Brunnen gesucht, Turmburg gefunden
Autor: Beatrix Lieb
Schönderling, Montag, 27. November 2017
In der Welt der Wissenschaft hat die Archäologische Erkundung des Osterrains bei Schönderling durchaus Wellen geschlagen.
Philipp Schinkel von der Universität Würzburg machte in seinem äußerst kurzweiligen und informativen Vortrag klar, dass sich das Abenteuer "Osterrain" gelohnt hatte. Im Rahmen der 700-Jahr-Feier von Schönderling hatten Mitarbeiter der Universität Würzburg mittels einer Magnetometer- Prospektion mit vielen ehrenamtlichen Schönderlingern das Gebiet des Osterrains erforscht, auf dem der Sage nach eine Ortschaft existierte.
Finanziert wurde das Projekt von der Marktgemeinde Schondra und vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Mit seinem Kollegen, Franz Xaver Berchtold, hatte Schinkel in einer Power Point-Präsentation die Ergebnisse zusammengefasst. Insgesamt wurden 7,7 Hektar Fläche untersucht.
Begonnen wurde im Nordwesten des so genannten Osterrains, weil noch lebende Zeitzeugen berichteten, dass in diesem Gebiet vor mehr als 70 Jahren ein Brunnen entdeckt worden war. Die Mitarbeiter der Universität Würzburg konnten nun nachweisen, dass es vom 12. bis zum 14. Jahrhundert dort eine Ansiedlung gab. Die zeitliche Einordnung erfolgte aufgrund von 274 Oberflächenfunden wie Keramikscherben. In einer parallel durchgeführten Oberflächenbegehung wurden diese gesichert.
Eindeutig zu erkennen waren auf dem in der Präsentation abgebildeten Magnetogramm einige Wege sowie viereckige Strukturen, die auf insgesamt 20 Häuser schließen lassen. In der Mitte des erforschten Areals vermuten die Experten eine mittelalterliche Turmburg: "Für die Interpretation einer Turmburg mit administrativer Funktion und Sitz eines Niederadels spricht weiterhin die leicht erhöhte Lage und die verkehrsgeographisch markante Lage."
Die Referenten gaben einen Einblick in die Geschichte und die klimatischen Verhältnisse der damaligen Zeit und der daraus resultierende Völkerwanderungen bzw. auch -sterblichkeit , so dass jeder im voll besetzten Feuerwehrraum mühelos folgen konnte. So wurde der Abend, der die Schönderlinger auf die Spuren ihrer Sage entführte, auch zu einem lehrreichen Geschichts- und Erdkundeunterricht.
Im Anschluss nutzte das interessierte Publikum die Möglichkeit und stellte den Fachleuten viele Fragen. Dabei wurde deutlich, dass alle Indizien, die am "Tatort" gefunden wurden, sich wie ein Puzzle-Spiel zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Dazu bedurfte es vieler Stunden und viel Erfahrung der Mitarbeiter der Uni Würzburg sowie des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Auf die Frage, ob sich Ausgrabungen lohnen würden, war die Antwort von Bechtold eindeutig: "Grabungen lohnen sich immer", da ein zeitlicher Kontext mit einer Magnetometer-Prospektion nicht möglich sei. Allerdings kosteten Ausgrabungen viel Zeit und Geld. "Was wir durch diese Erkundung erfahren haben, das ist eigentlich mehr als wir uns erhoffen konnten", meinte am Ende der Veranstaltung der Initiator der ganzen "Operation Osterrain", Gerhard Morber: "Wir haben einen Brunnen gesucht und eine Turmburg gefunden."
Die Frage nach dem Ursprung Schönderlings und der Bezug zur Sage, wonach die Einwohner von Schönderling zunächst am Osterrain angesiedelt waren, könne zwar nicht abschließend geklärt werden. Die Ergebnisse seien jedoch weitere wichtige Mosaiksteinchen für lokale Heimatforschung. Alle gesammelten Ergebnisse werden dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege übermittelt und somit erfolgt eine Kartierung und ein Eintrag als offizielles Bodendenkmal. "Und dieses Denkmal gilt es jetzt durch die Schönderlinger zu pflegen, zu schützen und zu würdigen."