Bad Brückenau: Klärschlamm zu Energie?
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Freitag, 08. Januar 2016
Wie wäre es, wenn man mit der Verarbeitung des Klärschlamms einen Teil der Energiekosten der Kläranlage produzieren könnte? Technisch ist das möglich. Ob das Verfahren für die Brückenauer Rhönallianz sinnvoll ist, soll jetzt eine Studie klären.
Es ist ja nicht so, dass das Thema neu wäre. Das ist es nicht. Nun aber wird endlich konkret, was alle eigentlich schon lange wissen. Übers Abwasser muss geredet werden. Und zwar nicht nur in Gemeinderats- und Bürgerversammlungen, wie es Jahr um Jahr geschieht. Sondern mit allen Kommunen der Bad Brückenauer Rhönallianz.
Zunächst einmal ist da der Obere Sinngrund. Die Kläranlagen in Riedenberg (gebaut 1970), Oberbach (Mitte der 1970er) und Wildflecken (1968) sind in die Jahre gekommen. Neubau oder der Anschluss nach Bad Brückenau - diese Frage kam immer wieder auf den Tisch. Beantwortet wurde sie nie. Die Crux: Keiner kann sagen, was wirtschaftlicher ist.
Neubau oder Anschluss?
"Ein Neubau der Kläranlage Wildflecken würde etwa fünf Millionen Euro kosten. Das war schon unter meinem Vorgänger bekannt", sagt Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW). Wie viel der Anschluss nach Bad Brückenau kosten würde, "das könnten die Stadtwerke bestimmt berechnen, aber wir wollen doch die Objektivität bewahren", erklärt die Bad Brückenauer Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU), warum bisher keine verlässlichen Zahlen vorliegen. Zahlen, auf deren Grundlage die Gemeinderäte in Riedenberg und Wildflecken eine fundierte Entscheidung treffen könnten. Nun hat die Rhönallianz das Thema auf die Agenda gesetzt. Am 11. Dezember besichtigte Professor Gerald Steinmann von der Hochschule Würzburg alle zwölf Kläranlagen im Altlandkreis. Sechs davon (Motten, Speicherz, Trübenbrunn, Detter, Untergeiersnest und Schönderling) betreuen die Stadtwerke jetzt schon. In einer Studie will die Allianz klären, welches Zukunftskonzept für die Region tatsächlich sinnvoll ist - und sich auch rechnet.
Energie aus Klärschlamm
Denn es gibt eine Idee, die die acht Bürgermeister in der Ferne verfolgen. Was wird mit dem Klärschlamm? Allein in Trübenbrunn fielen im vergangenen Jahr zwischen 20.000 und 25.000 Kubikmeter Frischschlamm an. Fast die Hälfte davon konnte in der Landwirtschaft ausgebracht werden. Der Rest wurde entweder auf dem Gelände durch Schilfpflanzen zu Humus umgewandelt (Klärschlammvererdung) oder mittels einer mobilen Kammerfilterpresse wiederverwertbar gemacht. Angenommen, die Allianz würde die Klärschlammverarbeitung in eine Hand nehmen, so könnte wesentlich mehr Masse wesentlich wirtschaftlicher verarbeitet werden. Allianzmanager Uwe Schmidt schwebt vor, die Gase zur Energiegewinnung für Blockheizkraft zu nutzen. 40 Prozent der Energiekosten für die Kläranlage Trübenbrunn könnten so selbst produziert werden - lautet eine erste vorsichtige Schätzung. "Es gibt viele technische Verfahren", sagt Schmidt. "Was uns noch nicht klar ist, ist die wirtschaftliche Dimension."
Ergebnis bis Ende des Jahres
Das alles wird Inhalt der Studie sein. Für die Fachbegleitung durch Steinmann nimmt die Allianz rund 6300 Euro in die Hand. Die Konzeptentwicklung macht ein Fachbüro, die Ausschreibung ist für Ende Februar angesetzt. Die Förderung für die Studie sei bereits mündlich von der Regierung von Unterfranken bewilligt worden, teilt Schmidt mit. Bis Ende 2016 soll das Ergebnis vorliegen. Der Rhönallianz ist wichtig, dass alle Gemeinden etwas von dem neuen Konzept haben. Zumindest für Oberleichtersbach wird das schwierig, denn die Kläranlagen im Mühlengrund (Neubau rund 2,3 Millionen Euro; Einweihung 2014) und in Modlos (Sanierung für rund 560.000 Euro im Jahr 2011) sind technisch auf dem neuesten Stand. "Das Thema Klärschlamm betrifft uns aber auch", sagt Bürgermeister Dieter Muth (WG). Schon jetzt ist absehbar, dass der Einsatz von Klärschlamm in der Landwirtschaft an Grenzen stößt.