Drogen nicht verharmlosen
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Freitag, 08. April 2016
Mit 743 Fällen registrierte die Polizei 2015 die geringste Anzahl an Straftaten seit Bestehen der Dienststelle.
Zurücklehnen können sich die Beamten dennoch nicht, es gibt beunruhigende Trends. Es ist eine gute Bi lanz, die Herbert Markert, Leiter der Polizeiinspektion (PI) Bad Brückenau, für das vergangene Jahr vorlegt: 743 Straftaten bei einer Aufklärungsquote von 74,6 Prozent, 365 Tatverdächtige, darunter 21 Kinder und 30 Jugendliche. Im Vorjahr sah das noch deutlich anders aus. Da waren es 813 Fälle und 351 Tatverdächtige, davon 22 Kinder und 43 Jugendliche. "2014 war ein Ausreißer", sagt Markert. Zurücklehnen können sich die Beamten dennoch nicht.
"Es ist purer Zufall, dass unser Dienstbereich im abgelaufenen Jahr von schlimmen Folgen oder gar Drogentodesfällen verschont blieb", sagt Markert. Seit drei Jahren steigt die Zahl der Vorfälle in Zusammenhang mit Betäubungsmitteln kontinuierlich an: Von 40 Fällen (2013) auf 54 (2014) und schließlich auf 69 im vergangenen Jahr.
Warum das so ist? Markert vermutet, dass das Unrechtsbewusstsein in der Bevölkerung abnimmt, zum Beispiel durch die Diskussion um die Legalisierung von Haschisch oder die Verbreitung von Kräutermischungen. Nicht akzeptabel ist für Markert, dass die Gewalt gegen Polizisten weiter zugenommen hat, vor allem wenn Drogen und Alkohol im Spiel sind. 19 Fälle, fünf mehr als im Vorjahr, registrierte die PI im Jahr 2015. Sieben Beamte wurden verletzt.
Juristische Konsequenzen
Sorge bereitet auch das große Dunkelfeld der häuslichen Gewalt. Die Zahl der Vorfälle, die bei der Polizei erfasst sind, hat sich von 43 (2014) auf 51 (2015) erhöht. Ein aufmerksamer und zugleich behutsamer Umgang von Nachbarn, Ärzten und Lehrern mit betroffenen Familien ist hilfreich und nötig. Es gibt aber auch positive Entwicklungen. Die Zahl der Straftaten, die direkt in Bad Brückenau passiert sind, hat sich verringert, und zwar um 96 auf 431 Fälle in 2015. Er freulich ist auch, dass in Wildflecken die Zahl der Straftaten mit 129 Vor kommnissen (2014: 125) nur unwesentlich gestiegen ist.
Was die Serien von Vandalismus in der Vergangenheit angeht, so rechnet Markert mit einer Entspannung. Grund sei, dass der Kern der Gruppe, die für diverse Taten verantwortlich ist, die juristischen Konsequenzen für ihr Handeln zu spüren bekommt. Insgesamt stellt Markert fest, dass die Jugendkriminalität leicht zurückgegangen ist, aber immer noch deutlich über dem unterfränkischen Niveau liegt. Inzwischen gebe es weniger ju gendliche Täter, die aber mehr Straftaten begingen.
Deshalb wird die PI ihre Präventionsarbeit fortsetzen. 2015 kam dieser Bereich mit knapp 500 Stunden - zum Vergleich: 2014 waren es fast 900 Stunden - etwas zu kurz. Der Hauptgrund war, dass Beamte aus Bad Brückenau beim Gipfel in Elmau Unterstützung leisteten.