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Bad Brückenau: Musik in der Pflege


Autor: Julia Raab

Bad Brückenau, Sonntag, 02. Dezember 2018

Ein Jahr lang besuchte Musiklehrerein Daniela Wagner in zwei Pflegeheimen kranke und demente Menschen. Im Dezember läuft das von der Stadt finanzierte Projekt aus. Wie geht es weiter?
Daniela Wagner hat eine musikgeragogische Ausbildung und bietet Musikstunden für demente Menschen an. Foto: Julia Raab


Wenn Daniela Wagner zu Besuch kommt, dann versammelt sich der gesamte Bereich des Pflegeheims Willy-Brandt-Haus in dem großen Aufenthaltsraum im Erdgeschoss. Seit einem Jahr besucht sie einmal im Monat diesen geschützten Raum für Patienten, die an Demenz erkrankt sind. "Jede Stunde ist anders und spannend", sagt Wagner über ihre Zeit in dem Pflegeheim. Manchmal machen alle mit Begeisterung mit und manchmal ist es eher unruhig. Das sei immer eine Überraschung.

Dass Musik bestimmte Areale in unserem Gehirn anspricht, die über die Sprache nicht erreicht werden, ist schon lange bewiesen. Bei neurologischen Krankheiten wie Schlaganfall, Parkinson oder Demenz sowie bei Altersdepression kann der Einsatz von Musik viel zur Steigerung der Lebensqualität beitragen. Denn Musik geht ans Herz und transportiert Emotionen, die das Gehirn aktivieren. Die Patienten erinnern sich an ihre Kindheit, frühere Ereignisse und Erfahrungen. "Das kann mitunter sehr emotional sein", sagt die Musikschulleiterin der August-Kömpel-Musikschule. Natürlich heile die Musik nicht das Krankheitsbild, doch es könne viel Positives bewirken. "Trotz schwerer Demenz sind die Teilnehmer oft voll dabei", sagt Wagner, die im letzten Jahr ihre Ausbildung in der sogenannten Musikgeragogik abgeschlossen hat.

Angebote für Senioren

Die Stadt förderte das Projekt "Musik mit Herz und Hirn" im Rahmen der Gesundheitsstadt 2017 für ein Jahr an zwei Pflegeeinrichtungen in Bad Brückenau. Neben dem Willy-Brandt-Haus betraf das auch das Pflegeheim Schloss Römershag. Jetzt läuft diese Förderung aus. "Die finanzielle Unterstützung des Projektes sollte als Anschub verstanden werden", sagt Karin Bauer von der Tourist Info. Die Stadt wollte den Pflegeeinrichtungen mit der Förderung die Möglichkeiten eines geriatrischen Musikangebotes aufzeigen. Ob und in welcher Form das Projekt von den Häusern ins Programm aufgenommen werde, liege nun in deren Hand, so Bauer weiter. "Aus meiner Sicht wird das Projekt sehr gut angenommen. Ich hoffe es gibt die Möglichkeit, dass die Musikstunden weiter gehen", sagt Wagner.

Sabine Preisendörfer, Einrichtungsleiterin der Seniorenwohnanlage Willy-Brandt-Haus, freut sich über die monatlich stattfindenden Musikstunden. "Wir haben momentan nicht die personellen Möglichkeiten, unseren Bewohnern ein ähnliches Programm zu bieten", sagt Preisendörfer. Trotzdem könne sie noch nicht sagen, wie es mit den Musikstunden weitergeht.

Fester Bestandteil

Im Pflegeheim Schloss Römershag ist sich Roberto Ranelli, Heimleiter des Pflegeheims, dagegen sehr sicher, wie es mit den Musikstunden weitergeht. Hier ist das Pilotprojekt ein voller Erfolg. "Die Stunde ist fester Bestandteil unseres Hauses und wird es auch in Zukunft bleiben - mit oder ohne Finanzierung der Stadt", sagt Ranelli. Mit Begeisterung habe er er gesehen, wie die Bewohner die Musikstunde angenommen heben. "Die Qualität und das Niveau von Frau Wagner begeistert mich wirklich", betont Ranelli. Denn die verschiedenen Krankheitsbilder erfordern geschultes Wissen und Einfühlungsvermögen von Seiten des Lehrers. "Wir im Haus können so einen Musikunterricht nicht leisten, dafür braucht es einen Profi", sagt er. Wagner wird deshalb ihren Unterricht im Pflegeheim Römershag im kommenden Jahr weiterführen.