Bad Brückenau probiert neue Formen des Glaubens aus
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Donnerstag, 02. Januar 2014
Das Bekanntwerden von Vorfällen von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche brachte 2009 einen Dialog in Gang, der bis heute anhält. Auch die Christen der Region reden mit - und machen mit einer ungewöhnlichen Aktion auf ihr Projekt aufmerksam.
Sie haben erst einmal herzlich gelacht. Als Pfarrer Michael Krammer und Bernhard Hopf, Referent für Liturgie und liturgische Bildung des Bistums Würzburg, ihr neues Projekt vorstellten. Die Kirche wolle sich bewusst in "Heterotope" hineinbewegen, sagten die Kirchenleute und lachten selbst über dieses Wort, das das Problem der Kirche doch recht gut auf den Punkt bringt.
Denn kein Mensch versteht mehr, was die Kirche eigentlich sagen will. Vielen Katholiken sind die liturgischen Formen, mit denen ihre Eltern und Großeltern noch selbstverständlich aufgewachsen sind, fremd geworden. Aus diesem Grund will die deutsche Bischofskonferenz lebendigere Formen des Gottesdienstes finden und hat dazu das deutschlandweite Projekt "Modellgemeinden Liturgie" auf den Weg gebracht.
Neue Formen ausprobieren
Die Pfarreiengemeinschaft St.
Georg in Bad Brückenau ist so eine Gemeinde, in der neue Formen ausprobiert werden. "Mir ist es ein Anliegen, ein Gottesdienstangebot zu machen, das breit gefächert und vielleicht auch unkonventionell ist", begründet Pfarrer Krammer, warum die Pfarreiengemeinschaft sich als Modellgemeinde zur Verfügung gestellt hat.
Eine Arbeitsgruppe von etwa zwölf Leuten bereitete drei Veranstaltungen zum Thema "Sehnsucht" vor: einen adventlichen Lichterzug und ein weihnachtliches Treffen auf dem Volkersberg. Als letzte Aktion findet am morgigen Samstag, 4. Januar, eine Wanderung hinauf zum Maria Ehrenberg statt. Alle Angebote sind ökumenisch - also in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche vor Ort - gestaltet.
Persönliche Kontakte knüpfen
Isabelle Geck aus Kothen ist eine der Ehrenamtlichen, die die Veranstaltungsreihe organisiert haben.
Eine ähnliche Aktion im Oberen Sinngrund habe ihre Aufmerksamkeit geweckt. Auch dort trafen sich Christen in lockerem Rahmen. "Da wurde mal ein persönlicher Kontakt möglich, der ja normalerweise in der Kirche so nicht ist", sagt sie.
Alle Aktionen hat das Team bewusst nicht in einer Kirche veranstaltet, sondern außerhalb - etwa in der Natur oder auf dem Volkersberg. Und da sind sie wieder, die "Heterotope" oder "Anders-Orte", wie Pfarrer Krammer grob übersetzt. Denn die Kirche will wieder zu den Menschen gehen. Und nicht anders herum.