Dem Himmel etwas näher

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Während des Rosenkranzgebets bricht die Nacht herein. Fotos: Thomas Dill
Während des Rosenkranzgebets bricht die Nacht herein. Fotos: Thomas Dill
Rudi und Ute Fischer mit ihren Hohenrother Musikanten. Foto: Thomas Dill
Rudi und Ute Fischer mit ihren Hohenrother Musikanten. Foto: Thomas Dill
 
Gut beschirmt und behütet zum Auftakt des Gottesdienstes. Foto: Thomas Dill
Gut beschirmt und behütet zum Auftakt des Gottesdienstes. Foto: Thomas Dill
 
Die gnadenreiche Maria, Abschluss der Treppenanlage, von betenden Gläubigen immer besonders gegrüßt.. Foto: Thomas Dill
Die gnadenreiche Maria, Abschluss der Treppenanlage, von betenden Gläubigen immer besonders gegrüßt.. Foto: Thomas Dill
 
Maria mit dem Kinde.. Foto: Thomas Dill
Maria mit dem Kinde.. Foto: Thomas Dill
 

Rund 2500 Christen ließen sich auch von Unwetterwarnungen nicht davon abhalten, die 254 Stufen auf den Ehrenberg hinaufzusteigen, um dort vor dem Gnadenbild gemeinsam Mariä Himmelfahrt zu feiern.

"Das Licht Gottes in uns muss herauskommen. Ihr sollt leuchten; seid deshalb keine Funzeln, seid keine Armleuchter!" Mit prägnanten Worten fand der Festprediger der Virgilfeier, Pater Martin Wolf, Superior des Oblatenklosters Hünfeld, sofort Zugang zu den rund 2500 gläubigen Christen, die sich trotz Unwetterwarnungen auf den Weg auf den Ehrenberg gemacht hatten.

Mariä Himmelfahrt, so die volkstümliche Bezeichnung wird seit 1522, also mitten in den Wirren der Reformation die Wallfahrten ablehnte, in einer festen Kirche auf dem Ehrenberg bei Kothen gefeiert. Bei Wind und Wetter finden Christen aus dem nahen Umland Bad Kissingens und dem Grabfeld, aus dem Fuldaer und Würzburger Raum jährlich die vielen Wege hinauf zum Gnadenbild der Maria. Sei es auf mehrtägigen große Fußwallfahrten, individuellen Pilgerwegen zu Fuß oder mit dem Fahrrad, sei es mit dem Bus oder Auto bis zum Fuß des Berges, um dann die 254 Stufen singend und betend zu erklimmen.


Begleitung seit 50 Jahren

Mehrere große Gruppierungen wurden dann von Dekan Michael Krammer auch namentlich zu Beginn der Virgilfeier extra begrüßt, teilweise begleitet durch eigene Musikgruppen. So gestaltete der Musikverein Hohenroth, verstärkt durch zahlreiche Gastmusiker, in gewohnter Weise heuer zum 50. Mal die Virgilfeier, deren Liedauswahl bei den Besuchern sehr gut ankam. Dirigent Rudi Fischer, der die Stücke im Duett mit seiner Frau Ute vorsang, und seine 30 Musiker ließen dabei eine besondere Spiritualität bei den Gläubigen aufkommen.

Die Musik aus Sandberg begleitete anschließend bis weit nach Mitternacht die Gebete und Meditationen der Gläubigen in der Wallfahrtskirche. Währenddessen richteten sich die ganz Unerschrockenen unter dem Dach des Freialtars und in Zelten auf eine nasse, sehr kühle Nachtruhe ein, um am nächsten Morgen noch den Hauptgottesdienst zum Hochfest mitfeiern zu können.

Den hohen Stellenwert des Wallfahrtsortes Maria Ehrenberg symbolisiert jährlich die Anwesenheit zahlreicher Geistlicher und kirchlicher Würdenträger. Erstmals dabei war Martin Wolf, der Superior der Hünfelder Oblaten, der Oblati Mariae Immaculatae (OMI), die somit einen besonderen Bezug zur Marienverehrung auf dem Ehrenberg haben.


Rosenkranz und Prozession

Auftakt der Virgilfeier war zunächst das Rosenkranzgebet, dem sich die Lichterprozession anschloss. Vier Wallfahrtsführerinnen trugen unter Fackeln und Kerzenschein die Lade mit der gnadenreichen Maria rund um den Festplatz, gefolgt von den Priestern und nahezu allen Gläubigen, begleitet von traditionellen Wallfahrtsliedern und Gebeten. Der zum Ende der Prozession einsetzende leichte Sommerregen schreckte die Gläubigen nicht, man rutschte enger zusammen und teilte sich Regenschirm und Regencapes.

Superior Wolf schlug in seiner Predigt die Brücke von den Kerzen in den Händen der Gläubigen zum Licht des gelebten Glaubens auf dem Ehrenberg. "Hier wird so ganz nach fränkisch-bayerischer Tradition mit viel Emotion gefeiert und es ist ein Ort, wo sich der Himmel öffnet und den Menschen nahe kommt."


Aktuelle Probleme

Die Flüchtlingsproblematik, Griechenland, der ISIS-Terror, die aktuellen Probleme der Welt passten perfekt in die Betrachtungen des Predigers. "200 000 Lichter sind letztes Jahr in Form von Kirchenaustritten erloschen. Je finsterer es wird, desto mehr muss in jedem von uns das Licht des Glaubens brennen. Wir brauchen keine anonymen Christen, stellt euer Licht nicht unter den Scheffel!" Klare Worte in einer Zeit, in der nicht nur das Wetter die Menschen aufs äußerste belastet.

Dekan Michael Krammer dankte in seinen Schlussworten, einem launigen Dialog mit den anwesenden Oblaten und den Gläubigen, allen für ihr Kommen und besonders für die Festpredigt des Superiors.
"Kommt gut hämm!" Die fränkischen Wünsche waren angesichts des Wetters und der rutschig gewordenen Stufen hinab zur Straße sicher ernst gemeint. Die Feuerwehr Kothen und die Standortfeuerwehr nässte vor dem Regen unentwegt die staubige Zufahrtsstraße durch den Truppenübungsplatz, eine Bereitschaft des Roten Kreuzes und viele Helfer aus den Kirchengemeinden Kothen und Motten halfen, das Hochfest trotz Wetterwidrigkeiten zu einem spirituellen Erlebnis für alle Teilnehmer zu machen.