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Bad Brückenauer Feuerwehrleute sollen nicht länger giftige Abgase einatmen


Autor: Rolf Pralle

Bad Brückenau, Mittwoch, 18. Juli 2018

Feuerwehrleute sind etlichen Gefahren ausgesetzt. Da soll ihre Gesundheit nicht noch zusätzlich durch die Abgase der eigenen Fahrzeuge geschädigt werden.
Nicht mehr zeitgemäß und zudem gesundheitsgefährdend ist die Abgasabsauganlage, die Gerätewart Sven Gerhard im Bad Brückenauer Feuerwehrhaus überprüft. Momentan gelangen Schadstoffe teilweise ungehindert in die Halle. Eine Neuinstallation ist zwingend notwendig.Rolf Pralle


Der dringend erforderlichen Erneuerung der Abgasabsauganlage im Feuerwehr-Gerätehaus hatte der Bad Brückenauer Stadtrat bereits für das Haushaltjahr 2018 zugestimmt. Da das Projekt durch diverse Auflagen aber teurer als ursprünglich veranschlagt wird, musste sich das Gremium noch einmal mit dieser Angelegenheit befassen. Den Kommunalpolitikern lag dazu ein Schreiben von Michael Krug vor, in dem der Feuerwehrkommandant ausführlich den aktuellen Sachverhalt schildert.

Von vier Firmen hatte Krug vergleichbare Angebote angefordert, drei Unternehmen meldeten sich. Die in seinen Augen wirtschaftlichste Offerte mit knapp 46 000 Euro kam von der Firma Blaschke Umwelttechnik GmbH aus Meitingen. "Bei den beiden anderen Firmen müssten fast alle Auspuffanlagen der vorhandenen Feuerwehrfahrzeuge entsprechend umgebaut werden, um den neuen Abgasschlauch anschließen zu können", führt der Kommandant weiter aus. Da im städtischen Etat für die notwendigen Arbeiten lediglich 35 000 Euro eingestellt sind, fehlen somit knapp 11 000 Euro. Durch Verschiebungen und Deckungen aus dem laufenden Haushalt könnten laut Krug noch Mittel in Höhe von 6400 Euro für die geplante Erneuerung der Brandschutztüren im Dachgeschoss der Fahrzeughalle herangezogen werden. Somit wäre ein Restbetrag in Höhe von etwa 4500 Euro anderweitig zu decken.

Für die recht deutlichen Mehrkosten zwischen Haushaltsanmeldung und Angebotseinholung macht der Feuerwehrchef verschiedene Faktoren verantwortlich. Seinerzeit seien noch zwei unterschiedliche Systeme am Markt erhältlich gewesen. Eine relativ günstige Version besteht aus einem Abgasschlauch, der neben dem Wagen in Fahrzeugmitte an der Decke angebracht ist. Beim Ausfahren aus der Halle löst sich der Schlauch kurz vor dem Garagentor vom Auspuff und pendelt zurück in die Ausgangsposition. "Mittlerweile wird dieses System von den Unfallversicherungskassen äußerst kritisch gesehen, da es durch die Pendelbewegung schon vermehrt zu Personenunfällen gekommen ist", so Krug. Daher vertrete die Unfallkasse aktuell die Meinung, dass diese Anlagen nicht mehr verbaut werden sollten.

Die für Bad Brückenau vorgesehene Lösung besteht aus einer an der Decke angebrachten Laufschiene mit einem Abgasschlauch. Beim Ausfahren aus der Fahrzeughalle "fährt" der Schlauch somit bis zur Torausfahrt mit und wird dann vom Auspuff mechanisch abgetrennt. Durch die Laufschiene bleibt der Schlauch jedoch auch direkt an der Trennstelle stehen und pendelt somit nicht mehr zurück, was gefährlich ist. Ebenso, so heißt es in dem Schreiben des Brandschützers weiter, hätten die Anbieter die Abgasabsauganlagen an das neue Abgasreinigungssystem nach EURO 6 angepasst. Hier sei mit heißeren Abgasen zu rechnen.

"Allein schon aus gesundheitlichen Gründen ist die neue Abgasabsauganlage dringend notwendig", so Krug zu den Räten. Beim System, das momentan in Betrieb ist, würden die Abgase nur dürftig mit neben dem Auspuff stehenden Trichtern abgefangen. Auf der Strecke zwischen Trichter und Hallenausfahrt würden sie gar nicht abgefangen und somit in die Fahrzeughalle gelangen. "Diese Abgasabführung ist nicht mehr zulässig", schreibt der Kommandant. Die Einsatzkräfte seien im Betriebsgebäude unnötig hohen Schadstoffkonzentrationen ausgesetzt, die sogar Krebserkrankungen auslösen können.

Und noch einen weiteren Aspekt führt der Experte ins Feld. Beim damaligen Bau des Feuerwehrgerätehauses wurde ein Großteil der Umkleidebereiche mit den Spinden für die Einsatzkleidung aus Platzgründen in der Fahrzeughalle direkt hinter den Wagen platziert. Somit befinde sich die Einsatzkleidung im Prinzip schon an einer unzulässigen Stelle. Allein durch eine funktionierende und dem Stand der Technik entsprechende, mitlaufende Abgasabsaugung werde die Lagerung der Einsatzkleidung im Bereich der Fahrzeughalle durch die Unfallkassen "ausnahmsweise geduldet".

Angesichts dieser nachvollziehbaren Begründung beschloss der Stadtrat die Auftragsvergabe an die Firma Blaschke einstimmig. Gleichzeitig genehmigte das Gremium die Deckung der überplanmäßigen Ausgabe.