Bischofsheim: Messerschmitts Flugversuche in der Rhön
Autor: Marion Eckert
Bischofsheim, Sonntag, 02. Dezember 2018
Auch Bischofsheim hat einen Anteil an der Fliegerpioniergeschichte in der Rhön. Wilhelm Messerschmitt gründete seine erste Firma in Bischofsheim.
Kaum jemand vermutet die Anfänge der Fliegerei in Bischofsheim und auf dem Heidelstein. Eine Persönlichkeit wie Wilhelm Messerschmitt und die Erinnerungen an die ersten Flugpioniere in der Rhön werden zumeist mit der Wasserkuppe und Gersfeld in Verbindung gebracht. Und doch hat Bischofsheim einen nicht unerheblichen Anteil an der Fliegerpioniergeschichte, doch diese war im Laufe der Jahre und im Schatten der Wasserkuppe in Vergessenheit geraten.
Joachim Jenrich stieß bei seinen Recherchen für sein neues Buch "Der Heidelstein" auf diese vergessene Episode der Deutschen Fliegerei. Weil die Geschichte so interessant ist, hat er ihr ein ganzes Kapitel in seinem Buch gewidmet. "Wilhelm Messerschmitt, gilt als Pionier der Luftfahrt mit weltweiter Bedeutung. Seine erste Flugversuche unternahm er am Heidelstein. Seine erste Firma gründete er in Bischofsheim. Sein Kollege war der Flugzeugkonstrukteur Friedrich Harth."
Auf der Suche nach einem geeigneten Fluggelände kam Harth am 5. April 1914 auf den Heidelstein. Harth lebte und arbeitet als Regierungsbaumeister in Bamberg und hatte bislang dort seine Flugversuche unternommen. Auf dem Heidelstein errichtete er noch im gleichen Jahr eine Schutzhütte und baute mit Wilhelm Messerschmitt "den neuen Flugapparat "S-4" mit Holzrumpf, einer Kufe und voll flügelgesteuerten Tragflächen". Erste Flugversuche wurden am 1. August 1914 auf dem Heidelstein durchgeführt.
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die frühe Einberufung Harths verhinderten weitere Flugversuche. Während der Kriegsjahre blieben Harth und Messerschmitt aber über Feldpost in Kontakt. Hardt übermittelte dem jüngeren Messerschmitt, der aufgrund seines Alters als einziger Mitarbeiter Harths keinen Kriegsdienst leisten musste, Skizzen, Ratschläge, Anweisungen und Ideen bis hin zu Konstruktionsdetails für den neuen Flugapparat "S-5". Messerschmitt baute den Flugapparat und brachte ihn in die Rhön. "Am 30. August 1915 bringt ein von Ochsen gezogenes Fuhrwerk die S-5 vom Bahnhof Bischofsheim auf den Heidelstein", heißt es in Jenrichs Buch.
Hardt hatte Urlaub für die Flugversuche bekommen. Fünf Mal gelangen "bei Windstärke 10, trüben, böigem Wetter mit leichtem Regen" Flüge zwischen 80 und 120 Meter Weite. Weitere erfolgreiche Flüge folgten mit bis zu 300 Metern Weite und Startüberhöhungen von 20 Metern. "Bei einem Flug am 4. September bleibt der Segler mit den Spanndrähten an der Sense seines zuschauenden Bauern hängen, wodurch die S-5 zum Kippen kommt", zitiert Jenrich aus den Aufzeichnungen aus dem Jahr 1914.
Da die Schutzhütte auf dem Heidelstein mehrfach aufgebrochen, Werkzeug entwendet und weitere Schäden angerichtet worden waren, wurde die S-5 in der Scheune beim Gasthof Rhönhäuschen an der Straße zwischen Bischofsheim und Wüstensachsen untergestellt.
Für Joachim Jenrich ist es beachtlich, dass Hardt und Messerschmitt ihre Flugversuche auch während des Ersten Weltkriegs weiterführten. "Zu dieser Zeit war auf der Wasserkuppe nichts los. Die Darmstädter Pioniere der Wasserkuppe waren alle im Kriegseinsatz."