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Die Schmarotzer unter uns


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Sonntag, 20. Oktober 2013

Der Stadtrat Bad Brückenau diskutierte unlängst über eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Volkers. Dabei wird deutlich: die Schatten der EU-Flüchtlingspolitik reichen bis in die Region.
Menschen, die illegal nach Europa einreisen, werden oftmals in Lagern untergebracht. Foto: dpa


Sie werden nicht bleiben, die Asylbewerber. Die Bürger müssen also keine Angst haben, dass sie ihre Arbeit, Wohnraum oder die Kita-Plätze ihrer Kinder in Zukunft teilen müssten. Oder gar abgeben. Denn die deutsche Flüchtlingspolitik ist nicht darauf ausgerichtet, dass Asylsuchende in Deutschland integriert werden. Eher im Gegenteil: Sie setzt auf Abschreckung und schleichende Demoralisierung.

Deshalb Gemeinschaftsunterkünfte in meist unwirtlichen Unterkünften. Deshalb keine Arbeitserlaubnis. Deshalb Essenspakete, die zwar den Magen, nicht aber das Bedürfnis nach Abwechslung und Selbstbestimmung (er)füllen. Die Menschen sollen erfahren, dass sie keine Perspektive in Deutschland haben. Das ist das Konzept.

Dasselbe gilt für die EU: Seit der Dublin II-Verordnung ist für Flüchtlinge immer das Land zuständig, über das die Menschen eingereist, oder besser eingeschleust wurden. Und das ist in den seltensten Fällen Deutschland. Wer also naiv genug ist, den Behörden seinen Fluchtweg zu schildern, wird postwendend nach Italien, Griechenland oder Spanien zurückgeschickt. Deutschland, das zentral auf dem europäischen Festland liegt, hat sich damit eine komfortable Lage geschaffen. Es kann das Flüchtlingsproblem - ganz legal - einfach weiterreichen.

Und haben die Politiker damit nicht auch ein bisschen Recht? Schließlich gibt es sie ja wirklich, die Schmarotzer, die vor allem die Wohltätigkeit des Sozialsystems in Deutschland suchen. Aber wenn wir ehrlich sind, wissen wir alle, dass Schmarotzer keine spezielle Herkunft oder Hautfarbe haben. Sie leben mitten unter uns.