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Bad Brückenau: Märchenkongress kommt 2020


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Dienstag, 14. Februar 2017

Nach den Jahren 2008 und 2013 wird die Europäische Märchengesellschaft 2020 wieder in der Kurstadt tagen. Taugt das Ereignis als Publikumsmagnet?
Knusper, knusper, Knäuschen, Annette Martin am Hexenhäuschen: Die Brückenauerin erzählt leidenschaftlich gern Märchen. Foto: Ralf Ruppert/Archiv


Wer genau hinschaut, sieht hier und dort im Stadtgebiet Figuren bekannter Märchen an Fassaden. Sie stammen aus einer Zeit, in der es wahrlich märchenhaft in der Kurstadt zuging. Im Jahr 2008 hielt die Europäische Märchengesellschaft (EMG) den Europäischen Märchenkongress in Bad Brückenau ab. Den Gästen gefiel es so gut, dass sie 2013 wiederkamen. Vermittelt und im Hintergrund ehrenamtlich organisiert hat die Treffen Annette Martin. Sie ist seit 2008 Präsidiumsmitglied der EMG und selbst Märchenerzählerin.


Kooperation mit der Stadt

"Ich freue mich, wenn ich den Märchenbegeisterten meine Heimat zeigen kann", sagt die 54-Jährige, die in Einraffshof aufgewachsen ist. Auch wenn sie inzwischen weiß, wie viel Arbeit hinter so einem Kongress steckt, möchte sie der Stadt noch einmal "etwas Gutes tun". Immerhin waren 2013 rund 250 Teilnehmer und 40 Referenten in die Rhön gereist. "Das ist natürlich wunderbar", freut sich Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU), dass viele Menschen Stadt und Staatsbad kennenlernen werden.

Der Termin - der Märchenkongress wird vom 20. bis 24. Mai 2020 stattfinden - ist zwar noch eine Weile hin, doch schon jetzt kann Martin sagen, dass abends an verschiedenen Orten der Stadt Märchen zu hören sein werden. Bevor der Kongress startet, besuchen die Märchenerzähler ehrenamtlich Schulen und Kindergärten, auch dies ist schon zur Tradition geworden. "Das ist, was wir der Stadt wiedergeben können", sagt Martin, denn bei der Ausrichtung des Kongresses kommt die Tourist-Info der EMG entgegen: Die Georgi-Halle wird mietfrei zur Verfügung gestellt.


Leute in die Stadt bringen

Auch Else Prause freut sich. Sie ist die Frau, die in liebevoller Kleinarbeit die Figuren gemalt und in der Stadt aufstellen lassen hat. Demnächst wird sie 91 Jahre alt - und malt weiter. Noch zwei Figuren will sie in diesem Jahr fertig stellen. Selbst aus der Märchenstadt Hameln bekam sie schon Post. Dass man die Märchenstadt besser vermarkten könnte, das sagt sie immer wieder - und erinnert an die tollen Aktionen, die Stadt und Forum auf die Beine stellten, als die Märchenerzähler das erste Mal die Stadt besuchten. Auch in der jüngsten Ideensammlung zur Belebung der Innenstadt tauchte die Märchenstadt auf.

"Ich sehe gerade jetzt in der Werbegemeinschaft großes Potenzial, um Leute in die Stadt zu bringen", kann sich das die Bürgermeisterin gut vorstellen. Vielleicht könne man den Märchenkongress mit städtischen Veranstaltungen verbinden oder - ähnlich wie den Pinklauf - zu einem Gemeinschaftswerk der Vereine werden lassen.


Hintergrund: Die Europäische Märchengesellschaft

Verein 1956 wurde im Kloster Bentlage bei Rheine (Westfalen) die Europäische Märchengesellschaft e.V. (EMG) gegründet. Vereinsziel ist die Erforschung und Pflege von Märchen, die als kulturelles Erbe verstanden werden. Der Verein hat aktuell rund 2000 Mitglieder und gibt regelmäßig Publikationen zu Märchen heraus. Neben zahlreichen Seminaren und Veranstaltungen bildet die EMG auch Märchenerzähler aus. Jährlich findet der Europäische Märchenkongress statt, heuer in Berlin Marzahn.

Kulturerbe Am 9. Dezember 2016 wurde das Erzählen von Märchen ins "Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes" aufgenommen. Die EMG hatte den entsprechenden Antrag gestellt. Die Deutsche Unesco-Kommission würdigte damit das Märchenerzählen als identitätsstiftende kulturelle Praxis, die von der EMG am Leben erhalten werde. Die sozialkulturelle Komponente sowie die internationale und interkulturelle Vielfalt des Märchenerzählens werden besonders betont.