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Brückenaus Schüler lernen Verkehrsregeln und Koordination


Autor: Robert Huger

Bad Brückenau, Montag, 13. Juli 2015

Auf dem Übungsplatz von Brückenaus Verkehrswacht üben viele Kinder für die Fahrt auf der Straße. Neben den Verkehrsregeln bereitet manchen Schülern die Koordination Probleme.
Bei Rot stehen: Das hat die Schülerin richtig gemacht. Das kann es deshalb auch nicht sein, was Verkehrserzieher Manfred Schneider gerade notiert.  Fotos: Robert Huger


Hier ein Stoppschild überfahren, da mal kein Handzeichen gegeben - alles nicht so schlimm. Vorerst zumindest wird der Ernstfall nämlich nur geprobt. Auf dem Verkehrsübungsplatz in Bad Brückenau sind zur Zeit viele Schulklassen unterwegs, die ihre Verkehrsprüfung absolvieren.

"Die Schüler waren schon früh am Morgen ganz aufgeregt", sagt Stefanie Jablczynski, Lehrerin der Stufe 3 bis 5 der Förderschule St. Martin aus Riedenberg. Sie seien aber vor allem motiviert. Die Theorie haben bereits alle bestanden.

Die Schwierigkeiten

Damit es mit der Praxis auch etwas wird, achten Verkehrserzieher Manfred Schneider aus Bad Brückenau und Hubert Koch aus Hammelburg auf jedes Detail, während die Schüler durch den Parcours fahren. "Der Kurs ist gespickt mit allen Schwierigkeiten, die wir trainiert haben", sagt Manfred Schneider. Das geschieht aus gutem Grund: Nächste Woche wollen die Verkehrserzieher mit den Schülern das Gelernte im Stadtverkehr prüfen. Da dürfen sich die Kinder dann nicht mehr so viele Fehler erlauben.

Am häufigsten bereitet das Linksabbiegen den Schülern Probleme. "Sie schauen sich nicht nach hinten um", sagt Schneider. Manchmal mangelt es jedoch am fahrerischen Können. "Es kommt öfter vor, dass die Kinder motorische Schwierigkeiten haben", erläutert der Polizeibeamte. So beherrschen sie zum Beispiel nicht immer das einhändige Fahren. Die Rechts-vor-links-Regel sei genauso immer wieder ein Problem.
Für die Mängel in der fahrerischen Ausbildung sehen die Verkehrserzieher die Eltern in der Pflicht. "Wir hätten gerne, dass sie sich mehr Zeit dafür nehmen", sagt Schneider. "Es fehlt oft an der Grundausbildung", ergänzt Hubert Koch. Es handle sich dabei um Dinge wie Gleichgewicht halten, einhändig Fahren und das Bremsen.

Die Helm-Problematik

Auch beim Thema Sicherheit sind viele Eltern "sehr nachlässig", wie Hubert Koch festgestellt hat. Längst nicht alle Räder seien verkehrstauglich. Weiter achten nicht alle Eltern darauf, dass die Kinder einen Helm tragen. "Eine Helmpflicht wird kaum durchsetzbar sein", sagt Schneider. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begründe dies unter anderem wie folgt: Eine Pflicht würde - laut Studien - dazu führen, dass weniger Menschen Fahrrad fahren.

"Die positiven Gesundheitseffekte des Radfahrens, auch ohne Helm, gleichen die Gesundheitsgefährdung durch Verletzungen bei weitem aus. Deshalb bedeutet eine gesetzliche Regelung, deren größte Auswirkung eine Verminderung des Radfahrens ist, einen Wohlfahrtsverlust für das Land", steht auf der Internetseite des ADFC. Auf dem Übungsgelände der Verkehrswacht werden jedenfalls nach wie vor Helme getragen.
Die Verkehrswachten aus Bad Brückenau und Hammelburg betreuen gemeinsam rund 20 vierte Klassen. "Eltern sehen das meist als selbstverständlich an", erzählt Manfred Schneider,

Verkehrswacht ist nicht Polizei

Die Verkehrswacht ist jedoch ein Verein, der sich über Mitgliederbeiträge, Spenden und Erlöse aus Bußgeldern finanziert. "Wir stehen in Verbindung mit der Polizei, aber das Material stellt der Verein", erklärt Schneider. Doch die Mitgliederzahlen sinken. Der Verein ist daher immer auf der Suche nach neuen Mitarbeitern.

Drei Übungsplätze - in Bad Brückenau, Schondra und Wildflecken - und 60 Übungsfahr räder stellt die Verkehrswacht. Auf dem Parcours in Bad Brückenau haben immerhin sechs von acht Schülern der Förderschule aus Riedenberg ihre praktische Prüfung bestanden. "Das haben wir ja auch schon geübt", sagt Selima (12). Die beiden Schüler, die zu viele Fehler gemacht haben, müssen sich aber nicht grämen. Sie bekommen bald eine neue Chance.