Bad Brückenau: Passant wird zum Lebensretter - doch die Geschichte endet tragisch
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Dienstag, 26. November 2019
Wolfgang Harke ist zufällig Zeuge eines Unfalls. Beherzt reanimiert er den hilflosen Autofahrer. Das kann er nur, weil er regelmäßig Erste Hilfe übte.
Die Dellen an der Werbesäule sind noch immer zu sehen. Auf dem Tegut-Parkplatz fuhr Mitte Oktober ein Mann unkontrolliert hinein. Er hatte am Steuer das Bewusstsein verloren. Wolfgang Harke aus Bad Brückenau war zufällig in der Nähe - zum Glück.
Lebensretter aus Bad Brückenau: "Ich wusste, dass ich helfen muss"
"Das Auto war abgeschlossen, der Motor lief. Ich wusste, dass ich helfen muss", erzählt er im Aufenthaltsraum der neuen Rettungswache später. Draußen nieselt es.
Michael Berger sitzt auch am Tisch. Seit 42 Jahren arbeitet er hauptamtlich im Rettungsdienst. Er hat schon viel gesehen. "Wie oft komme ich zu einem Patienten, der reanimiert werden könnte. Aber die Menschen haben Angst, etwas falsch zu machen", sagt er. Er selbst saß an jenem Tag im Rettungswagen, zusammen mit einem Kollegen. Zwei Minuten dauerte die Fahrt von der Rettungswache zum Parkplatz. Zwei Minuten, in den Wolfgang Harke tat, was er bei zahlreichen Lehrgängen gelernt hatte.
Erste Hilfe bei der Bundeswehr gelernt
Er klopfte an die Scheibe, keine Reaktion. Sofort setzte er den Notruf ab und versuchte, die Scheibe einzuschlagen. Vergeblich. "Ein junger Mann mit osteuropäischem Akzent hat mir geholfen. Er ist vor zum Fahrer geklettert und hat den Wagen geöffnet", erzählt er. Harke legte den Mann auf den Boden und überprüfte, ob er irgendwelche Lebenszeichen erkennen konnte. Da das nicht der Fall war, begann er sofort mit der Reanimation. Harke war lange bei der Bundeswehr. Erste Hilfe-Kurse seien Pflicht gewesen, sagt er. Jedes Jahr habe er sein Wissen auffrischen müssen. In dem Moment, als er gebraucht wurde, war "alles noch präsent". Er wusste auch, dass die Rippen beim Patienten brechen würden, so wie es oft bei einer Reanimation passiert.
BRK: Passanten greifen im Notfall noch zu selten ein
"Respekt!", sagt Alexander Kretz, Kreisbereitschaftsleiter beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Ich finde es toll, dass einer einfach hilft, ohne darüber nachzudenken." Wie oft Passanten beherzt zugreifen, wenn ein Notfall passiert? Alexander Kretz und Michael Berger schauen sich an. "Dreimal im Jahr? Einmal?", vermuten sie. Seitdem die Rettungsleitstelle Telefonreanimation anbiete - die Anrufer also Schritt für Schritt anweist, was sie zu tun haben - habe er den Eindruck, dass mehr Patienten überleben, erzählt Berger.
Als Michael Berger und sein Kollege den Ort erreichten, lösten sie Wolfgang Harke ab.Sie legten den Patienten auf eine Trage und behandelten ihn im Fahrzeug weiter. Die Unterstützung der örtlichen Feuerwehr sei hervorragend gelaufen, berichtet der Notfallsanitäter. 20 Minuten dauerte es, bis sie den Autofahrer wieder ins Leben brachten. "Der Mann hat einen klassischen Herz-Kreislauf-Stillstand gehabt", sagt Berger. "Der wäre tot gewesen."