Container-Kindergarten in Bad Brückenau: Ab März tummeln sich dort "Rhönstrolche"
Autor: Steffen Standke
Bad Brückenau, Freitag, 14. Januar 2022
Seit dem Jahreswechsel steht der neue Container-Kindergarten auf dem alten Bad Brückenauer Bahnhofsgelände. Im Stadtrat gab es dazu einige Formalien und Fragen zu klären, damit er ab März öffnen kann.
Es war eine ziemliche Hauruck-Aktion: Erst am 7. Dezember fällte der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung die Entscheidung, auf dem alten Bahnhofsgelände einen provisorischen Kindergarten in Containerbauweise errichten zu lassen. Das geschah zwischen den Jahren. Kosten für das Gesamtpaket: eine Million Euro. In der öffentlichen Januar-Sitzung folgten die Formalien, die eigentlich vorher kommen (sollten). Probleme oder Diskussionen entstanden nicht. Aber es stellen sich neue Fragen.
Rückblende: Laut Verwaltungsleiter Michael Worschech hatte die Stadt schon Mitte vergangenen Jahres begonnen, sich nach Örtlichkeiten für einen Kindergarten auf Zeit umzusehen. Der Bedarf für mindestens eine Kleinkind- (unter drei Jahren) und Regelgruppe (drei bis sechs Jahre) war absehbar. Leerstehende Immobilien wurden geprüft, darunter ein ausgedientes Firmengelände, eine passende Lösung noch nicht gefunden.
Auch lag im Laufe des Jahres ein Gutachten vor, das dem Kindergarten in Wernarz gravierende Brandschutzmängel bescheinigte. Unter anderem fehlte der zweite Rettungsweg; die Betreuerinnen hätten die Kinder über die Fenster evakuieren müssen. Die Betriebserlaubnis des Kindergartens über das Jahresende hinaus, informiert Worschech auf Nachfrage, war dadurch zwar nicht in Gefahr. Aber mittelfristig bestand Handlungsbedarf.
Und dann überschlugen sich die Ereignisse - im Sinne der Stadtverwaltung. Zum einen entdeckte man den Containerkomplex in Stuttgart, der schon als Kindergarten gedient hatte und frei war. Zum anderen bot die Firma FAGSI aus Morsbach in Nordrhein-Westfalen an, diesen Komplex für vier Kindergartengruppen in Bad Brückenau aufzubauen.
So konnte die Stadtverwaltung zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: einmal den gestiegenen Betreuungsbedarf abschöpfen und dann den brandschutztechnisch problematischen Kindergarten in Wernarz vorübergehend stilllegen. Michael Worschech spricht von einem "Glücksfall, dass der Kindergarten fix und fertig war und freigeworden ist". Stadträtin Adelheid Zimmermann (FDP) nannte ihn in der jüngsten Sitzung eine "sehr gute Lösung".
Zwei Stockwerke für 57 Kinder
Den Bauantrag über die "Rhönstrolche" getaufte Einrichtung winkte der Stadtrat nun einstimmig und ohne weitere Diskussion durch. Laut Sitzungsvorlage hat der "zweigeschossige Kindergarten aus Raumcontainern" die Maße von 21 mal 21 Metern und ist sechs Meter hoch. Die einzelnen Container der Stahlrahmenkonstruktion werden durch Flur,- Treppen- und WC-Module ergänzt.
Ausgestaltet werden die Wände innen mit Holzwerkstoff- oder Gipskarton-Feuerschutzplatten. Als Wärmedämmung werden nichtbrennbare Mineralwolle und im Dach- und Deckenbereich schwerentflammbarer Hartschaum verwendet. Das Obergeschoss wird durch eine innenliegende Treppe erschlossen. Als zweiter Rettungsweg dient künftig die Außentreppe. Für die Möblierung und den Außenbereich sind die Aufträge vergeben, so die Verwaltung.