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Bad Brückenau: Helfer im Katastrophenfall


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Mittwoch, 10. Februar 2016

Die Bilder vom Zugunglück in Bad Aibling zeigen: Jederzeit kann eine Katastrophe passieren. Deshalb gibt's Schnelle Einsatzgruppen - auch in Bad Brückenau.
Alarmierung in Sekunden: Wenn ein Notruf eingeht, fahren Armin Stelzner (links) und Jonas Schneider sofort raus. Foto: Ulrike Müller


Es ist einer der ersten Sätze, die Armin Stelzner sagt. "So wie in Bad Aibling..." Es ist wohlig warm in der Rettungswache in der Rotkreuzstraße. Tag und Nacht schieben die Rot Kreuzler hier Dienst. Zwölf Stunden-Schichten, von 6 bis 18 Uhr und von 18 bis 6 Uhr. Armin Stelzner gehört nicht zum Rettungsdienst. Er mischt im Bereitschaftsdienst mit, der - anders als beim regulären Rettungsdienst - ausschließlich von Ehrenamtlichen gestemmt wird. Stelzner leitet die Schnelle Einsatzgruppe (SEG), die ebenfalls ehrenamtlich aufgestellt ist. Das sind die Leute, die ausrücken, wenn der Rettungsdienst schlicht an Kapazitätsgrenzen stößt. So wie in Bad Aibling.


Fünf Fahrzeuge in Stand halten

"Wir können 20 Schwerverletzte auf einen Schlag behandeln", erklärt Stelzner und öffnet eine Klappe am Gerätewagen. Zwei Zelte für jeweils zehn Personen sind darin, Ausrüstung und natürlich Medikamente. Neben dem Gerätewagen verfügt die SEG noch über einen Rettungswagen, einen Mannschaftswagen, einen Kommandowagen und einen speziellen Krankenwagen, in dem vier Verletzte gleichzeitig im Liegen transportiert werden können. "Diese Fahrzeuge finanzieren wir alle selbst", sagt Stelzner stolz. Er sagt aber auch: "Wir sind auf Spenden angewiesen."

Einen Großteil der Kosten für die SEG erwirtschaftet das Team des Bereitschaftsdienstes mit der Absicherung von Veranstaltungen. Ob beim Stadtfest, bei der Poolparty in Rupboden oder der Beachparty auf dem Buchrasen - ungefähr 30 Veranstaltungen in der Region deckt der Bereitschaftsdienst pro Jahr ab. 132 Ehrenamtlich, die zum Teil als Hauptamtliche in der Rettungswache Schichtdienst machen, bringen sich ein. Sie alle haben mindestens eine Ausbildung zum Sanitäter gemacht. Viele von ihnen können aber auch die Qualifikation eines Rettungsdiensthelfers oder sogar eines Rettungssanitäters nachweisen.

Nun scheint das Zugunglück in Bad Aibling weit weg zu sein, doch eigentlich kann jederzeit überall etwas passieren. "Wir sind auch für einen Abschnitt der ICE-Strecke hinter Zeitlofs zuständig", berichtet Stelzner. Und dann fällt ihm die Massenkarambolage auf der Autobahn am 1. Januar 2000 wieder ein. Damals krachten etwa 100 Fahrzeuge ineinander. Auch die SEG gehörte zu den Helfern. Normalerweise aber sind die Ereignisse weniger schlimm. Beim Brand im Schloss Römershag beispielsweise im Oktober, als 49 Bewohner evakuiert wurden, rückte die SEG mit aus. Auch beim Brand in Untererthal im Sommer war Stelzners Team im Einsatz.


Viele ehrenamtliche Stunden

Insgesamt leistete die SEG Bad Brückenau 1318 ehrenamtliche Stunden im vergangenen Jahr. Der Bereitschaftsdienst brachte es gar auf 1461 Stunden. Katastrophenschutz, Großschadensereignisse und die Unterstüztung des Rettungsdienstes, dafür stehen die 26 SEG-Helfer in Bad Brückenau, zu denen auch zwei Notärzte gehören. Sie könnten durchaus Nachwuchs gebrauchen. Vier Kollegen seien über 60 Jahre alt, erzählt Stelzner, ab 65 dürfe man nicht mehr zum Einsatz raus. "Man braucht keine Qualifikationen. Die Leute werden bei uns ausgebildet", ergänzt der SEG-Leiter.

Eines ist Stelzner noch wichtig: Die Schnelle Einsatzgruppe sei kein Zusammenschluss von "Helfern vor Ort", wie es sie in vielen Dörfern der Umgebung gebe. Da gehe es gezielt um die Erstversorgung der Patienten bis der Rettungsdienst eintrifft. Die SEG aber steht im Katastrophenfall bereit - und ist entsprechend geschult.

Als sich im vergangenen Jahr die Großen der Welt auf Schloss Elmau trafen, da haben SEGler aus Bad Brückenau, Bad Kissingen und den Haßbergen eine vollständige Einheit gebildet. Eine tolle Erfahrung für Armin Stelzner. Allein der Aufwand und die klaren Strukturen, mit der die Masse der Helfer koordiniert wurde. "Das hat funktioniert!"

Termin und Spenden

Die Schnelle Einsatzgruppe des Bayerischen Roten Kreuzes trifft sich jeden dritten Donnerstag im Monat, 19 Uhr, in der Rettungswache (Rotkreuzstraße 2). Der nächste Termin ist am 18. Februar. Interessierte sind jederzeit willkommen. Gespendet werden kann auf folgendes Konto. IBAN: DE91 7935 1010 0000 0045 56. Verwendungszweck: SEG Bad Brückenau. Mehr Infos gibt's hier.