Dorint-Mitarbeiter demonstrieren in Bad Brückenau
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Freitag, 25. Oktober 2013
Die Hotelkette Dorint liefert sich einen Kleinkrieg mit dem Freistaat Bayern. Vordergründig geht es um den Brandschutz in den historischen Gebäuden. Die Hintergründe des Konflikts liegen jedoch im Dunkeln.
Sie sind jung, sie haben Arbeit in der Region, und sie wollen bleiben. Etwa 20 Mitarbeiter des "Dorint Resort & Spa" haben gestern Nachmittag auf dem Alten Rathausplatz eine Kundgebung gehalten. Manche brachten ihre Kinder mit, auch ältere Mitarbeiter waren dabei, aber der Kern der Demonstranten waren junge Leute. "Wir sind aus Solidarität mit denen gekommen, die gehen mussten", sagt einer von ihnen. "Und wir haben Angst, auch bald unsere Jobs zu verlieren", sagt ein anderer.
Am Montag hatte der Hotelbetreiber "Neue Dorint GmbH" mit Sitz in Köln den Fürstenhof mit 51 Zimmern geschlossen und zehn Mitarbeitern gekündigt (wir berichteten). Als Grund führte das Unternehmen Sicherheitsmängel beim Brandschutz auf. Dass das Risiko zu groß geworden sei, trifft bei den Angestellten auf Verständnis: "Wir sind die nächsten vier Wochenenden ausgebucht.
Das Dorint würde doch nicht den Ärger mit den Gästen in Kauf nehmen, wenn alles in Ordnung wäre", sagt eine junge Frau.
Aussage gegen Aussage
Ortswechsel. Der Fürstenhof liegt idyllisch im Schlosspark im Staatsbad. Buntes Laub liegt überall. Oliver Fiege steigt die Stufen hinauf zum Anwesen. Von hier aus kann der Hotel-Chef, der im September 2012 das Dorint übernommen hat, die ganze Anlage überblicken. Bis zum Dreistelz reicht der Blick.
Doch eines stört die Idylle: Seit Mittwoch riegelt ein Bauzaun den Fürstenhof ab. Fiege öffnet die Tür, geht an der leeren Rezeption vorbei nach oben. Es gebe keine Rauchmelder in den Zimmern und auf den Fluren, die Türen zum Treppenhaus seien nicht feuerfest. Dann zeigt Fiege ein Fenster, das 70 mal 70 Zentimeter klein ist. Zu klein, sagt der Brandschutzgutachter des Dorints.
Groß genug, sagen die Gutachter des Freistaats Bayern.
"Wir haben von unseren Experten die Zusage, dass im Fürstenhof keine Gefahr für Leib und Leben besteht", versichert Kurdirektorin Andrea Schallenkammer den Demonstranten. "Der Freistaat Bayern hat aus eigener Initiative viel Geld in die Hand genommen, um den Brandschutz zu modernisieren", sagt sie weiter. Diese Maßnahmen laufen seit 2005 (siehe Info-Kasten). Die Demonstranten freilich überzeugt das nicht. Für sie bleiben zu viele Fragen offen.
Konflikte im Hintergrund
Zum Beispiel die Frage zum Brandschutz-Nachweis für den Fürstenhof. Das Dorint habe das Papier mehrmals angefordert, aber nie erhalten, sagt Fiege. "Wir müssen davon ausgehen, dass es beim Brandschutz noch weitaus gravierendere Mängel geben kann", pocht er auf die Sicherheit für die Gäste.
Vor der Schließung des Fürstenhofes - Fiege nennt es nicht Schließung, er sagt "vorläufige Schließung " oder "Nicht-Belegung" - habe eine Brandschutzfirma Tag und Nacht einen Wachmann für die Sicherheit der Gäste abgestellt. "Wenn der Fürstenhof morgen brennt...", stellt Kaspar Müller-Bringmann, Pressesprecher bei Dorint, die Frage in den Raum, die auch die Mitarbeiter des Dorints beschäftigt.
Es stimme, dass das geforderte Dokument dem Dorint bisher nicht ausgehändigt wurde, sagt Schallenkammer. "Das lag aber nicht am Inhalt des Nachweises, sondern da sind andere Gründe zwischen den Vertragspartnern im Spiel", ließ die Kurdirektorin gucken. Diese Hintergründe jedoch bleiben den Demonstranten verborgen. Wie war auf einem ihrer Protest-Plakate zu lesen? "Machtspiel auf Kosten der kleinen Mitarbeiter..."