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"Dankbar, einfach dankbar"


Autor: Ulrike Müller

Roßbach, Samstag, 02. Juli 2016

Hans Schüßler feiert am Samstag, 2. Juli, in Roßbach seinen 90. Geburtstag.
Blick auf die Rhön: Von seinem Haus in Roßbach aus sieht Hans Schüßler die Berge. Foto: Ulrike Müller


Am 2. Juli 1926 kam Hans Schüßler zur Welt. Der "Scheuermüllers Hans" kann sich noch gut erinnern: An die schrecklichen Erlebnisse im Krieg, das Leben in der "Villa Barackia" und den Aufstieg seines Roßbacher Unternehmens. Er ist dem Tod schon mehrfach von der Schippe gesprungen. Und wenn Hans Schüßler das sagt, dann klingt es ein bisschen wie ein Lausbub, der mal wieder mit dem blauen Auge davon gekommen ist. Aber auch etwas anderes schwingt in diesem Satz mit. Etwas, das Hans Schüßlers Sicht auf sein Leben ausmacht. "Dankbar", sagt er. "Einfach dankbar. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal so alt werde." Am heutigen Samstag, 2. Juli, feiert er seinen 90. Geburtstag.

Geboren in der Scheuermühle war Schüßler als der "Scheuermüllers Hans" bekannt. Vom Vater lernte er schon früh die Bastelei kennen, seine Faszination für alles Technische begleitete ihn sein Leben lang. Doch das Leben auf dem Gehöft war hart, im Jahr 1939 zog die Familie ins Heimatdorf der Eltern zurück nach Roßbach.
"Was mich immer ärgert, wenn es heißt: Früher war alles billiger. Das war nicht so", sagt er mit Nachdruck. In der Mühle habe der Vater einen Stundenlohn von 42 Pfennig bekommen, später seien es 60 Pfennig gewesen. "Zum Vergleich, ein sechs Pfund-Brot hat 80 Pfennig gekostet", erzählt Schüßler.


Durch Alkoholrausch gerettet

Der 2. Weltkrieg ging auch an Schüßler nicht vorbei. Einschneidend war das Erlebnis, als seine Gruppe den Befehl erhielt, in Frankreich Sprengmunition zu verladen. Schüßler selbst und seine Kameraden hatten sich jedoch zuvor an einem Weinfass bedient - betrunken wie sie waren ignorierten sie den Befehl einfach. Nur Sekunden später flog sowohl das Fahrzeug als auch zwei seiner Leute in die Luft. "Gottseidank", schreibt Schüßler in seinen Lebenserinnerungen. Nie und nimmer hätte er für möglich gehalten, dass ihm mal ein Alkoholrausch das Leben retten würde.

Im Jahr 1948 lernte er seine Marie kennen. Das Paar heiratete am 21. August 1949, wechselnde Arbeitsstellen und viele Umzüge erschwerten die ersten gemeinsamen Jahre. Von 1949 bis 1953 lebten sie in Altengronau in einem Holzbehelfsheim. "Das war die schönste Zeit", sagt Schüßler nach kurzem Nachdenken. Drei Kinder meldeten sich in den folgenden Jahren an, ein Mädchen und zwei Jungen.

Nach Roßbach verschlug es Hans Schüßler erst wieder 1963, ein Jahr später gründete er seinem Betrieb. Beruflich hatte Schüßler Erfolg, gesundheitlich musste er mehrfach heftige Schläge einstecken. Einmal wurde er quasi in letzter Minute wiederbelebt und erhielt einen Herzschrittmacher.

1989 übernahm Sohn Norbert die Firma.Es blieben noch viele Jahre, sich im Ortsleben einzubringen, obgleich Hans Schüßler schon immer gut mitgemischt hatte - sei es musikalisch, sei es als Büttenredner, bei den Karnevalisten oder im Schützenverein. Etliche Urkunden und zahlreiche Orden erinnern an das bewegte Leben, das Hans Schüßler hatte und noch hat. "Das Laufen fällt etwas schwer und Treppen steigen, aber ansonsten...", erfreut er sich guter Gesundheit.


Geschichte und Rhöner Mundart

Auch in den Bereichen Heimatgeschichte und Rhöner Mundart brachte sich Schüßler ein. Ein eigenes Büchlein mit Redewendungen brachte er heraus, dafür erhielt er sogar den Kultur-Ehrenbrief des Landkreises Bad Kissingen. Der Goldene Ehrenbrief der Bundesvereinigung der Deutschen Blas- und Volksmusikverbände hängen ebenso an der Wand wie die Goldene Ehrennadel des Nordbayerischen Musikbundes und der "Till von Franken". Der Schützenverein hat ihn zum Ehrenmitglied ernannt, auch in der Verkehrswacht engagierte er sich. Für Saale-Zeitung und Mainpost war er von 1997 bis 2002 im Einsatz. Gerade seine Texte über Heimatgeschichte blieben in Erinnerung.

Im Jahr 2008 musste Schüßler sein "Mariechen" zu Grabe tragen. Auch ein Sohn ist schon gestorben. Die ein oder andere Operation ließ Hans Schüßler noch über sich ergehen. Sie haben seiner Lebenskraft keinen Abbruch getan.