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Detter: Das Dorf auf der Höh'


Autor: Ulrike Müller

Detter, Montag, 08. Sept. 2014

Es ist eine lange und beschwerliche Reise bis nach Detter. Doch für die Sommer-Serie "Infranken trifft" ist dem Reporter kein Weg zu lang. Detter, so möchte man meinen, sei menschenleer, öde und ein sam. Doch der Schein trügt...
Seit 1978 gehört Detter zum Markt Zeitlofs. Die Zeitlofser nennen die Orte Roßbach, Weißenbach und Detter die Dörfer "auf der Höh'". Die wiederum nennen Zeitlofs, Rupboden und Eckarts "den Grund". Fotos: Ulrike Müller


Wenn die Saale-Zeitung eine Aktion startet, und diese Aktion heißt zufälligerweise "Infranken trifft" dann müssen die Reporter schon mal raus an entlegene Orte, wo sie unter Umständen noch nie waren, oder höchst selten zumindest. Aber es gibt ja Navis, nicht wahr? So tuckert frau also dienstbeflissen mit gefühlten 40 Kilometer pro Stunde den Berg von Rupboden hinauf "auf die Höh'". Da eben, wo Roßbach und Weißenbach liegen. Und wenn man weiterfährt, dann kommt doch tatsächlich noch ein Ort. Detter, steht auf dem Schild. Na, dann kann die Recherche ja losgehen.

Eines vorweg: Die Detterer haben zweierlei gemeinsam. Die meisten leben gern hier in der Idylle zwischen Modlos und Heiligkreuz. Aber fotografieren, da sind sie sehr zurückhaltend. Da muss der Reporter schon in den Hintergärten suchen, um etwas redselige Leute zu finden. Wobei redselig auch nicht wirklich der richtige Ausdruck ist...

Aber wie dem auch sei, schön ist's in Detter allemal. Gleich am Eingang des Dorfes ranken Weintrauben an der Fassade eines Hauses entlang. An einer Kreuzung lädt eine Bank zum Verweilen ein und in der Kirche - Detter ist evangelisch - ist eine aufwendige Empore aus Holz zu bewundern. Ein Stück weiter, im Feuerwehrhaus, brennt Licht. Margareta Reim und Manuela Weber räumen auf, denn immer am ersten Mittwoch im Monat treffen sich die Senioren. Das ist ja schön, aber gibt's auch Jugendliche in Detter?

Kirmes: Ausnahmezustand in Detter

"Nicht mehr so viele", erzählt Michael Griebel, "aber ja, uns gibt's!" Einmal im Jahr, wenn die Detterer ihre Kirmes feiern, dann herrsche Ausnahmezustand im Dorf. Als Vorsitzender der Landjugendgruppe Detter ist er für die Organisation der Kirmes zuständig. "Das geht nur, weil der ganze Ort mithilft", sagt Theresia Rottmann, die seit Mai für die Freie Wählergemeinschaft im Gemeinderat Zeitlofs sitzt. Und wenn es dann Ende September wieder soweit ist, dann herrscht nicht nur Leben im Ort, dann tobt das Leben. Dann geben ganz viele Leute auf einmal "Detter" in ihr Navi ein und feiern zünftig, wie es eben nur die Rhöner können.

Aber damit nicht genug. Wer hätte gedacht, dass auch sonst ziemlich viel los ist für einen so kleinen Ort? Detter hat nicht nur einen Chor, sondern gleich drei. Und mit dem SV Detter-Weißenbachbach und dem SC gibt's zwei Sportvereine. Dazu kommen noch die Feuerwehr, ein Motorradclub, drei Imker, zwei Brennereien - mindestens - und ein Kindergottesdienst- Team für den Nachwuchs.

Denn die Detterer bieten dem demografischen Wandel die Stirn. Sozusagen. Eine Nachfrage bei der Gemeinde Zeitlofs ergibt, dass in den vergangenen fünf Jahren fünf Kinder hier geboren sind. Erst im August bekamen die Detterer wieder Zuwachs. Dass zwei der fünf Kinder schon wieder fortgezogen sind, ist Schicksal. Am Ruf des Dorfes liegt das sicher nicht. Denn wenn der Reiterhof Rhön seine Turniere ausrichtet, dann blickt ganz Europa nach Detter. Aber das ist noch nichts im Vergleich zur legendären Kartschul' in der Marktstraße. Die nämlich ist weltbekannt.