Beim Tanken ins Netz
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Sonntag, 24. April 2016
Stadtrat Benjamin Wildenauer will die Fußgängerzone mit Freifunk ausstatten. Einige Mitstreiter hat er für die Innenstadt schon gefunden.
Verbinden und fertig. So einfach funktioniert Freifunk. In der Klappe und im Kreativhaus Löwe, im Fußgänger und beim Dörflinger hängen sie schon, die Plakate, die freies Internet für alle versprechen. Sogar die Tankstelle Hartmann auf dem Buchrasen macht mit bei der Initiative von Benjamin Wildenauer. Der junge Mann ist politisch bei den Piraten aktiv und stellt zusammen mit seinem Bruder Florian die SPD-Fraktion des Stadtrats. Das Projekt Freifunk aber ist Privatsache, zumindest im Moment noch.
Online in der Fußgängerzone
"Mein Traum ist, die gesamte Fußgängerzone zu erschließen", sagt der 30-Jährige. Er ist überzeugt, dass die Attraktivität der Ludwigstraße dadurch erheblich gesteigert wer den könnte.
Dann nämlich könnte jeder, der in der Innenstadt un terwegs ist, von überall aus kostenlos ins Internet. Und das funktioniert so: Geschäfts- oder Privatleute, die idealerweise einen eigenen Internetzugang haben, richten einen freifunkfähigen Router ein. Das offene Netz wird von den Geräten (Smartphones, Tablets, Laptops) erkannt und kann ohne Passwort genutzt werden.
Verwaltet wird das Netz von Benjamin Wildenauer. Er spielt regelmäßig Updates auf und hat einen Überblick über die Auslastung der einzelnen, zusammengeschlossenen Router. "In den Internetverkehr kann er nicht eingreifen", ergänzt Florian Wildenauer. Wer und was die Leute im Internet machen, bleibt also anonym.
Warum aber Freifunk und kein herkömmlicher Hotspot? In Deutschland gilt die so genannte Störerhaftung.
Wenn jemand sich im Internet strafbar macht, dafür aber einen fremden Zugang nutzt, ist er fein raus, denn es haftet der, der das Netz bereit stellt. Benjamin Wildenauer sagt, dies sei der Grund dafür, warum sich Geschäfte, Hotels und Cafés in Deutschland oft noch so schwer tun mit dem ei gentlich selbstverständlichen Zugang ins World Wide Web.
Störerhaftung wird umgangen
Anders sieht das aus, wenn der Betreiber einen Hotspot anbietet. Der wird vom Provider, also dem jeweiligen Telekommunikations- oder Internetdienstleister - zur Verfügung gestellt. Theoretisch haftet nun der Provider. Die aber sind ausdrücklich von der Störerhaftung ausgenommen. Manche se hen in dieser Regelung eine Un gleichbehandlung von Unternehmen und Privatpersonen.
Deshalb muss nun der Europäische Gerichtshof entscheiden, wie die Störerhaftung in Bezug auf frei zugängliches W-Lan in Zukunft gehandhabt wird.
Gelöst haben die Freifunker dieses Dilemma, in dem sie eigene Netze geschaffen haben. Sie wählten sich zunächst übers Ausland ins Internet ein - und umgingen so die deutsche Rechtsprechung. "Mittlerweile ist auch Vereinen der Provider-Status zugesprochen worden", erklärt Wildenauer. Vereine wie der Förderverein Freie Netzwerke oder Freifunk Rheinland sind berechtigt, Hotspots - oder eben in diesem Fall Freifunk - anzubieten. Auch in Franken gibt es eine Initiative. Sie nennt sich Freifunk Franken.
Erste Erfahrungen sind gut
Wildenauer findet das gut - und suchte nach Mitstreitern in Bad Brückenau.