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Bad Brückenau: Kriminalstatistik 2014


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Freitag, 27. März 2015

Was am Weihnachtsfest 2013 mit einem fliegenden Stallhasen begann, endete in dieser Woche damit, dass eine Polizistin gebissen wurde. Ordnungshüter müssen sich immer häufiger gegen handfesten Widerstand zur Wehr setzen.
Übung: Florian Leimbach und Klaus Albert werfen ihren Kollegen in zivil (Steffen Trabert) zu Boden. Foto: Ulrike Müller


Es dauert nur wenige Sekunden, dann haben Florian Leimbach und Klaus Albert ihren Kollegen zu Boden gebracht. Steffen Trabert (in zivil) stellt heute nur dar, was draußen auf die Beamten wartet. "Wir haben regelmäßig polizeiliche Eingreif-Trainings", sagt Herbert Markert, Leiter der Polizeiinspektion Bad Brückenau. Und dieses Training brauchen seine Beamten auch.

Respekt geht verloren

14 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte registrierte der Polizeichef seit Weihnachten 2013. In der Kriminalstatistik berichtet Markert davon, wie Kollegen mit der Mistgabel bedroht und mit einem Stallhasen beworfen wurden. Und die Entwicklung setzte sich fort. Erst in dieser Woche musste sich eine Polizistin ärztlich behandeln lassen, nachdem sie von einem 16 Jahre alten Mädchen in die Hand gebissen worden war.

Markert bedauert, dass der Respekt gegenüber der Polizei verloren gehe. Aber nicht nur das, auch insgesamt werde der Umgang miteinander roher. So stiegen Rohheitsdelikte - also Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsberaubung und Bedrohung - um fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 186 Straftaten an. 2013 waren es mit 134 Rohheitsdelikten auffallend wenige Vorkommnisse.

Anstieg bei den Straftaten

Das schlägt sich auch bei der Gesamtzahl der Straftaten nieder. Im Jahr 2014 verzeichnete die Polizei 813 Straftaten, von denen 564 Fälle geklärt werden konnten (Aufklärungsquote von 69,4 Prozent). Das ist mehr als noch im Vorjahr, als im Altlandkreis nur 783 Straftaten begangen wurden. Der Blick in die Kriminalstatistik zeigt aber, dass 2014 kein negativer Ausreißer war: 813 Straftaten sind sogar der zweitniedrigste Wert in zehn Jahren.

Heikler ist dagegen ein anderer Punkt. In Bad Brückenau stieg die Zahl der Straftaten massiv um 108 auf nunmehr 527 Fälle an. "Damit ist die stetige Abnahme der Straftaten im Stadtgebiet in den letzten Jahren mit einem Mal mehr als ausgelöscht", sagt Markert. Im Umland dagegen ging die Zahl deutlich zurück. Auch Wildflecken meldet mit 125 Straftaten eine leichte Abnahme.

Herbert Markert erklärt: "Nicht die Brückenauer sind krimineller als die anderen Rhöner, sondern die Taten passieren einfach hier in der Stadt." Auch hier ist der Anstieg im Bereich der Rohheitsdelikte von 68 im Jahr 2013 auf 127 im Jahr 2014 besonders markant. Davon sind allein 88 Fälle von Körperverletzung registriert. Markert stellt fest: "Die Hemmschwelle von verbaler zu körperlicher Aggression ist gesunken."

Drei Viertel der Täter sind Männer

Der Blick auf die Zusammensetzung der Tatverdächtigen zeigt, dass vor allem Männer straffällig werden. Die Polizei listet für das vergangene Jahr 266 männliche (75,8 Prozent) und 85 weibliche (24,2 Prozent) Tatverdächtige. Insgesamt standen 49 Tatverdächtige unter Alkoholeinfluss, bei 16 waren Drogen im Spiel.

Stichwort Rauschgift: 2014 wurden keine Todesopfer oder Noteinsätze durch den Konsum von Betäubungsmitteln registriert, berichtet Markert. Das ist aber nur bedingt ein Grund zur Freude, denn "die Statistik zeigt, dass die zahlenmäßige Entspannung der Lage in 2013 nur ein vorübergehendes Phänomen war." Bei Kontrollen sei bei 54 Menschen Rauschgift nachgewiesen worden. Damit ist das Niveau des Jahres 2012 mit 58 Fällen fast wieder erreicht. Auch hier will die Polizei mit ihren Aufklärungsbemühungen nicht nachlassen.