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Brückenaus Gymnasiasten führen Sommernachtstraum auf


Autor: Thomas Dill

Bad Brückenau, Freitag, 31. Juli 2015

Shakespeares Sommernachtstraum wird von 26 Schauspielern des Unter- und Mittelstufentheaters des Franz-Miltenberger-Gymnasiums präsentiert. Auf einer bewusst spartanisch gehaltenen Bühne brillieren die Darsteller.
Oberon verzaubert Titania und Zettel. Schließlich löst Oberon alle Verwicklungen und Zaubereien. Foto: Thomas Dill


Wie die Liebe die Sinne vernebelt, sich auf den Einzelnen auswirkt und seine Wahrnehmung verändert, ein zeitloses Thema, dem sich das Unter- und Mittelstufentheater des Franz-Miltenberger-Gymnasiums da annahm. Spielte es doch in der griechischen Antike, wurde ab 1594 von William Shakespeare als fünfaktige über fünf Stunden dauernde Komödie geschrieben und von den 26 jungen Schauspielern in der Jetztzeit interpretiert.
War vor drei Jahren mit dem "Wirtshaus im Spessart" Kurzweil geboten, gab es im letzten Spieljahr mit "Viktors Reise zum Regenbogen" ein Stück, das unter die Haut ging. Die diesjährige Inszenierung unter der Leitung von Christoph Althaus versuchte gekonnt, mit Shakespeares Stück die Brücke zwischen den beiden Stücken der Vorjahre zu finden. Neben dem reinen komödiantischen Verwirrspiel, drei verschiedene Ebenen mit vier Handlungssträngen spielten von der Liebe, wurde den Zuschauern, wie vom Theaterspiel des Gymnasiums gewohnt, die Möglichkeit geboten sich die Tiefsinnigkeit Shakespeares zu erschließen.

Kreuz und quer wird in den drei Handlungsebenen von den gesamt 26 Akteuren gebuhlt, geliebt, mit Zauber- und anderen Hilfsmitteln getrickst und gestritten.

Kobold jagt über die Bühne

Ein Kobold jagt dabei kreuz und quer über die Bühne und durch besagte drei Ebenen. In dieser Rolle konnte sich Charlotte Kunkel einmal mehr so richtig ausleben und zur Hochform auflaufen. Der Feenkönig Oberon (Yannick Hahn) und seine Gattin Titania (Sini Leitner) zürnen miteinander, leben voneinander getrennt, aber doch in ein und demselben Wald in der Nähe von Athen. Wie vom Unterstufentheater gewohnt, stellten sich die einzelnen Szenerien geschmackvoll spartanisch dar, das Hauptaugenmerk lag auf dem Spiel der jungen Akteure. Der Wald als einzige Bühnenausstattung bestand aus sechs raumhohen Scherenschnitten, von der 7. Klasse kunstvoll gestaltet und ausgeschnitten. Geschickte Bühnenbeleuchtung und wenige Musikeinblendungen bringen ausreichend Stimmung dieser geheimnisvollen Tage vor dem Maifeiertag.

Liebes-Gleichgewicht

In diesen Wald kommen zwei Liebespaare: Helena (Nicole Zimmermann), die den Demetrius (Nils Knuchel), Demetrius, der die Hermia (Johanna Blank), Hermia, die den Lysander (Manuel Helfrich), Lysander, der die Helena liebt. Oberon erbarmt sich der Liebenden und lässt durch seinen Diener Puck mittels Zaubersaft das Gleichgewicht herstellen.

Um diese Zeit soll auch am Hofe von Athen die Hochzeit des Theseus (Felix Opitz), Herzog von Athen mit Hippolyta (Eileen Blumrich) der Königin der Amazonen gefeiert werden. Der Handwerker Zettel, glänzend gespielt von Leander Nickola, kommt mit fünf Gesinnungsgenossen (Samuel Nelkenstock als Regisseur, Jonathan Jehn, Timon Jehn, Moritz Seidl und Manuel Meißner) in den Wald, um ein Festspiel zu probieren, welches bei der Hochzeitsfeier aufgeführt werden soll.

Puck vertreibt die Handwerker. Oberon benützt aber den einfältigen Zettel, seiner Gemahlin einen Streich zu spielen. Er lässt auf Titanias Augen von dem Liebeszaubersaft tröpfeln. Schließlich löst Oberon alle Verwicklungen und Zaubereien. Theseus' Hochzeit wird gefeiert, die Handwerker führen ihre groteske Tragikomödie der Liebesgeschichte von Pyramus und Thisbe auf. Demetrius erhält Helena, Hermia den Lysander und Oberon selbst feiert mit Titania seine Versöhnung.

Geschickte Interpretation

Oberons magische Kräfte, sind sie die Magie der menschlichen Liebe, die blind macht, die Manches wie im Traum erscheinen lässt? Die zehn zarten Elfen, die Dienerinnen von Oberon und Titania, über die Bühne quirlend und wieder verschwindend, stehen sie nicht symbolisch für Gefühle, Irrungen und Wirrungen in jedem von uns, wenn wir verliebt sind?

"Der Mensch ist nur ein Esel, wenn er sich einfallen lässt, seinen Traum auszulegen." Nicht umsonst hat Christoph Althaus genau diese Worte Zettels als Schlusswort im Programmblatt gewählt.
Geschickt von ihm auch die den Akteuren der 6. Bis 10. Klasse entsprechende Interpretation des Klassikers, zusammengesetzt aus mehreren modernen Übersetzungen.