sie forderte ihre Mitbürger auf, selbst etwas für die Dreckbeseitigung in der Stadt zu tun. Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks ist von der Initiative der Neubürgerin begeistert. "Ich finde das ganz toll, dass Frau Ortgies das auf so eine positive Art macht, das hat wirklich Vorbildcharakter", sagt sie. Nicht schimpfen, sondern helfen, sei die Devise. Der Bauhof fahre zwar täglich die Wege ab, doch die Kapazitäten seien einfach begrenzt.
Ruth Stepan kommt aus Mannheim und zog im vergangenen Jahr für ihr Rentnerleben nach Bad Brückenau. In der Großstadt habe sie - bedingt durch ihre zwei Hunde - schlimme Erfahrungen den Müll betreffend in den anliegenden Parks gemacht. Dort schloss sie sich mit anderen Hundebesitzern zusammen und gründete eine ähnliche Initiative zur Müllbeseitigung. Nach dem Umzug nach Brückenau fand sie entsprechende Zustände entlang der Sinn in Richtung Staatsbad. "PET-Flaschen sammeln sich in der Sinn und nach dem Winter war das besonders schlimm."
Bei ihrem täglichen Spaziergang trafen sich die zwei Frauen und unterhielten sich darüber. "Wir sind keine Moralapostel aber es wäre sehr wichtig, schon bei den Kindern das Bewusstsein für die Umwelt zu wecken", sagt Stepan. Dafür seien in erster Linie die Eltern, aber auch die Schulen zuständig. Deshalb brauche es mehr Initiativen, die das bewirken. Die beiden Frauen "teilen sich das Revier auf", um keine Überschneidungen zu haben. "Wir bekommen von der Stadt einen Greifer und Handschuhe zur Verfügung gestellt und eine Ehrenamtspauschale gibt es auch", sagt Ortgies.
Die schlimmsten Stellen kennen die Frauen nur zu gut: Entlang der Sinn zwischen Fachmarktzentrum und tegut, an den Spielplätzen und vom Georgi-Park in Richtung Staatsbad ist der meiste Dreck. In den Sommermonaten, wenn sich die Menschen an den Wochenenden viel draußen aufhalten, finden sie montags Unmengen an Müll auf den Wegen. "Das sind natürlich viele Jugendliche, die sich treffen und trinken, rauchen und auch ihr Geschäft erledigen", haben die Frauen die Erfahrung gemacht. "Das ist eine so schöne Kurstadt und das widerspricht einfach unserem ästhetischen Empfinden - ganz abgesehen von den langfristigen Schäden in der Umwelt", sind sich die Frauen einig. Nach Ortgies Aufruf im Frühjahr hat sich leider niemand gemeldet, berichtet sie. "Aber wir würden uns sehr über mehr Engagement von den Bürgern aus Bad Brückenau freuen." Auch die Bürgermeisterin wünscht sich mehr positive Menschen wie die beiden Frauen mit den Hunden. Denn "die Verschmutzung in den Städten nimmt zu und solche Initiativen an öffentlichen Plätzen werden immer wichtiger". "Jeder kann das machen und es ist ein gutes Gefühl und nichts, wofür man sich schämen müsste", sagt Ortgies zum Abschluss. Interessierte Bürger können sich bei der Stadt melden: 09741/804-0