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Bad Brückenau: Petition gegen Einstellung der Notversorgung


Autor: Julia Raab

Bad Brückenau, Mittwoch, 07. Sept. 2022

Die Schließung der Notaufnahme in Bad Brückenau holt Kritiker auf den Plan. Was sie planen und wie die Erfolgschancen aussehen.
Der Trend ist eindeutig: Viele kleinere Krankenhäuser schließen die Zentrale Notaufnahme. So auch die  Franz von Prümmer Klinik Bad Brückenau. Das ruft Kritiker auf den Plan. Symbolfoto  Christian Charisius/dpa


Wenige Tage ist es her, da verkündete die Franz von Prümmer Klinik die Einstellung der Grund- und Notfallversorgung (wir berichteten). In den sozialen Medien sorgte die Meldung für Unmut. Die Kommentare drücken in erster Linie Unverständnis und Enttäuschung aus.

Nun meldet sich die "Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern" zu Wort. Der Bericht über die Schließung bereite der Gruppe, die sich aus einem ehemaligen Klinikvorstand, mehreren Bürgerinitiativen und Fachexperten zusammensetzt, "große Sorge", heißt es in einer Pressemitteilung.

"Trotz angespannten gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen ist die Notfallversorgung

in der Franz von Prümmer Klinik Bad Brückenau unverzichtbar", heißt es darin weiter. Immerhin würden laut dem Kliniksimulator der Vereinigung der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) "zukünftig 8100 Einwohner nicht mehr innerhalb von 30 bis 40 Minuten Fahrzeitminuten eine klinische Notfallversorgung erreichen", so die Mitteilung.

Politisch gewollt

Durch die geplante Umwandlung in eine Fachklinik würde die Bevölkerung zusätzlich keine klinische Grund- und Regelversorgung rund um die Uhr mit einer vollumfänglichen internistischen und allgemeinchirurgischen in dieser Fahrzeit erreichen. Die nächstgelegenen Kliniken sind in Fulda, Bad Neustadt und Bad Kissingen.

Weiter werden in der Pressemitteilung die Entscheidungen der Politik kritisiert, Krankenhäuser ohne Notversorgung als überflüssig zu betrachten und ökonomische Kriterien voranzustellen. Letztendlich fordern die Unterzeichner "die Stadt Bad Brückenau und den Landkreis Bad Kissingen auf, in Verhandlungen mit der Deutsche Regional Klinik GmbH zwecks Erhalt der Grund- und

Regelversorgung rund um die Uhr einschließlich Notfallversorgung einzutreten."

Auf Nachfrage stellt Klaus Emmerich, Sprecher der Aktionsgruppe, klar: "Wir möchten Öffentlichkeit schaffen und auf die Missstände aufmerksam machen." Dafür liefen seit Jahren Gespräche auf Bundes- und Landesebene. "Die Regionen, in denen keine flächendeckende Versorgung mehr gegeben ist, werden immer mehr", betont Emmerich.

Abbau schreitet voran

Konkret erläutert es Angelika Pflaum von der "Bürgerinitiative zum Erhalt des Hersbrucker

Krankenhauses", die ebenfalls das Papier unterzeichnet hat. Bereits 2019 schloss in Hersbruck im Landkreis Nürnberger Land das Krankenhaus, für dessen Erhalt sich die Hersbrucker Stadträtin engagierte.

"Wir haben bereits 2017 die Probleme aufgezeigt, die sich jetzt bewahrheiten", erklärt Pflaum. Weder von landes- noch von bundespolitischer Ebene habe es Unterstützung gegeben. Ein Teufelskreis, der bis heute anhält. Fakt sei, dass nach Schließung des Krankenhauses in Hersbruck weitere Ärzte aus der Gemeinde verschwanden.

"Von den sieben damals ansässigen Internisten sind fünf abgewandert", erklärt sie die Folgen der Schließung. Zwar seien das Belegärzte im Krankenhaus gewesen, doch die Tendenz sei eindeutig. "Alles begann vor 20 Jahren mit der Schließung der Geburtsstation", erinnert sie sich. Nach und nach wurden weitere Stationen abgebaut.

Dass  es in Bad Brückenau nicht soweit kommt, dafür setzt sich die Aktionsgruppe ein. Deshalb möchte sie nun weitere Schritte gehen. "Wir starten eine Petition in Bad Brückenau", sagt Emmerich. Damit soll die Resonanz in der Bevölkerung betrachtet werden. "Wie wichtig den Menschen die Versorgung ist, können wir erst dann beurteilen", sagt Emmerich weiter.

Allerdings: Die Erfolgschancen sehen bisher nicht besonders gut aus. "Meiner Erfahrung nach kämpft man oft gegen Windmühlen", sagt Stadträtin Pflaum. Die Petition ist online unter folgender Adresse zu finden: weact.campact.de/p/Notfallversorgung-Brueckenau