Druckartikel: Bad Brückenau: Nachfolger für Deutsches Haus gesucht

Bad Brückenau: Nachfolger für Deutsches Haus gesucht


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Freitag, 09. Januar 2015

Nach mehr als 50 Jahren möchte Anneliese König den Gasthof Deutsches Haus gern abgeben. Im Anwesen steckt viel Herzblut - und eine ergreifende Liebesgeschichte...
Das sind Anneliese König und Paul Zaps aus Bad Brückenau. Sie suchen einen Nachfolger für den Gasthof Deutsches Haus. Foto: Ulrike Müller


Sie hat warme und kräftige Hände. Hände, die viel gearbeitet haben im Leben. Seit zehn Jahren überlegt Anneliese König schon, das Deutsche Haus abzugeben. Ein paar Interessenten seien auch schon da gewesen, aber "dann habe ich immer gedacht: hoffentlich nimmt er's nicht", sagt die Königin etwas kleinlaut. Es ist eben ihr Lebenswerk, das Hotel in der Bahnhofstraße.

"Wir schaffen es körperlich nicht mehr", sagt Paul Zaps, der Mann der Wirtin. Die beiden wollen verkaufen, nicht verpachten. "Der Preis ist auch verhandelbar", sagt er. "Wenn jemand reingeht, muss er auch die Chance haben, es zu packen", sagt sie. Beide wissen, dass es kein Kinderspiel ist, heutzutage eine Gastwirtschaft im ländlichen Raum durchzubringen. Ein paar Stammtischrunden sind ihnen geblieben: Der Sudetendeutsche Freundeskreis, der ehemalige TV-Chor, der Ehemaligen-Stammtisch von Sintermetals zum Beispiel. "Die Brückenauer Vereine kommen nicht mehr, weil sie ihre eigenen Vereinsheime haben", sagt Zaps. Deshalb hat sich das Haus andere Standbeine gesucht.

Wirtshaussterben in Bad Brückenau

Neben Stammgästen, Monteuren und Durchreisenden hat sich Zaps eine neue Zielgruppe gesucht. Seit ein paar Jahren holt der 70-Jährige Handballmannschaften in die Stadt, die in der Turnhalle in Römershag Trainingslager veranstalten. Aber selbst das ist keine langfristige Lösung für das Hotel. "Ich habe das Haus seit 51 Jahren", sagt die Königin, die auf ihren 80. Geburtstag zusteuert. "Da habe ich viele Höhen und Tiefen erlebt. Aber in den letzten Jahren ist es schwierig geworden. Sehr schwierig."

König und Zaps sind nicht die einzigen Wirtsleute in der Stadt, die kämpfen. Von ehemals zwölf traditionellen Wirtshäusern in der Kernstadt sind acht nicht mehr in Betrieb. Das ehemalige Gasthaus Löwe in der Altstadt, Grüner Baum, Fränkischer Hof, Hotel Schwan, Schwarzer Adler, Sonne und das Hotel Post sind längst Geschichte. Das Gasthaus Zur Altstadt schloss im Sommer. Ein neuer Pächter wird gesucht. Einzig der Stern ist als traditionelles Gasthaus in der Altstadt noch übrig geblieben. Erfreulich ist dagegen, dass seit einem Jahr eine junge Pächterfamilie die Krone am Marktplatz übernommen hat. Auch der Frankfurter Hof ist in Betrieb: Im November eröffnete dort ein indisches Restaurant.

Auch der Blick ins Umland zeigt: Pächter oder Käufer für Wirtshäuser fallen nicht gerade vom Himmel. Das spüren Anneliese König und Paul Zaps auch in ihren Familien. Seine Kinder. Ihre Kinder. Kein Interesse. So geht es vielen Wirten in der Region. Das tut weh, besonders wenn man so viel Lebenszeit und Herzblut ins Haus gesteckt hat wie die beiden.

Hochzeit zwischen Tür und Angel

"Das Haus geht immer vor, vor allem", sagt Paul Zaps. Als ihre Kinder Kommunion feiern, steht Anneliese König in der Küche. 1982 verlässt sie ihr Mann Fritz - die Königin steht in der Küche. Drei Jahre führt sie den Betrieb ganz allein in wirtschaftlich angespannter Situation. Dann wird das Haus zwangsversteigert. Es ist Paul Zaps , der das Anwesen kauft - aus "betriebswirtschaftlicher Denke und aus Liebe".

Zaps arbeitet als Finanzberater in Würzburg. Eigentlich will er seine Anneliese an den Main holen. "Ich hätte ihr damit ihr Herzblut genommen", sagt Zaps. Also blieb er. Am 23. Dezember 1991 heiraten die beiden zwischen Tür und Angel. Nach der kurzen Zeremonie eilt er in den Gastraum - und sie in die Küche. Es folgen harte Jahre, aber es ist ihr Leben. Morgens macht er die Rechnungen, sie das Frühstück. Nach Feierabend harrt er in der Gaststube aus, während sie schläft.

So sind die Jahre vergangen. Er: "Wir könnten auch einfach zuschließen. Aber schon beim Gedanken daran tut mir das Herz weh." "Ich wüsste ja gar nicht, mit wem ich abends zusammen sitzen würde...", sagt die Königin.


Aus der Geschichte des Deutschen Hauses:

1878 errichtet Hyginus Krug den "Gasthof Deutsches Haus" in Bad Brückenau.

1893 übernimmt Adolf Josef Geiling das Deutsche Haus.

1901 geht das Eigentum an Johann Krug über, der das Anwesen 1903 an Josef Krug weitergibt.

1905 übernimmt zunächst Louis Peters die Gastwirtschaft, dann geht das Anwesen an Andreas Christian Gustav Schmidt über. Ein Jahr später, also 1906, gibt es wieder einen Eigentümerwechsel: Wilhelm Konrad Bopp und seine Frau führen das Deutsche Haus.

1911 Luise Elisabeth Bopp ist alleinige Eigentümerin des Deutschen Hauses.

1920 Anton Reuß übernimmt das Anwesen.

1926 Das Deutsche Haus geht zunächst an Karl Walter und ein Jahr später an Gottfried Döll über. Er führt den Gasthof mehr als drei Jahrzehnte lang.

1963 Alois Döll übernimmt das Deutsche Haus. Im selben Jahr pachten Friedrich Wilhelm und Anneliese König das Anwesen und kaufen es 1968.

1986 Paul Zaps und Anneliese König übernehmen das Deutsche Haus. Sie führen es bis zum heutigen Tag.