Der Rotmilan ist das neue Wappentier der Rhön
Autor: Marion Eckert
Poppenhausen (Wasserkuppe), Mittwoch, 17. Sept. 2014
Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel, gibt mit 700 000 Euro für die "Arge Rhön" den Startschuss für das Schutzprojekt.
Die Rhön hat mit dem Rotmilan den "Charaktervogel der Rhön" gefunden, und als solcher soll er künftig gelten. Für das Naturschutzprojekt wurde von der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Beate Jessel, am Dienstagnachmittag der Zuwendungsbescheid in Höhe von 700 000 Euro an die "Arge Rhön" übergeben und damit der Startschuss für das Rotmilanschutzprojekt in der Rhön gegeben.
Aufgrund fortschreitender Veränderungen in der Argarlandschaft nehme der Bestand des beeindruckenden Greifvogels seit Jahren ab. "Denn in den intensiv genutzten Landschaften findet der Rotmilan nicht genügend Nahrung zur Aufzucht seiner Jungen", sagte Beate Jessel. Mit dem Naturschutzprojekt "Artenhilfsprojekt Rotmilan in der Rhön" soll diese negative Entwicklung gestoppt werden.
Zwar sei der Rotmilan nicht vom Aussterben bedroht, doch er stehe auf der Liste der Arten, für die Deutschland eine besondere Verantwortung trage. "Der Rotmilan ist ein echter Europäer, und mehr als die Hälfte aller auf der Welt vorkommenden Rotmilane brüten in Deutschland", betonte Jessel. Das Verbreitungsgebiet der etwa 20 000 bis 25 000 Brutpaare beschränke sich ausschließlich auf Europa. 200 Paare brüten alleine in der Rhön. Damit stelle die Rhön einen bedeutenden Verbreitungsschwerpunkt der Art dar und eigene sich hervorragend für das Naturschutzprojekt.
Leider habe die Anzahl der brütenden Paare in den letzten 20 Jahren deutlich abgenommen. Einer der Hauptgründe für diese negative Entwicklung sei die insgesamt zunehmende Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung. Der Rotmilan sei auf abwechslungsreiche, kleinstrukturierte Landschaften mit Wiesen, Weiden und Wäldern angewiesen.
Nur dort könne er ausreichend Nahrung zur Aufzucht der Jungtiere finden.
Günstige Landschaftsstrukturen
In der Rhön finde der Rotmilan immer noch vergleichsweise günstige Landschaftsstrukturen vor. Aber auch hier schreite der landwirtschaftliche Strukturwandel ungebremst voran. Diesen negativen Bestandstrend will die "Arge Rhön" mit dem Vorhaben "Artenhilfskonzept Rotmilan in der Rhön" stoppen und eine Steigerung der Rotmilanpopulation initiieren. Das Projekt orientiere sich an den naturräumlichen Grenzen des Mittelgebirges Rhön und umfasse sechs Landkreise in drei Bundesländern. Um den Lebensraum für diesen charismatischen Greifvogel attraktiver zu machen und ihn bei der Aufzucht der Jungen zu unterstützen, sollen in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten der Region verschiedene, auf die Ansprüche des Rotmilans angepasste Maßnahmen in der Agrarlandschaft
umgesetzt werden. Dazu zähle unter anderem die Erhöhung des Grünlandanteils und die Förderung des Anbaus von Hackfrüchten und Luzerne.
Brütende Rotmilane brauchen zudem sehr viel Ruhe. Daher werden neben den Maßnahmen in den Nahrungshabitaten auch Maßnahmen im unmittelbaren Umfeld der Horste umgesetzt, wie die Einrichtung von Horstschutzzonen, in denen Waldarbeiten eingeschränkt werden, Maßnahmen zur Besucherlenkung und das Anbringen von Metallmanschetten zum Schutz der Horste vor kletternden Beutegreifern, wie dem Waschbär. Diese Maßnahmen sollen den Bruterfolg zusätzlich steigern.
Der Rotmilan gelte außerdem als sehr windenergieempfindliche Vogelart. Vor dem Hintergrund der Energiewende und dem verstärkten Ausbau von Windenergieanlagen seien die Rotmilanverluste deutschlandweit in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Die Rhön sei bisher frei von Windenergienanlagen.
Um Verluste des Rotmilans durch Windkraftanlagen im Projektgebiet auch künftig zu vermeiden, werde die Planung und Genehmigung von Anlagen aktiv begleitet, um rotmilian freundliche Lösungen zu arbeiten.
Info- und Fachveranstaltungen
Um die Begeisterung für den Rotmilan auch in der Öffentlichkeit zu wecken, sei die Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien für Schulen in der Rhön sowie Informations- und Fachveranstaltungen sowie eine Wanderausstellung geplant.
Als Grundlage für die vielfältigen Maßnahmen werden die Horststandorte und Reviere der Rotmilane sowie der Bruterfolg von einem Netzwerk ehrenamtlich tätiger Menschen regelmäßig erfasst.
"Wir erwarten von dem Projekt wertvolle Ergebnisse für die Politikberatung und Hinweise, mit welchen Maßnahmen die Ansprüche des Rotmilans bestmöglich erfüllt werden können", sagte die Professorin. Neben Dankesworten von Fuldas Landrat Bernd Woide, der im Namen seiner Landratskollegen Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld) und Thomas Bold (Bad Kissingen) sprach, stellte Martin Hormann von der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen den Rotmilan in beeindruckenden Bildern und mit vielfältigen Informationen zu Verbreitung, Schutz und Gefährdung vor.