Bad Brückenauer Glocken geht der Klang aus
Autor: Rolf Pralle
Bad Brückenau, Dienstag, 12. Januar 2016
Ziemlich spärlich und in vielen Ohren dissonant klingt momentan das Geläut der evangelischen Friedenskirche in Bad Brückenau. Nur noch eine von insgesamt vier Glocken ist voll funktionsfähig. Das soll sich bald ändern.
           
Es ist eng, sehr eng in der Turmspitze der Friedenskirche. Trotzdem bewegen sich Pfarrer Gerd Kirchner und Monteur Jochen Friedrich äußerst geschickt zwischen den mannigfachen Verstrebungen. Schließlich kennen beide die Gegebenheiten sehr gut, einer als Hausherr, der andere als Experte, der regelmäßig in solchen Höhen agiert. 
Friedrich, Monteur für Glocken- und Turmuhrtechnik, ist einer von insgesamt drei Unternehmensvertretern, die sich vor Ort ein Bild vom zum Teil maroden Geläut des Gotteshauses im Georgi-Kurpark machen und anschließend ihre Offerten abgeben. Bereits beim Gemeindefest im vergangenen Sommer hatte Kirchner darauf hingewiesen, dass die Glockenanlage ziemlich desolat ist, und man dringend etwas tun müsse. Diese Meinung vertrat auch ein Gutachter der Bayerischen Landeskirche, der zwischenzeitlich zur Inspektion in Bad Brückenau war. Auf seinen Rat hin ist eine öffentliche Ausschreibung erfolgt, mindestens drei Angebote von Fachfirmen muss die evangelische Kirchengemeinde einholen. Das Wort des Experten hat auch bei der Entscheidung für die Vergabe der Arbeiten Gewicht. "Damit die Gemeinde keine Alleingänge macht", bringt es Pfarrer Kirchner auf den Punkt.
  
  Kosten rund 40.000 Euro
 
Und die anstehenden Arbeiten werden nicht gerade billig. Die gesamte Maßnahme wird nach Erfahrungen des Glockengutachters mit rund 40.000 Euro zu Buche schlagen. Diese Summe ist ganz allein von der Kirchengemeinde zu tragen. "Alles, was innerhalb des Gotteshauses passiert, ist unsere eigene Sache, auch im finanziellen Bereich", klärt der Geistliche über die Rahmenbedingungen auf. Natürlich werde es wohl von der Stadt und vom Landkreis Zuschüsse geben, "die Hauptlast der Kosten bleibt aber zweifelsfrei bei uns". Es ist schon ein aufwändiges Unterfangen, das dem Gotteshaus im Georgi-Kurpark im Laufe dieses Jahres bevorsteht.  
  Besserer Klang
 
 So müssen zwei Glocken der vierteiligen Anlage, die noch aus Erz gegossen wurden, komplett ausgetauscht werden. An ihnen hat ganz mächtig der Zahn der Zeit genagt. "Die Korrosion ist so weit fortgeschritten, dass die Klangkörper regelrecht zerfressen werden. Eine Glocke hat sogar schon ein Loch", erläutert Kirchner. Eine dritte Glocke muss komplett restauriert werden. "Da übernimmt dann auch die Versicherung für eventuelle Zwischenfälle keinen Schutz mehr". So wollen die Verantwortlichen gleich Nägel mit Köpfen machen. Neben zwei neuen Glocken aus Bronze, einem zeitbeständigen Material, das auch vielen widrigen äußeren Einflüssen trotzt, sollen beispielsweise ein neuer Glockenstuhl und ein neues Joch, beides aus robustem Eichenholz, installiert werden. Beim Bau der Friedenskirche zwischen 1957 und 1959 hatte man in diesem Bereich Stahl verbaut. Darüber hinaus will man beim Geläut eine schonende Ansteuerung beim Schlagen erreichen, was unter anderem zu einem besseren Klang führt.  
  Arbeitskreis "Glocken" 
 
Aber erst einmal zurück zum "dicken Brocken" der Kosten. Als die Summe von rund 40.000 Euro bekannt wurde, hat sich spontan ein Arbeitskreis "Glocken" gebildet. Ihm gehören Helma Ritter, Karl Jäger, Heinz Kalmund, Eberhard Schelle, Reinhard Wolf und Christian Riemey an. Schon bei ihrer ersten Zusammenkunft hat diese Gruppe engagierter Ehrenamtlicher vorgeschlagen, nicht nur zu Spenden aufzurufen, sondern darüber hinaus eine symbolträchtige Aktion zu starten. Für Interessenten besteht nämlich die Übernahme einer Glockenpatenschaft, die von einigen Brückenauern auch schon sehr zur Freude von Pfarrer Kirchner genutzt wurde.   
  Fahrt zum Glockenguss
 
Der Geistliche erläutert die Details: "Wer eine Spende von 250 Euro zur Verfügung stellt, erwirbt eine Glockenpatenschaft. Sein Name wird an einem Modell im Foyer der Friedenskirche befestigt und wandert dann hoch an den neuen Glockenstuhl". So könne man noch Menschen in kommenden Generationen ein Zeugnis davon geben, "wie wir unserer Kirche und damit der Kultur unserer Mütter und Väter verbunden waren". Aber auch auf anderen Wegen will der rührige Arbeitskreis Geld sammeln. So sind verschiedene Veranstaltungen wie beispielsweise Benefizkonzerte und andere publikumswirksame Aktionen in Planung. Der Höhepunkt wird aber zweifellos die Fahrt zum Glockenguss sein.Doch nicht nur zum Aspekt Finanzen bringt die Gruppe ihre Ideen ein. Bei den regelmäßigen Treffen stehen ganz praktische Themen an. So geht es beispielsweise vor dem Hintergrund der Vorschläge von Experten um die Fragen, wie der neue Glockenstuhl montiert werden kann, wie die Glocken in den Turm kommen, und vor allem wann sie installiert werden.