Bad Brückenau: Zwischen Frust und Hoffnung
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Donnerstag, 28. März 2019
Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen lädt zum Austausch in eine Kneipe ein. Zur Gründung einer Liste für die Stadtratswahl kommt es aber nicht. Dafür fallen deutliche Worte.
Es sind sieben Bürger, die in die "Klappe" kommen. Der Kreisverband der Grünen hat eingeladen - vielleicht, um einen Impuls für die Stadtratswahl im nächsten Jahr zu setzen. "Mir fehlt eine Vision für Bad Brückenau", sagt Annette Scheder. "Es gibt dieses ,Wir' nicht", sagt Gudrun Friedrich-Kleine. "Die Leute wissen nicht, wie schön die Rhön ist!", sagt Sabine Wolz. Sie alle wollen sich anhören, was die Grünen zu sagen haben. Die Grünen aber wollen hören, was die Bürger denken. Und die sind ziemlich ehrlich.
Zwei Dinge fehlten in der Stadt, meint Heike Hildmann. Das eine seien Attraktionen in der Innenstadt, das andere qualifizierte Arbeitsplätze. Der fehlende Zebrastreifen am Hammelburger Berg, der Weggang der Jugend, Probleme mit dem öffentlichen Nahverkehr - das alles berichten die Bürger der Bundestagsabgeordneten Manuela Rottmann und der stellvertretenden Landrätin Monika Horcher (beide Grüne). Rottmann macht sich Notizen. Horcher sagt: "Unsere Listen sind grundsätzlich offen für Nicht-Mitglieder."
"In der - wie heißt die Straße noch einmal? - Ludwigstraße sieht es teilweise aus wie in einem Dorf im Fichtelgebirge", lässt Werner Schuster verlauten. Seit etwa einem Jahr wohnt er in Bad Brückenau. Für eine "Schnapsidee" hält er die Test-Öffnung der Fußgängerzone für Fahrzeuge. Der Stadtrat möchte ausprobieren, ob dadurch mehr Menschen zum Einkaufen in die Innenstadt kommen.
Bei der Belebung der Innenstadt geht es nicht voran
Einer, der ihm beipflichtet, ist Stadtrat Hartmut Bös (parteilos, CSU-Fraktion). Als Referent für Kur, Tourismus und Einzelhandel setzte er sich rigoros gegen die Test-Öffnung ein. Er stelle sich grundsätzlich die Frage, wie es für ihn kommunalpolitisch weitergehe, sagt er in Richtung der Grünen. Ob er noch einmal kandidiere, und für wen. Seit dem Jahr 2002 sitzt Bös im Stadtrat.
"Seit Jahren wird der Ball hin- und hergeschmissen", kommt Friedrich-Kleine auf die Fußgängerzone zurück. Die Stadt sehe den Einzelhandel in der Verantwortung, der Einzelhandel wiederum die Stadt. Und: "Warum setzt man das Geld nicht da ein, wo es gebraucht wird?", fragt sie. Wenn für viel Geld eine Biberplattform im Staatsbad gebaut werde, zeitgleich aber das Jugendzentrum geschlossen werde, verstehe sie das einfach nicht.
Ingo Queck, Lehrer am Gymnasium und stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe des Bund Naturschutz, versucht schon zum zweiten Mal, auch etwas Positives ins Gespräch einfließen zu lassen. "Man sollte die Biberplattform nicht gegen andere Sachen ausspielen", sagt Queck. "Schnapsidee" nennt Schuster die Biberplattform.
An dieser Stelle stoppt Rottmann die Diskussion. "Ich bin keine Bad Brückenauerin", sagt sie. Manchmal sei das gut, manchmal schlecht. "Gibt es momentan einen Raum in der Bad Brückenauer Kommunalpolitik, wo diese Diskussion einen Raum hat?", fragt sie. "Im öffentlichen Raum nicht", antwortet Bös, der Stadtrat, knapp. Über politische Inhalte der Grünen spricht Rottmann nicht, dafür über "die Art, wie wir Politik machen", oder das, was Rottmann für die Art der Grünen hält. "Bin ich in der Lage, Bürgerbeteiligung zuzulassen? Das gilt nicht nur für Bad Brückenau", sagt sie. Jeder Bürgermeister wolle die Bürger gerne beteiligen, aber in der Praxis sei das nicht so einfach. "Das ist ein wesentlicher Punkt, wie politische Kultur gelingt."