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Bad Brückenau: Netz-Experte wagt Vorstoß


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Donnerstag, 20. August 2015

Aktuell wird im gesamten Landkreis der Breitbandausbau vorangetrieben. Auch Bad Brückenau will weiteres Stadtgebiet mit schnellerem Internet erschließen. Einem Stadtrat geht das allerdings nicht weit genug.
Vier Erschließungsgebiete sollen in Bad Brückenau mit schnellem Internet versorgt werden. Grafik: Dietmar Rothe


Eigentlich reine Formalie sollte die Einreichung des Zuwendungsantrags für den Breitbandausbau sein, doch es kam anders. "Sollten wir dem Ausbau, so wie er uns angeboten wurde, zustimmen, stehen wir in fünf Jahren wieder vor dem Problem", wandte sich Benjamin Wildenauer (SPD) an seine Stadtratskollegen. Der Jüngste in der Runde beschäftigt sich schon seit vielen Jahren hobbymäßig mit dem Thema. Er sagt: Der Ausbau auf 30 oder 50 Megabit pro Sekunde scheint jetzt ausreichend zu sein. In Zukunft würden diese Geschwindigkeiten aber bei Weitem nicht mehr ausreichen.


Kritik an der Telekom

Deshalb setzt sich Wildenauer für Glasfaserkabel bis ins Haus ein. Zur Zeit ist es so, dass Glasfaser bis zu den Kabelverzweigern verlegt wird, danach führen Kupferkabel zu den Anschlüssen - so erklärt es Kämmerer Leo Romeis. Ohnehin sei ein Großteil des Stadtgebiets versorgt. Der Ausbau betrifft vier Gebiete in Römershag (Schulzentrum und Teile des Gewerbegebiets), Volkers, im Staatsbad (Nähe Fondsberg) und direkt in Bad Brückenau (Schillerstraße, Goetheweg, Teilbereich Düsseldorfer Straße und Berliner Platz).

Zwei dieser vier Gebiete will die Telekom nun selbst ausbauen - mit Vectoring, was Wildenauer ebenfalls scharf kritisiert. Für die anderen zwei Erschließungsgebiete schlägt er vor, ein zweites Angebot mit deutlich schnelleren Geschwindigkeiten einzuholen. Der Stadtrat stimmte dem einstimmig zu und stellte den Zuwendungsantrag zurück.


Ortstermin im Gewerbegebiet

Zu einer kurzen Diskussion kam es, als es um einen Antrag der Firma Enders aus Oberleichtersbach ging. Laut Angaben von Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) möchte der Betrieb seine Produktion nach Bad Brückenau holen. Dazu erwarb das Unternehmen eine Fläche im Gewerbegebiet Buchrasen, und zwar im Bad Brückenauer Teil. Nun möchte Enders das Gelände auffüllen, um eine Halle darauf errichten zu können. Auf Straßenseite würde das Gelände dann rund 4,5 Meter in die Höhe ragen - allerdings nicht als Wand, sondern als begrünte Böschung, wie Meyerdierks erläuterte.

Mehrere Stadträte begrüßten ausdrücklich die Gewerbeansiedlung im Bad Brückenauer Teil des Gewerbegebiet. Es gab aber auch kritische Nachfragen. Karlheinz Schmitt (CSU) wies darauf hin, dass durch die Aufschüttung weitere Abstandsflächen vom Unternehmen benötigt würden. Dafür solle die Stadt einen Werteausgleich nachverhandeln. Adelheid Zimmermann (FDP) konnte sich die Dimensionen des Projektes nicht so recht vorstellen und plädierte für einen Ortstermin. Der wird nun auch stattfinden. Die Entscheidung über den Antrag auf Aufschüttung des Geländes wurde zurückgestellt.


Punkt für Punkt aus dem Stadtrat:

Anregung Eberhard Schelle (PWG) regte an, den Brunnen am Washington Platz zu reparieren. Außerdem setzte er sich als Friedhofsreferent dafür ein, dass die Arbeiten am Friedhof endlich angepackt werden, bevor es Allerheiligen wird.

Bellevue Im nicht-öffentlichen Teil brachte der Stadtrat endgültig den Grundstücksverkauf, der für den Bau der Parkplätze am Bellevue im Staatsbad nötig ist, auf den Weg.

Sanierung Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) wies erneut auf die Sanierung der Bahnhof- und Ancenisstraße hin. Zudem wird ein kurzes Stück des Hammelburger Bergs ausgebaut. Die Arbeiten laufen seit Mittwoch und sollen bis zum 18. September fertig sein. Kurt Abersfelder (CSU) erkundigte sich, was aus den Schienen am Bahnübergang bei der Polizei werde. Meyerdierks sagte, darüber werde noch verhandelt. Benjamin Wildenauer (SPD) gab an, dass die Schienen erst entfernt werden dürften, wenn die Strecke entwidmet sei.

Stadtumbau West Seit Jahren setzt die Stadt im Rahmen des Förderprogrammes Stadtumbau West Bauprojekte um. Nun will die Regierung von Unterfranken einen Überblick über die Maßnahmen haben, die im nächsten Jahr anstehen. Diese sind: Die Neugestaltung des Parkplatzes Altes Krankenhaus mit Georgipark für rund 50.000 Euro, die Förderung privater Modernisierungsmaßnahmen (350.000 Euro), ein Neuordnungskonzept zum Beispiel für die Ludwig- und Sparkassenstraße (25.000 Euro) und die Förderung sanierungsbegleitender Beratung (20.000). Für die Jahre 2017 bis 2019 sind weitere Projekte vorgesehen, die insgesamt etwa 2,6 Millionen Euro kosten werden.

Website Auf Antrag von Heike Kötzner (CSU) wird die Stadtverwaltung in Zukunft die Sitzungen des Stadtrats mitsamt der Tagesordnung im Internet ankündigen. Außerdem werden die Ergebnisse der Stadtratsbeschlüsse online gestellt werden. Alle Räte unterstützten den Antrag.