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Der MSC Wildflecken ist nur noch Vergangenheit


Autor: Sebastian Schmitt

Wildflecken, Donnerstag, 08. Mai 2014

Ein Stück Wildfleckener Geschichte ist zu Ende. In einer außerordentlichen Versammlung haben die Mitglieder des Motorsportclubs Wildflecken die Auflösung des Vereins beschlossen.
Ein Bild aus besseren Tagen: Ludwig Metz als strenger Punktrichter beim Geschicklichkeitsturnier des MSC Wildflecken 1960. Foto: MSC


"Wir kommen nicht um die Gretchenfrage herum. Wir müssen ehrlich sein und eine sinnvolle Lösung finden", mit diesen Worten hatte Vorsitzender Michael Geck den Mitgliedern eine Entscheidung abverlangt. Und diese verlief negativ. Der Motorsportclub Wildflecken löst sich auf. "Irgendwann geht es nicht mehr. Und es ist verdammt schwer geworden", sagte Geck, der den MSC Wildflecken e.V. im ADAC rund 30 Jahre geführt hatte. "Wir treten auf der Stelle, es macht keinen Sinn mehr, die Hängepartie noch weiter zu betreiben."

1957 war der Wildfleckener Motorsportclub aus dem Bad Brückenauer Verein hervorgegangen. Rund 57 Jahre später fehlen den Rhöner Motorsportlern die Perspektiven für die Zukunft. "Wir haben im Vorstand lange besprochen, wie wir das auf die Reihe bekommen. Letztlich war das Instrument einer außerordentlichen Versammlung notwendig, um die richtigen Schritte einzuleiten", erläuterte Geck.

Viele Gründungsmitglieder sind bis heute mit dem Verein eng verbunden, der zum jetzigen Stand 88 Mitglieder zählt. "Mehr als die Hälfte davon ist weit über 60. Das zeigt die Struktur unseres Vereins."
Geck machte deutlich, dass es eine moralische Verpflichtung gegenüber den Gründern des Vereins gebe, eine einwandfreie Abwicklung zu gewährleisten. Der heutige Vorsitzende war 1970 in den MSC eingetreten: "Der Verein hat einen Teil meines Lebens mitgeprägt."

Stillstand

Seit rund fünf Jahren gebe es im Wildfleckener Motorsport einen Stillstand. Krankheiten von Führungspersonen seien erschwerend hinzugekommen. "Wir bekamen einen Mangel an Akteuren, einen Mangel an Übungsleitern, einen Mangel an Jugendlichen." Der Turniersport auf dem Lande stagniere, rund um den Motorsport im Amateurbereich sei ein großes Fragezeichen entstanden.

Geck nannte den Bereich Jugendkart als Beispiel. "Wir hatten Glanzzeiten, normale Zeiten und schließlich kam der Vandalismus von Fremden, die unsere Karts zerstört haben." Geck machte keinen Hehl daraus, dass dieser Vorfall den kleinen Kreis der Kartfreunde und ihn selbst auch persönlich stark getroffen habe.
Der Wille sei vorhanden gewesen, aber es fehlte der Nachwuchs. Geck erinnert sich an bessere Zeiten: "Als es den Schumi-Boom gab, da kamen die Kinder in ihren roten Overalls." Erschwerend aus Sicht der Motorsportler seien die immer höher werdenden bürokratischen Hürden gewesen. Landkreis und Marktgemeinde seien zwar immer entgegenkommend gewesen, aber um formelle Bestimmungen komme man dennoch nicht herum. "Es gibt nicht mehr genügend Schultern, um die ganze Verantwortung zu bewältigen. Stillstand ist wie Rost." Die Vereinshütte am Kellerstein sei bereits vor Monaten geschlossen worden. Der Rückbau konnte in Zusammenarbeit mit der Basalt AG auf den Weg gebracht werden. Geck bezeichnete es letztendlich als großes Glück, dass der MSC keine eigenen großen Liegenschaften besitzt: "Das hätte alles noch viel schwerer gemacht." Gemäß Satzung wird das verbleibende Vermögen des Vereins an die Marktgemeinde Wildflecken fallen, die das Geld zweckgebunden für Belange der Verkehrserziehung einsetzen wird. Weil das oberste Ziel des MSC die Ausbildung von jungen Menschen im Bereich Straßenverkehr ist, mache ein Verein ohne großen Nachwuchs keinen Sinn mehr, so Geck. Zwei Jahre lang habe er sich mit dem Problem befasst, dabei auch rechtlichen Rat gesucht und alle Möglichkeiten ausgelotet. Da sich auch für die Vereinsführung keine neuen Köpfe finden ließen, musste "das Ende mit Schrecken" in die Wege geleitet werden.

Traurige Entscheidung

Benjamin Krenzer, der zusammen mit anderen jungen Vereinsmitgliedern die letzten sportlichen Erfolge unter der Flagge des MSC erreicht hatte, machte der Versammlung deutlich, dass die finanziellen Anforderungen im Motorsport mittlerweile so hoch geworden seien, dass für Normalverdiener in der ländlichen Region der Sport gar nicht mehr zu betreiben sei. Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz spricht von einer "traurigen Entscheidung". Der Wildfleckener Motorsportclub habe gesellschaftlich eine hohe Bedeutung gehabt und einen wichtigen Beitrag zur Verkehrserziehung geleistet. "Dieser Teil bricht nun weg." Kleinhenz hob die jahrelange Arbeit der Vereinsführung heraus. Die Einsatzbereitschaft Gecks sei in vielen Vereinen gefragt.
Alt-Bürgermeister Alfred Schrenk bat die Vereinsmitglieder darum, dass Erinnerungsstücke und historisch bedeutsame Dokumente sowie Fotos der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Es sei wichtig, die Erinnerung an einen so abwechslungsreichen Zeitabschnitt am Leben zu erhalten.