Bad Brückenau: Wohin geht's mit dem JUZ?
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Dienstag, 14. April 2015
Seit zwei Jahren hat Bad Brückenau wieder ein Jugendzentrum. Doch hinter den Kulissen knirscht's. Der Jugendverein kann nicht alles allein stemmen. Nun fordert Gemeindejugendpfleger Boris Höttinger ein Gesamtkonzept.
Boris Höttinger ist Gemeindejugendpfleger in Bad Brückenau. Zusammen mit Benjamin Wildenauer (SPD-Fraktion/ Piratenpartei), dem Jugendreferent des Stadtrats, stößt er eine Debatte über die städtische Jugendarbeit an.
Herr Höttinger, seit zwei Jahren ist das JUZ am Start. Wie ist die Stimmung?
Boris Höttinger: Wir versuchen möglichst häufig zu öffnen, haben aber Schwierigkeiten. Die meisten Leute vom Jugendverein sind zum Studium oder aus anderen Gründen weg. Es gibt also kein großes Team, das jeden Abend im JUZ abhängt. Von der Gruppe, die damals den Verein "Jugendbewegung" gegründet hat, ist eigentlich nur noch Lukas Dill vor Ort. Die anderen Gründungsmitglieder bringen sich immer noch mit ein, wenn sie hier sind oder wir größere Veranstaltungen haben.
Allerdings nicht, um unter der Woche den Regelbetrieb zu leisten.
Wie groß ist der Frust hinter den Kulissen?
Höttinger: Was heißt hier Frust... Die Jugendlichen stehen hinter dem JUZ. Wenn wir Veranstaltungen haben, ist der Laden voll. Aber es ist nicht die Aufgabe des Jugendvereins, das JUZ als gemeindliche Jugendeinrichtung zu führen. Eine Gruppe, die sich freiwillig engagiert, darf dafür nicht auch noch zur Kasse gebeten werden.
Ein Beispiel?
Höttinger: Die Jugendlichen haben zwar die Räume hier bekommen, eine Regelung für die Nebenkosten gab es aber nicht...
Benjamin Wildenauer: Für das Jahr 2014 hat die Stadt aber die Nebenkosten übernommen.
Höttinger: Ja, das ist auch gut so.
Für mich ist das aber ein Beispiel für das Fehlen eines klaren, umfassenden Konzepts für die Jugendarbeit.
Wie meinen Sie das?
Höttinger: Es reicht nicht, Räume zur Verfügung zu stellen und einen Gemeindejugendpfleger anzustellen. Ich fordere ein klares Konzept. Und was ich noch viel mehr fordere, ist ein Bekenntnis zur Jugend. Weg von dem Gedanken, dass Jugendliche Probleme machen und Geld kosten - sie sind die Zukunft unserer Gesellschaft und auch von Bad Brückenau.
Moment... Wäre es nicht genau die Aufgabe des Jugendpflegers, so ein Konzept zu erstellen?
Höttinger: Ja und nein. Meine Aufgabe ist es, ein pädagogisches Konzept zu entwickeln, Vernetzungsarbeit zu leisten und Strukturen zu schaffen.
Ein Gesamtkonzept für die städtische Jugendarbeit zu entwickeln, ist eine politische Aufgabe. Wie soll ich denn ein Konzept fürs JUZ aufstellen, wenn ich nicht weiß, wie viel Geld wir haben? Und eigentlich muss ich zuerst wissen, was für eine Jugendarbeit die Stadt überhaupt will.
Wildenauer: Ich bereite gerade einen Antrag für den Stadtrat vor. Wir brauchen ein Budget für die Jugendarbeit.
Die Stadt hat aber kein Geld. Warum sollte die Stadt für etwas bezahlen, was eigentlich die Aufgabe der Familien ist?
Höttinger: Es ist nun mal so, dass Erziehungsarbeit immer mehr zu einer öffentlichen Aufgabe wird.
Die Gesellschaft verändert sich und damit ändern sich auch die Anforderungen an die Städte und Gemeinden.
Und der Jugendverein?
Wildenauer: Langfristiges Ziel sollte es natürlich schon sein, dass der Jugendverein das JUZ trägt. Aber soweit sind wir noch nicht.
Höttinger: Es ist toll, dass uns Leute wie Ilse Neumann oder Theo Heurich unterstützen. Aber auch das ist kein städtisches Konzept.
Was schlagen Sie also vor?
Höttinger: Man müsste alle Akteure an einen Tisch holen: Vertreter der Stadt, der Schulen und der Vereine. Eigentlich fängt das ja schon bei den Kindergärten an. Meine Vision ist, dass das JUZ ein Zentrum wird für alles, was die Jugend bewegt und betrifft.
Jugendarbeit kann nicht heißen, dass das JUZ Öffnungszeiten hat und wenn man Glück hat, kommt auch jemand.
Das Gespräch führte Ulrike Müller.
Hintergrund: Organisation der städtischen Jugendarbeit