Bad Brückenau: Narren stürmen den Stadtrat
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Mittwoch, 07. Februar 2018
Neckisches Verswerk und ein Eilantrag erheiterten die Stadtvertreter. Eine Närrin warf gar ihren Hut für die nächste Bürgermeisterwahl in den Ring.
Einfach abgesetzt wurde Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) in der Sitzung des Stadtrats am Dienstagabend. Prinz "Benni der Zweite vom närrischen Elferrat mit medizinischem Rat" stürmte mit seinem Gefolge den Sitzungssaal. Er verlangte umgehend, das Römershäger Ortsschild - dem Stadtteil, aus dem der holde Prinz stammt - mit einem goldenen Krönchen zu versehen. Der Rathaus-Chefin erlegte er auf, beim Kräbbelkaffee am Mittwoch in der Klappe ihren Namen zu tanzen.
Mit großem Vergnügen nahm der Stadtrat diese Anordnung zur Kenntnis. Zweiter Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG) hatte ein neckisches Verswerk vorbereitet, das durchaus wertschätzend jeden einzelnen Stadtrat in die Pfanne haute. PWG-Kollege Emanuel Fritschka pries das Rentnerdasein - "Ich hab' Zeit!" - und dritter Bürgermeister Dieter Seban (CSU) forderte per Eilantrag, dass sich Bad Brückenau umgehend als Austragungsort für die olympischen Winterspiele 2026 bewerben müsse.
Jede Fraktion bekommt ihr Fett weg
Einstimmig gaben die Stadträte diesem Eilantrag statt. Auch Schlafwandler Dirk Stumpe (PWG) teilte kräftig aus, jede Fraktion bekam ihr Fett weg. "Wer noch der SPD vertraut, dem hat man das Gehirn geklaut." Etwas verhaltener fiel der Applaus für seine Fraktionskollegin Birgit Poeck-Kleinhenz aus. Unter dem Motto "Wahlkampf" warf sie als Anwärterin für das Bürgermeisteramt ihren Hut in den Ring. Am Ende besann sie sich jedoch darauf, dass die nächste Wahl ja erst im Jahr 2020 stattfinde.Benjamin Wildenauer (SPD) rügte den Prinzen für seine umstürzlerischen Allüren. Sein Vorschlag einer City-Maut bei Stau auf der A 7 - vorzugsweise als Autobahnnutzungsanreizgebühr bezeichnet - sorgte ebenfalls für lautes Gelächter. Am Ende zeichnete der närrische Hofstaat den ehemaligen Stadtkämmerer und Herzblut-Rotkreuzler Edgar Rieß aus. Der Prinz überreichte ihm den aktuellen Faschingsorden, der das inzwischen abgerissene Rot-Kreuz-Gebäude zeigt. Über den Geehrten hatte der zweite Bürgermeister gedichtet: "Edgar Rieß, unser Dauergast. Keine Sitzung hat er je verpasst!"