Das Leuchten der Schatten
Autor: Marion Eckert
Klosterkreuzberg, Sonntag, 11. Sept. 2022
Susanne Casper-Zielonka zeigt im Brunder-Franz-Haus ganz besondere Fotografien. Die Künstlerin nutzt dazu eine alte Reprokamera.
Im Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg gibt es ein neue Ausstellung: Susanne Casper-Zielonka zeigt Fotografien zum Thema "Wald" und "Rhönschönheiten am Wegesrand". Doch es sind besondere Fotografien. Sie entstanden in der Dunkelkammer mit Hilfe einer alten Reprokamera. Es sind Bilder aus Licht und Schatten, schwarz-weiß-Aufnahmen, die scheinbar aus sich heraus leuchten.
Ihr Material finde die Fotografin bei Spaziergängen. "Ich schlendere durch den Wald und die Natur und nehme die kleinen Dinge mit nach Hause", sagt sie. Gräser, Zapfen, Blätter, Blüten, Stängel, Schneckenhäuser, Pilze, Moose, Samen und Früchte. Die Natur liefere eine schier unendliche Auswahl. "Mir geht es darum, genau hinzuschauen, auf das was wirklich wichtig ist. Im Wald sehe ich nicht nur den Baum."
550 Kilogramm Gewicht
Mit den gesammelten Dingen begibt sich die Fotografin in ihre Dunkelkammer. Auf Fotopapier schafft sie Arrangements, die sie mit der Reprokamera direkt belichtet. "Was bleibt, ist das Leuchten der Schatten", beschreibt es die Künstlerin. Bevor elektronische Geräte und später die Digitalfotografie und der Digitaldruck mit all den Vervielfältigungsmöglichkeiten auf dem Markt Einzug hielt, war die Reprokamera das Mittel der Wahl um beispielsweise Druckvorlagen zu erstellen.
Susanne Casper-Zielonka entdeckte vor über 20 Jahren eine solch alte Reprokamera in einem Kramladen. Sie wiege 550 Kilogramm und könne nur per Hubwagen in ihrer Dunkelkammer bewegt werden. Bis zu 1,60 Meter könne die Kamera ausgezogen werden.
Ein ganz schönes Gefummel
Für ihre Arrangements braucht Susanne Casper-Zielonka viel Zeit. Es sei eine meditative Arbeit. Detailgenauigkeit, Geduld und Fingerspitzengefühl seien notwendig, bis die Blätter, Zweige oder Äste so platziert seien, dass ihre Besonderheiten passend in Szene gesetzt seien. Manchmal nutze sie kleine, später unsichtbare Hilfsmittel wie Knete, um Höhen zu schaffen. "Es ist ein ganz schönes Gefummel." Konzentration und Fokussierung auf das Wesentliche sei notwendig, um diese Aufnahmen anfertigen zu können. "Die Dunkelkammer ist mein Yoga-Raum".
Sie belichtet schließlich direkt auf Fotopapier, das heißt es entsteht kein Film oder Filmnegativ. Pro Motiv fertigt sie drei Originale. Nicht mehr. Danach wird das Arrangement wieder aufgelöst.
Immer wieder anders
Ihre Bilder sind Unikate. Kein Motiv ist wiederholbar. Es wird immer anders, selbst wenn die gleichen Pflanzen verwendet werden. Vervielfältigungen, Vergrößerungen, digitale Nachbearbeitung auf all das verzichte Casper-Zielonka bewusst.