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Bad Brückenau: Für 35 Abiturienten geht es los mit den Prüfungen


Autor: Julia Raab

Römershag, Montag, 18. Mai 2020

Trotz der Corona-Pandemie beginnen am Mittwoch die Abiturprüfungen. Nicht alle Schüler sind mit dem Vorgehen der Bayerischen Regierung einverstanden, das zeigt ein Brief der Bezirksschülersprecher.
Paul Vogler hat sich wie alle Abiturienten zuhause auf seine Prüfungen vorbereitet. Foto: Anne-Katrin Vogler


Am Mittwoch, 20. Mai, beginnen die ersten schriftlichen Abiturprüfungen - drei Wochen später als ursprünglich geplant. Die letzten Wochen waren für die 35 Schüler der Abschlussklasse Q 12 am Franz-Miltenberger-Gymnasiums von vielen Unsicherheiten geprägt. Ob die Prüfungen überhaupt stattfinden, das wussten die Schüler bis vor wenigen Wochen nicht. So eine Situation gab es noch nie.

Die Abiturienten mussten sich seit Mitte März deshalb selbst motivieren, "denn das gewohnte Lernumfeld fehlte", bestätigt der 18-jährige Paul Vogler. In der ersten Zeit, erzählt er, sei das ungewohnt und schwierig gewesen. Die Umstellung vom Präsenzunterricht hin zum alleine lernen zuhause habe er zunächst als drastischen Einschnitt erlebt. "Doch nach einiger Zeit habe ich mich daran gewöhnt."

Oberstufenkoordinator und Mathematik-Lehrer Peter Gottwalt versteht die Unsicherheit auf Seiten der Schüler. "Es gab keine Zeit, um sich darauf einzustellen." Schüler und Lehrer mussten sich von einem auf den anderen Tag auf alternative Verständigungswege berufen. "Viele Lehrer haben uns ihre Handy-Nummer geschickt oder die Kommunikation lief über E-Mail oder Telefon", bestätigt Schüler Paul Vogler.

Doch nicht immer lief alles glatt. "Sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern ist die Schere groß, was den Umgang mit der Technik angeht", sagt der Oberstufenkoordinator. Hier hätten sich Barrieren auf verschiedenen Ebenen gezeigt. In manchen Familien sei die technische Ausstattung nicht vorhanden gewesen, oder - in Familien mit mehreren Kindern - mussten alle gleichzeitig medial lernen.

Rückfragen über das Telefon

Gleichwohl habe der Unterricht über das Internet eher einen Vorlesungscharakter gehabt. "Im Schulunterricht sieht man die Mimik der Schüler und kann gezielt nachfragen - das fällt im Online-Unterricht weg." So habe er weniger Kontakt zu den Schülern gehabt. Außerdem sei die Hemmschwelle, zum Telefon zu greifen und einfach nachzufragen, für viele Schüler hoch, sagt er aus Erfahrung.

Für Abiturient Vogler war hingegen schnell klar: "Ich musste mich selbst darum kümmern, auch wenn ich mal einen Lehrer nicht erreicht habe." Den Kontakt zu seinen Mitschülern habe ihm da geholfen. "Wir haben uns untereinander viel ausgetauscht oder ich habe unseren Oberstufenkoordinator kontaktiert".

Die drei Wochen Verschiebung sieht der Oberstufenkoordinator heute positiv. "Im Unterricht in den vergangenen drei Wochen hatten wir Zeit, um den Stoff zu beenden und Abituraufgaben durchzugehen." Doch er kann auch die Unsicherheit der Schüler nachvollziehen. Mitte April erst schrieben die Schülervertreter mehrerer Bayerischer Bezirke einen Brief an den Kultusminister mit der Bitte, die Prüfungen weiter nach hinten zu verschieben. Die mehrwöchige Lernphase zuhause könne weder den Präsenzunterricht ersetzen noch die ausgefallenen Prüfungen vor dem Abitur, so die Begründung der Schüler. Doch am Termin ließ sich nichts machen. In den kommenden eineinhalb Wochen bis zu den Pfingstferien finden die schriftlichen und danach bis Ende Juni die mündlichen Prüfungen statt.

Ob die Abschlussfeier wie geplant im Dorint Hotel und Spa stattfindet, steht aktuell für die Schüler noch in den Sternen. "Es ist schon traurig, dass wir die Abschlussfahrten absagen mussten und jetzt vermutlich keine Feier haben werden", sagt Vogler enttäuscht. Dieses Abschlussjahr zumindest werden die 35 Schüler der Q 12 ihr Leben lang nicht vergessen.