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Bad Brückenau: Sprache, der Schlüssel zur Welt


Autor: Rolf Pralle

Bad Brückenau, Sonntag, 27. Juni 2021

Seit 2016 darf der Bad Brückenauer Kindergarten Regenbogenland den Titel "Sprach-Kita" führen. Zwei Fachkräfte erhielten Ende vergangener Woche Zertifikate für ihr langjähriges Engagement.
Mit bildlichen Darstellungen bereicherte Elisabeth Kinalele ihren Vortrag über das Thema "Sprach-Kita".


Zehn Jahre ist es jetzt her, dass sich die Einrichtung in der Stollstraße auf Initiative der ehemaligen Leiterin Regina Ziegler um eine Teilnahme an dem Bundesprogramm mit der Bezeichnung "Frühe Chancen" bewarb, ehe diese Aktion 2015 den damals neuen Namen "Sprach-Kita" bekam.

Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist, so heißt es in einer Beschreibung unter anderem, widmet sich dieses Bundesprojekt hauptsächlich drei Säulen, und zwar der alltagsintegrierten Sprachbildung, der Inklusion und der Zusammenarbeit mit Familien.

Dafür ist als zusätzliche Fachkraft im Kindergarten Regenbogenland Elisabeth Kinalele zuständig. Sie unterstützt die entsprechenden Projekte, fungiert als Sprachvorbild, gibt Informationen zu den drei Themenfeldern sowie Anregungen für die praktische Umsetzung. Außerdem sorgt sie für die Fortbildung des Betreuer-Teams und die konzeptionelle Weiterentwicklung der Einrichtung.

"All das dient dem Ziel, das sprachliche Angebot von den Krippenkindern bis hin zum Vorschulkind vielseitig und anregend zu gestalten, Ausgrenzungen innerhalb den Kindergruppen zu vermeiden und die Familien nach ihren Möglichkeiten stärker in das Geschehen der Einrichtung einzubeziehen", skizziert die Diplom-Sozialpädagogin ihren Aufgabenbereich.

Kiga-Tandem

Um alle geforderten Elemente vor Ort effektiv zu realisieren, bildet Kinalele zusammen mit der Einrichtungsleiterin Alexandra Fürst das sogenannte Kiga-Tandem.

Bis zur Aushändigung der aktuellen Zertifikate war das Duo ordentlich gefordert, denn die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluss sind klar definiert.

So gehörten für die beiden Bad Brückenauer Expertinnen in den vergangenen fünf Jahren diverse Arbeitskreise zum Pflichtprogramm, an denen sie mindestens 15 Mal teilnehmen mussten. Zur Unterstützung wird der örtliche Kindergarten bei seinen Bestrebungen von einer externen Fachberatung begleitet.

Für Bad Brückenau ist Marion Hammer vom Evangelischen Kitaverband zuständig, die nach eigener Aussage Ende vergangener Woche bereits zum 20. Mal in die Stadt an der Sinn gekommen war. "Sie hat immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen und bietet für verschiedenste Themen Fortbildungen an. Außerdem leitet und gestaltet sie die Arbeitskreise, die an zwölf Standorten in ganz Unterfranken stattfinden", sagt Elisabeth Kinalele.

Austausch über Praxis

Neben dem Input durch die Fachberatung und Informationen von der Regiestelle aus Berlin, so erläuterte die Sozial-Pädagogin weiter, erfolge auch der Austausch über die Praxis und das Kennenlernen der verschiedenen Kindergärten mit ihren Konzepten. Die Inhalte würden im Anschluss dann wieder an die Mitarbeiterinnen aus dem Regenbogenland weitergegeben, wovon die gesamte Belegschaft profitiere.

Ohnehin, so Kinalele in ihrer kurzen Ansprache, funktioniere alles nur mit Teamwork. Sie bedankte sich bei allen Beteiligten für deren außerordentliches Engagement. Ein Grußwort im Namen der Stadt sprach anlässlich der Zertifikatsübergabe Kindergartenreferent Florian Wildenauer (SPD). Als Familienvater und Elternbeirat ist er mit der gesamten Materie sehr vertraut. Der Kommunalpolitiker versprach, sich auch weiterhin intensiv für die Belange der Mädchen und Jungen sowie deren Betreuerinnen einzusetzen.

Sprach-Kita:

Die Praxis in der Bad Brückenauer "Sprach-Kita":

- Leseecken in allen Zimmern

- Viele Vorlesesituationen, ob in der Leseecke, im eigenen Bücherzimmer, dem Blätterwald, durch Vorlesepaten aus der Elternschaft (auch in anderer Muttersprache) und durch Ehrenamtliche

- Ausleihe von Büchern und Spielen an die Kinder und deren Familien

- Kommunikation über Gebärden

- Auseinandersetzung mit Buchstaben und Schrift

- Baby-Cafe für Familien mit kleinem Geschwisterkind

- Digitaler Bilderrahmen zur Dokumentation des Alltagsgeschehens für die Eltern

- Projekte zu Themen der Kinder

- Buchprojekte und Ausstellungen

- Partizipation der Kinder über Kinderkonferenzen

- Selbstgeschriebene Kasperltheaterstücke durch die Mitarbeiterinnen

- Dokumentation der kindlichen Entwicklung anhand des persönlichen Portfolios

- Reime, Lieder und viel Bewegung

- Auseinandersetzung mit unserer Willkommenskultur

- Kooperationen mit der Grundschule, der Stadtbibliothek und weiterführenden Schulen

- Kollegiale Beratung