Bad Brückenau: Wie krisenfest ist unser Wasser?
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Dienstag, 03. Januar 2017
Drei Tiefbrunnen bei Römershag versorgen die gesamte Stadt mit Wasser. Doch bevor es aus dem Hahn sprudelt, durchläuft es einen sensiblen Prozess.
Am Eingang hängen sie gleich, die Gasmasken, sogar beschriftet mit den Namen von Hubert Breitenbach und Björn Fröhlich. Die beiden Wassermeister der Stadtwerke Bad Brückenau haben regelmäßig im Wasserwerk zu tun. "Nein, nein", lacht der jüngere der beiden. Das Trinkwasser werde nur mit einer geringen Menge Chlor behandelt. Doch für den Fall einer Verunreinigung könne die Anlage jederzeit hochgefahren werden. Deshalb die Warntafeln, gelb und mit großen Buchstaben empfangen sie den Besucher.
Kein Engpass in 30 Jahren
Das Wasserwerk in Römershag liegt unauffällig am Weg, der vom Ortsrand nach Riedenberg führt. 1970 ging es in Betrieb, manche Anlagen im Inneren stammen noch aus dieser Zeit, andere sind längst modernisiert worden. Das Rohwasser, das aus 70 beziehungsweise 50 Metern Tiefe gepumpt wird, läuft über Rohre in Tanks, wird vielfach gefiltert, entsäuert und mit Ozon behandelt. Als Trinkwasser fließt es ins Leitungsnetz und versorgt schätzungsweise 1800 Haushalte.Die Stadt verfügt über sieben Hochbehälter vom Staatsbad bis hinauf nach Volkers. Nachts werden sie aufgefüllt. Insgesamt 5850 Kubikmeter Wasser - das entspricht mehr als dem Vierfachen des maximalen Tagesbedarfs - passen dort hinein. Dazu kommen 400 Kubikmeter aufbereitetes Trinkwasser, die im Wasserwerk selbst in zwei Kammern gespeichert werden. Reicht das aus?
Szenario Tanklaster-Unfall
Hubert Breitenbach wiegt den Kopf. Seit 1986 arbeitet er bei den Stadtwerken, "wir hatten noch nie einen Engpass", sagt er. Selbst im Hochsommer 2015, als Oberwildflecken das Wasser ausging, war es "genauso wie immer", ergänzt sein Kollege Fröhlich. Die größte Gefahr sehen die beiden in der Nähe zur Autobahn: Wenn von der Sinntalbrücke ein Tanklaster ins Tal stürzte und ausliefe, wäre das Wasserschutzgebiet verseucht. Erst im Januar 2016 wurden die Schutzzonen erweitert: Aus dem Gebiet speisen sich die drei Quellen, die für Bad Brückenau so wichtig sind.Wenn es so wäre, und die beiden Wassermeister klingen nicht so, als ob sie gleich morgen damit rechnen, dann gibt es eine Notversorgung über Oberleichtersbach. Bei der Erschließung des Gewerbegebiets am Buchrasen sei eine Leitung gelegt worden, die am Hochbehälter Dreistelz endet, erklärt Fröhlich. Noch nie sei ein Tropfen hindurchgeflossen, aber immerhin, die Leitung liegt. Eine Verbindung nach Riedenberg gebe es nicht. Lediglich die Gehöfte Röderhof, Stockhof und Stockpapiermühle würden von der Nachbargemeinde versorgt.
Letzte Sicherheit: Die Heilquellen
Spätestens seitdem großflächige Stromausfälle halb Europa lahmlegten, ist die Bevölkerung für die Verwundbarkeit ihrer hochtechnisierten Infrastruktur sensibilisiert. Björn Fröhlich nickt. Im Wasserwerk gebe es ein Notstromaggregat, erst im vergangenen Jahr seien alle Hochbehälter mit Einspeisesteckdosen ausgestattet worden. Zudem wurde ein mobiles Notstromaggregat angeschafft. "Solange wir Diesel oder Sprit haben...", sagt Breitenbach. "Besser können wir es gar nicht machen."Für Katastrophenszenarien wie dieses gibt es Notfallpläne in den Schubladen der Behörden. Auch eine Handvoll Oberflächenquellen sind im Stadtgebiet bekannt, wenn auch deren Wasserqualität nirgends zertifiziert ist. Noch ein kleiner Hinweis sei erlaubt: Fünf der sieben Heilquellen - darunter Georgi-Sprudel und Siebener - sind artesische Quellen. Das heißt, sie sprudeln vor sich hin - "je nachdem, wie viel die natürliche Schüttung gerade hergibt", erklärt Kurdirektorin Andrea Schallenkammer. Im Notfall könnten sich die Bad Brückenauer also sogar die Geschmacksrichtung aussuchen...
Die Trinkwasserversorgung von Bad Brückenau in Zahlen:
6 Druckzonen gibt es im Leitungsnetz, denn von Volkers bis hinab ins Tal müssen Haushalte versorgt werden.
7,68 Deutsche Grad Wasserhärte weist das örtliche Trinkwasser auf. Es gilt als "weich", ist also relativ kalkarm.
72 Kilometer lang ist das Rohrnetz der Stadtwerke Bad Brückenau für die Trinkwasserversorgung.
1400 Kubikmeter Wasser verbrauchen die Bad Brückenauer pro Tag höchstens. Das entspricht 1,4 Millionen Litern.
500.000 Kubikmeter Wasser bereitet das Wasserwerk in Römershag jährlich für den Trinkwasserbedarf der Stadt auf.