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Bad Brückenau: Läuft bei uns


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Freitag, 08. Sept. 2017

Nichts ist schöner als nach langen Urlaubstagen zurückzukehren. Alles ist vertraut und überhaupt fühlt sich alles so wunderbar an. Heimat eben.
Die Laufgruppe vom TV Bad Brückenau; Foto: Ulrike Müller


Nichts ist schöner, als nach langen Urlaubstagen zurückzukehren in die Heimat. Alles ist vertraut, bekannte Ge sichter an jeder Ecke, Bäcker und Metzger grüßen mit Namen, und überhaupt fühlt sich alles so wunderbar an. Heimat eben.

Da lohnt sich ein Blick darauf, was diese Stadt zu bieten hat - abseits der allgegenwärtigen Nörgelei. Ein eigenes Kino im Stile der 1940 und 1950er, zum Beispiel. Die Rhön natürlich, mit ihren Landschaften zum Niederknien. Die intakte Natur. Die heilen Dorfgemeinschaften in den Orten rings um die Stadt und ein kulturelles Angebot, dass Außenstehende niemals in der Provinz vermuten würden: das Kammerorchester und die Musikschule, sowie schätzungsweise 1200 Veranstaltungen für Kurgäste in Stadt und Staatsbad allein im vergangenen Jahr.

Also, Koffer hinstellen und Kaffee kochen. Durchatmen. Ankommen. Den Moment in der Erinnerung festhalten. Und dann kann er wieder kommen, der tägliche Trubel.


Und das ist noch alles schön bei uns:

Buchstäblich auf den letzten Metern vor der hessischen Landesgrenze hat König Ludwig I. der Nachwelt ein Juwel hinterlassen, das seinesgleichen sucht. Der Freistaat Bayern lässt sich nicht lumpen: Mehr als 28,5 Millionen Euro flossen in den vergangenen zehn Jahren ins Staatsbad. Von den Investitionen profitieren nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische.

Ein Glücksfall für die Stadt ist Michael Krug. Seit acht Jahren ist er Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, den Bauhof leitet er seit 2013. Schon der Vater, Jochen Krug, setzte sich für die Stadt ein: 18 Jahre als Kommandant bei der Feuerwehr und 21 Jahre an der Spitze des Bauhofs. Die Feuerwehr selbst ist ebenfalls unverzichtbar: Mit 4000 Einsatzstunden bei 189 Einsätzen allein im vergangenen Jahr, 132 aktiven Feuerwehrleuten im gesamten Stadtgebiet und zwölf Fahrzeugen leisten die Wehren in der Stadtmitte, in Römershag und in Volkers eine tolle Arbeit.

Ungefähr 19.000 Menschen leben im Altlandkreis und doch hat die Region ein eigenes Bad mit Saunalandschaft zu bieten. Im Bad ist die Besucherzahl mit rund 110.700 Gästen im vergangenen Jahr rückläufig, doch der Besuch der Sauna bewegt sich mit fast 35.000 Schwitzenden auf konstantem Niveau. Zwischen 200.000 und 250.000 Euro investieren die Stadtwerke jährlich in den Erhalt des Bades. In diesem Jahr sind es sogar 390.000 Euro: Im September wird die Umkleide erneuert. Die Stadt unterstützt den Betrieb und lässt sich ihr Bad immerhin 200.000 Euro im Jahr kosten.

Genau 72 Vereine gibt es in Bad Brückenau. Das allein ist schon beachtlich. Dass aber ein Welt- und Europameister zum Turnverein gehört, ist kaum bekannt. Sowohl als Einzelläufer als auch mit der Nationalmannschaft im Crosslauf holte Reinhard Vogler Gold. Manfred Dormann wurde mehrfach Deutscher Meister. Erst im vergangenen Jahr schickte der TV Dietmar Fröde, Hans Wagner und Gerhard Schumm zum Wettkampf: Das Team wurde Bayerischer Meister, Schumm als Einzelläufer 2016 und 2017 immerhin Vizemeister seiner Altersklasse. Ohne Konkurrenz ist der Staffellauf in die französische Partnerstadt Ancenis. Zweimal - 1990 und 1994 - absolvierten die Läufer 1200 Kilometer. Mit dem Wohnwagen fuhren die Sportler zur nächsten Stabübergabe. Absprachen via Handy gab's noch nicht. 80 Stunden, 41 Minuten und 32 Sekunden dauerte der letzte Lauf. Ihren Staffelstab haben die TVler bis heute aufbewahrt.

Exakt 20 Ausstellungen sowie 43 Lesungen, Theateraufführungen, Konzerte, Kabarettauftritte und Vorträge präsentierte die Galerie Form und Farbe seit der Eröffnung vor drei Jahren. Im Hintergrund steht der Verein "Kunsthaus" mit aktuell 89 Mitgliedern. Er wurde im Januar 2015 ins Leben gerufen. Ein Lädchen mit stilvollem Café kam im vergangenen Jahr dazu. Die Galerie liegt unmittelbar an der alten Bahntrasse, auf der demnächst Radler rollen.

Insgesamt 660 Neubürger zogen im Jahr 2016 in die Stadt - und zwar nicht nur ältere Menschen. Um genau zu sein, waren es 423 im Alter zwischen 0 und 45 Jahren.Johanna Stumpner ist eine von ihnen. Sie hat beim Büro für Lebensmittelkunde und Qualität Arbeit gefunden und fühlt sich in der Stadt sehr wohl. "Ich war von Anfang an begeistert davon, dass ich in diesem angeblich so ,toten' Städtchen mit Kino, Konzerten, Kneipen und einigen netten Läden ein doch ziemlich tolles und breites Angebot habe. Das ist mehr als so manch größerer Ort bietet", erzählt die 29-Jährige.