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Bad Brückenau: Heldinnen des Kramlädchens


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Dienstag, 17. März 2015

Bei der Versorgung der Flüchtlinge sind die Ehrenamtlichen des Caritas-Kramlädchens voll eingespannt. Dabei leisten sie viel mehr, als sie eigentlich müssten - und kommen auch um Konflikte nicht herum.
Gisela Hofbauer (links) und Marie-Luise Geyer sortieren Schlafanzüge. Im Hintergrund hilft Christa Gayer. Sie alle gehören zum Helferteam des Caritas-Kramlädchens in Bad Brückenau. Foto: Ulrike Müller


Vorsichtig befühlt Christa Raducan den Stoff. Ob der Anzug wohl passt? Bei Bekannten in Rumänien steht eine Hochzeit ins Haus. Doch der Vater des Bräutigams hat durch Krankheit stark an Gewicht verloren. Nun passt sein Anzug nicht mehr. Nach Augenmaß sucht Raducan einen neuen und wird - wie schon so oft - im Caritas-Kramlädchen fündig.

Seit 1978 gibt es in Bad Brückenau eine Kleiderkammer, die zwischenzeitlich den Namen "Fundgrube" bekam. Im Jahr 2006 zog das Kramlädchen ins ehemalige Gesundheitsamt in der Kirchgasse um. Es ist dasselbe Gebäude, in dem die Tafel Lebensmittel ausgibt. "Die Zusammenarbeit mit der Tafel funktioniert sehr gut", freut sich Helga Vierheilig vom Caritasverband für den Landkreis Bad Kissingen, die fürs Kramlädchen zuständig ist. Das liegt auch daran, dass beide Angebote zur selben Zeit öffnen: Jeden Mittwochnachmittag herrscht Hochbetrieb in der Kirchgasse.

Von Spenden überhäuft

Besonders seit der Ankunft der Flüchtlinge im vergangenen Sommer haben die aktuell 18 Ehrenamtlichen, die den Laden schmeißen, kaum eine ruhige Minute mehr. "Wir sind mit Spenden überschüttet worden", lobt Vierheilig die große Hilfsbereitschaft vieler Bürger. Und die Hilfe kommt an.

"Ich finde es bewundernswert, mit welcher Ruhe die Damen die gestiegene Nachfrage bewältigen", sagt Daniela Schad. Als Flüchtlingsberaterin des Caritasverbandes stellt sie die Berechtigungsscheine für die Asylbewerber aus.

Wie auf einem Basar

Laut Schad leben inzwischen rund 200 Flüchtlinge im Altlandkreis Bad Brückenau. Sie kommen aus Volkers, Wernarz, Schondra und Riedenberg nach Bad Brückenau. Manche der Flüchtlinge seien von Herzen dankbar und bescheiden, erzählt Gisela Hofbauer vom Helferteam. "Manchmal geht es aber auch zu wie auf einem Basar." "Andere Länder, andere Sitten", wirft Christine Hiltenbrand ein.

Deshalb haben die Helfer entschieden, dass nicht mehr alle auf einmal ins kleine Lädchen dürfen. Es geht der Reihe nach und manchmal wird einem Kunden die Ware auch wieder abgenommen - zum Beispiel wenn der Eindruck entsteht, dass nur zusammengerafft wird. "Für manche ist das Horten einfach eine Überlebensstrategie, weil sie in ihrem Leben die Erfahrung gemacht haben, dass es nicht immer alles gibt", erklärt Daniela Schad.

Frühjahrsmode gesucht

Durch den Andrang der Flüchtlinge kommen weniger Stammkunden ins Kramlädchen als früher. Die Helfer finden das schade. "Gerade für junge Mütter haben wir viele Sachen da", wirbt Hiltenbrand. Anders als bei der Tafel brauche man keinen Nachweis der Bedürftigkeit. Die Sachen gehen für zwei bis drei Euro über die Ladentheke. Der Erlös deckt die Unkosten, was übrig ist, kommt der Arbeit der Caritas zugute.

Aktuell suchen die Helfer übrigens Frühlingsmode in allen Größen - und einen Mann. "Den könnten wir gut gebrauchen, damit er uns die Kartons zerkleinert", sagt Vierheilig.


Öffnungszeiten Das Kramlädchen des Caritasverbandes für den Landkreis Bad Kissingen befindet sich in der Kirchgasse 6 in Bad Brückenau. Es ist mittwochs von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Sortiment Das Sortiment umfasst Kleidung, Schuhe, Taschen, Bettwäsche, Handtücher, Haushaltsartikel, Geschirr, Spielzeug und vieles mehr.

Spenden Gut erhaltene Sachen können zu den Öffnungszeiten im Kramlädchen oder nach Vereinbarung in der Caritas-Sozialstation im Sinntor abgegeben werden. Tel.: 09741/ 3750.