Die Familie Langeworth hat vor zehn Jahren damit begonnen, ihre Zimmer dauerhaft zu vermieten. Das Konzept "Kurpension statt Altenheim" hat sich mittlerweile bewährt.
Wie gut es Maria Raussert in ihrem neuen Zuhause geht, hört man schon von weitem: Ein lautes Lachen empfängt den Besucher in der guten Stube der Kurpension "Margarete", wenn man nach der 90-Jährigen fragt. "Ich mache hier Urlaub", sagt sie über ihren Aufenthalt. Und der Urlaub dauert mittlerweile seit zweieinhalb Jahren: Maria Raussert hat das Angebot der Familie Langeworth angenommen, die Pension als Seniorenheim zu nutzen.
"Früher habe ich hier öfter Urlaub gemacht mit einer Freundin", berichtet Maria Raussert. Irgendwann konnte die allein stehende Frankfurterin dann nicht mehr alleine wohnen: "Als es daheim nicht mehr ging, hat ihre Nichte entschieden, dass sie hier zu uns kommt", berichtet Gundula Langeworth.
"Hier bin ich immer in Gesellschaft", freut sich die Seniorin, die heute Geburtstag feiert (siehe Bericht rechts). Gemeinsam mit ihrer gut ein Jahr jüngeren Freundin Elly Liebig geht sie gerne im nahe gelegenen Kurpark
spazieren, unterhält sich und singt Volkslieder. "Hier ist es schön", sagt sie zufrieden.
Stammgäste brachten Idee mit Drei Dauergäste haben die Langeworths derzeit, zwei weitere Seniorinnen kommen regelmäßig für längere Zeit vorbei. Die Idee für die Mischung aus Pension und Senioren-Heim ist vor zehn Jahren entstanden: "Der Impuls kam damals von Stammgästen aus Frankfurt, die daheim nicht mehr zurechtkamen", erinnert sich Gundula Langeworth. Leider sei der Mann schon nach einem halben Jahr gestorben, die Frau lebte neun Jahre in der Pension und starb im vergangenen Jahr.
Die Betreuung organisieren die Langeworths ganz individuell: "Wir arbeiten auch mit Pflegediensten zusammen", seien körperliche Gebrechen noch kein Grund für einen Auszug.
Aber: "Eine 24-Stunden-Pflege und -Betreuung können wir natürlich nicht leisten." Auch wenn die Dauergäste mittlerweile mehr als die Hälfte von den rund 2500 Übernachtungen im Jahr ausmachen, bleibt das Haus eine Pension: "Wir sind kein Heim, da legen wir auch wert drauf", sagt Gundula Langeworth.
Kaum noch klassische Kurgäste Für Familienfeiern oder zum Märchenkongress seien die 23 Zimmer schon auch noch vereinzelt voll belegt. Und: "Wir haben auch noch ein paar Stammgäste, die für 14 Tage kommen", berichtet Hans-Joachim Langeworth. Aber: Die goldenen Zeiten der Kurpension sind vorbei. "Vor allem die Kur ist heute kein Thema mehr für uns", verweist er auf das Aussterben der ambulanten Badekur.
Mit rund 8000 Übernachtungen haben die Langeworths die Kurpension Margarete vor 20 Jahren übernommen. Die beiden stammen aus Bielefeld in Westfalen.
Hans-Joachim Langeworth war vorher Verkaufsleiter in der Tabakindustrie, seine Frau kündigte für den Neuanfang ihre Beamtenstelle als Diplom-Verwaltungswirtin.
"Das war so eine typische Aussteigergeschichte", erinnert sich Hans-Joachim Langeworth: Beide waren damals 39 Jahre alt. Nach der Wende schauten sie sich zunächst in Ostdeutschland um. Als der Plan dort platzte, stießen sie durch Zufall auf eine Zeitungsanzeige aus Bad Brückenau. "Das war schon ein Sprung ins kalte Wasser", brachen die Langeworths alle Brücken hinter sich ab und zogen mit Töchterchen Friedericke in die Rhön. "Wir haben es nie bereut", zieht Langeworth Bilanz, auch wenn er mit vielen Entwicklungen im Staatsbad ganz und gar nicht einverstanden ist. "Heute weiß kaum noch jemand, dass er mit der Kurkarte eine Trinkkur machen kann", gingen für ihn viele Entwicklungen in die falsche Richtung. Gerade einmal den Schlosspark und die Kurmusik gebe es noch.
Das Konzept "Kurpension statt Altenheim" gleicht zwar nicht die Verluste bei der Kur aus, aber hält die Pension über Wasser. Und der Vorteil für die Dauergäste liege auf der Hand: "Durch die normalen Pensionsgäste ist immer für Abwechslung gesorgt, man sieht nicht immer die gleichen Gesichter."