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Bei Schlaganfall: Teledoc hilft Brückenaus Klinik aus der Ferne


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Brückenau, Freitag, 26. Februar 2016

Bei Verdacht auf Schlaganfall hat Bad Brückenaus Capio Franz-von-Prümmer-Klinik jetzt einen neuen "Doktor".
Bad Brückenaus Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks befindet sich als Testpatientin im Videogespräch mit dem Neurologen Peter Kraft von der Universitätsklinik Würzburg. Chefarzt Tobias Goebel und Meyerdierks' Kollegen beobachten die Situation. Foto: Sigismund von Dobschütz


Bei akutem Verdacht auf Schlaganfall ist für Patienten im Altlandkreis Bad Brückenau ab sofort besser gesorgt: Am Mittwoch nahm der "Teledoc" seinen Dienst an der Capio Franz-von-Prümmer-Klinik auf. Mit dieser mobilen Video-Arbeitseinheit für die telemedizinische, patientenbezogene Beratung von Ärzten durch einen ortsfernen Facharzt sowie die Fernuntersuchung von Patienten im persönlichen Dialog ist die Erstversorgung von Schlaganfallpatienten im Altlandkreis gesichert. Davon konnten sich an diesem Tag die acht Bürgermeister der Brückenauer Rhönallianz beim Klinikbesuch überzeugen.


Gewaltiger Schritt

Für die Capio-Klinik mit ihren 120 Betten mag die vom Freistaat mit zwölf Prozent geförderte Investition von 100 000 Euro für die technische Ausstattung und die Schulung der Mitarbeiter am neuartigen Teledoc eine überschaubare Investition sein. Für den Altlandkreis bedeutet sie aber einen gewaltigen Schritt zur flächendeckenden medizinischen Grundversorgung seiner Einwohner. "70 Prozent unserer Patienten kommen aus einem Umkreis von 25 Autominuten", machte Verwaltungsleiterin Sabine Hein den Bürgermeistern deutlich. Bisher mussten Patienten bei Verdacht auf Schlaganfall mit dem Notarztwagen zur medizinischen Versorgung in die Fachzentren nach Bad Neustadt, Schweinfurt oder sogar Würzburg gebracht werden. Eine solche Fahrt konnte im Extremfall bis zu einer Stunde dauern.

Hein: "Beim Schlaganfall kommt es aber auf jede Minute an." Mit Einsatz des neuen Teledoc ist deren Grundversorgung jetzt auch in Brückenau möglich. Mit ihrer Anbindung an das "Transregionale Netzwerk für Schlaganfallintervention mit Telemedizin", kurz Transit-Stroke genannt, ist die Brückenauer Klinik ohne eigenen neurologischen Präsenzdienst ab sofort teleradiologisch an die drei Zentrumskliniken angebunden und kann nun eine 24-stündige teleneurologische Diagnose und Beratung für Schlaganfallpatienten garantieren.


Mobile Videostation

Im Beisein der Besuchergruppe ließ sich Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) als Testpatientin im Videogespräch mit dem Neurologen Peter Kraft von der Wirksamkeit dieses Netzwerks überzeugen. Dazu wurde die mobile Videostation an die im Bett liegende Bürgermeisterin herangefahren. Nach telefonischer Voranmeldung zeigte sich auf dem Monitor der aus der Würzburger Universitätsklinik zugeschaltete Facharzt, mit dem im Ernstfall der Brückenauer Arzt zuvor die medizinischen Werte eines solchen Patienten ausgetauscht hätte.


Über Videokonferenz beraten

Nach dem persönlichen Gespräch mit dem Patienten und Beobachtung seiner bei Verdacht auf Schlaganfall üblichen Körperübungen, die der ortsferne Facharzt am eigenen Bildschirm kontrolliert, kann sich der zugeschaltete Neurologe anschließend mit dem behandelnden Arzt vor Ort über Diagnose und weitere medizinischer Versorgung beraten. Künftig kann also auch ein Schlaganfallpatient zur stationären Behandlung in der Capio-Klinik bleiben. "Nur wenn ein operativer Eingriff notwendig ist, muss der Patient noch in ein Fachzentrum verlegt werden", machte Chefarzt Tobias Goebel die für den Altlandkreis verbesserte Situation deutlich. "Dies ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung unserer Klinik", betonte Verwaltungsleiterin Sabine Hein. "Denn wir müssen überregional arbeiten, um einen 24-Stunden-Notfalldienst im ländlichen Raum wirtschaftlich sichern zu können." Dies würdigte Bürgermeisterin Meyerdierks als Sprecherin der Brückenauer Rhönallianz ausdrücklich: "Wir sind froh und dankbar."


Auch gut für das Image

Die innovative Leistungssteigerung durch das neue Netzwerk und den Einsatz des Teledoc sei nicht nur für die Menschen in der Region wichtig, sondern diene auch der Imagesteigerung der Klinik. Es sei schließlich nicht selbstverständlich, dass Bad Brückenau über ein solches Krankenhaus verfüge, so die Bürgermeisterin. "Keine andere deutsche Stadt mit 7000 Einwohnern hat ein solches Krankenhaus." Die neuartigen Einsatzmöglichkeiten der Telemedizin begrüßte auch stellvertretender Landrat Emil Müller: "Unsere Bevölkerung kann zufrieden sein." Die Capio-Prümmer-Klinik beweise mit dem Einsatz ihres Teledocs die Wirksamkeit und Einsatzfähigkeit der Telemedizin gerade im ländlichen Raum. "Es ist der Beginn eines neuen Weges in der medizinischen Versorgung."