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Bienenhotels bieten Wildbienen ein Zuhause


Autor: Julia Raab

Volkers, Montag, 16. April 2018

Im Volkerser Wald gibt es ein Projekt zum Schutz von Insekten. Forstanwärterin Ramona Resch startete die Initiative im Rahmen ihrer Ausbildung.
Forstanwärterin Ramona Resch stellt ihr selbstgestaltetes Bienenhotel vor. Foto: Julia Raab


Die neue Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) bringt es in ihrer Antrittsrede auf den Punkt. Bienen seien "systemrelevant" und alles, was für sie schädlich ist, müsse weg vom Markt. Glöckner meint damit bestimmte Stoffe, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, um den Insektenbefall zu reduzieren.

Bienen gehören zu den wichtigsten Bestäubern und sind überlebenswichtig für viele landwirtschaftliche Erzeugnisse. Ihr ökonomischer Wert ist kaum messbar. Genau diese besondere Bedeutung der Bienen sieht auch Ramona Resch, Forstanwärterin bei den Bayerischen Staatsforsten (BaySF). In ihrer Ausbildungsstation in Bad Brückenau führte sie in den letzten vier Wochen ein Projekt durch, das dem Fortbestand der Bienen zugutekommen soll. Auf einer Fläche von etwa 2.500 Quadratmeter hat sie - mit Unterstützung ihres Ausbilders Hans-Peter Meixner - einen Bienenwald mit zwei Bienenhotels angelegt. Im Wald hinter dem Parkplatz Merxkreuz kann man ihr Modell begutachten.


Ökologische Vielfalt erhalten

"Mir war es persönlich wichtig, vorhandene Strukturen zu nutzen", sagt Resch zu ihrer Idee. Dazu wurde eine am Waldrand gelegene Wiese geackert und mit einer regionalen Mischung von 40 verschiedenen Kräutern und Pflanzen besät. "Für die Wildbiene muss ein ganzjähriges Angebot an Pollen vorhanden sein. Deshalb die Vielfalt an Bäumen, Sträuchern, Büschen und Blumen", sagt die Forstanwärterin. "Wild- und Honigbienen sind beide ungemein wichtig für den Fortbestand der ökologischen Vielfalt", bestätigt auch Karin Schmidt, Vorsitzende des Brückenauer Imkervereins.

Während die Honigbienen für die frühe Besamung ungemein wichtig sind, braucht es die vielen verschiedenen Wildbienenarten für spätere Zeitpunkte. "Weil die Honigbienen eine Wintertraube bilden und gleich bei den ersten warmen Sonnenstrahlen anfangen", erklärt Schmidt. Im Gegensatz dazu müssten die Wildbienen erst einmal einen Staat gründen, um mit dem Sammeln zu beginnen.
Der Verein von Schmidt durfte in den letzten Jahren einen Zuwachs an Mitgliedern verzeichnen. Das Bewusstsein der Menschen für die immense Bedeutung der Bienen wachse. "Nicht zuletzt durch die vielfältige Berichterstattung interessieren sich die Menschen mehr für die Bienen", ist sie sich sicher.

Phillip Bausch, stellvertretende Forstbetriebsleiter, begrüßt das - eher ungewöhnliche - Projekt der Forstanwärterin. "Der Naturschutz ist wichtiger Teil der Bayerische Staatsforsten", sagt er und fügt an, dass die BaySF schon immer gerne Flächen für Imker zur Verfügung stellen. Ein paar hundert Meter weiter stehen beispielhaft mehrere Bienenvölker eines Imkers, der im Bad Brückenauer Imkerverein beheimatet ist.


Forstbetrieb ist sensibilisiert

Revierleiter Meixner stellt auf Nachfrage keine große Veränderung der Insektenvielfalt in den Wäldern fest. "Aber auf den Ackerflächen merkt man es schon und beim Autofahren bleiben einfach weniger Insekten an der Windschutzscheibe kleben", sagt er. Ganz genau beobachtet Schmidt die Veränderungen in ihrer Umwelt in Oberleichtersbach. "Letztes Jahr habe ich weder Schlupfwespe noch Schwalbenschwanz gesehen", gibt sie Auskunft. Das deute ihrer Meinung nach auf die angesprochenen Veränderungen hin.

Die Honigbienen haben eine große Lobby. Für sie wird gesorgt. Doch die vielen verschiedenen Wildbienenarten sind durch die intensive Landwirtschaft bedroht. "Um sie kümmern sich wenige", sind sich Resch und Schmidt einig. "Bei den BaySF sind wir sensibilisiert für das Thema", sagt der stellvertretende Forstbetriebsleiter und weist auf die vielen Projekte und Aktionen in ganz Bayern hin. Eine extensive Nutzung bestimmter Wiesen und Wälder gehöre hier genauso dazu wie die Unterstützung der Imker. "Je mehr solcher regional kleinen Trittsteine geschaffen werden, desto besser", sagt er. Auch privat könne man mithelfen, indem man sich ein solches Insektenhotel in den Garten stellt. Und manchmal ist weniger mehr, sagt Schmidt augenzwinkernd und meint damit die oft sehr aufgeräumten Gärten vieler Gartenbesitzer.


Hintergrund

Kontakt Der Imkerverein Bad Brückenau besteht seit 1947. Aktuell hat er 57 Mitglieder. Aktuell bietet der Verein "Imkern auf Probe" an, wo sich Neulinge bei Imkern fachlich beraten und begleiten lassen können. Weitere Informationen gibt es auf der Website des Vereins.