Benefizkonzert: Unterstützung kam sogar aus der Ukraine selbst
Autor: Steffen Standke
Bad Brückenau, Sonntag, 12. Juni 2022
Beim Benefizkonzert an der Georgi-Halle spielten auch Menschen aus dem kriegsgeplagten Land eine tragende Rolle. So kam die Aktion bei ihren Landsleuten an.
Vor dem Krieg arbeitete Katerina Pikhur als Tierärztin in Poltawa, einer Großstadt 350 Kilometer südöstlich von Kiew. Und sie trat als Solosängerin in Restaurants und Cafés auf. Im März 2022 floh sie aus ihrer Heimat. Seit einem Monat lebt die Ukrainerin in Bad Brückenau. Und hatte beim Benefizkonzert zugunsten der Ukraine-Hilfe ihren ersten Auftritt in Deutschland. Aus der Ukraine, für die Ukraine sozusagen.
Dass es so kam, ist eher dem Zufall geschuldet. Denn als Pikhur im Mai nach Bad Brückenau zog, half ihr ein gewisser Danny Wiegleb aus der Kurstadt. Die beiden kamen ins Gespräch, entdeckten die gemeinsame Leidenschaft für Musik.
Die Ukrainerin, die bisher kaum deutsch, aber gut englisch spricht, überzeugte auch Wieglebs Freunde, wie Andy Féret als einer von ihnen berichtet: nicht nur wegen ihrer Stimme, dem Gesang und des Auftretens, sondern auch, weil sie etwas Gitarre spielt.
Eine Woche nach dem Zuzug begannen die Proben der neugegründeten Formation I.P.A.D. für das Konzert am Samstag an der Georgi-Kurhalle. Dort intonierte Pikhur die zweite Stimme bei Neil Youngs Klassiker "Heart of Gold". Eine zugegeben kleine Rolle. Aber Andy Féret kann sich die Frau aus Poltawa durchaus als Leadsängerin des noch lockeren Zusammenschlusses vorstellen. "Die Stimme wäre es auf jeden Fall wert."
Als Übersetzerin auf der Bühne
Katerina Pikhur war nicht die einzige Ukrainerin, die ins in zwei musikalische Blöcke geteilte Programm eingebunden war. Noch mehr im Rampenlicht stand Veronika Makarowa. Die 20-Jährige, die mit Unterbrechung schon fünf Jahre in Bad Brückenau wohnt, übersetzte ihren Landsleuten unter den 150 bis 180 Besuchern die Reden von Jürgen Pfister als Stellvertretendem Bürgermeister, Kulturbüroleiter Jan Marberg und Thomas Weißenfeld vom Verein "Bad Brückenau hilft", außerdem die Programmansagen. Tatsächlich hörten sich geschätzt 15 bis 20 Ukrainerinnen und Ukrainer das Konzert an.
Makarowa musste zwar das Leid in ihrem Heimatland selbst nicht erleiden, kann es sich nach eigenen Worten auch nicht wirklich vorstellen. Doch ihr Ursprungsort Schostka, nur 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, liegt inzwischen unter häufigem Bombardement, nachdem es zu Beginn des Krieges dort ruhig geblieben war.
Aufmerksamkeit ist wichtig
"Auf jeden Fall ist das Konzert eine große Unterstützung für die Ukrainer selbst", sagte die 20-Jährige. Für sie sei es eine große Ehre, als Übersetzerin zu helfen. Nur habe sie nicht gewusst, dass sie auf die Bühne müsse, als sie sich meldete. Entsprechend aufgeregt war sie.