Bad Brückenau: Ein Politiker mit Augenmaß
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Freitag, 31. Januar 2020
Nach 18 Jahren als Ortsoberhaupt von Motten wagt Jochen Vogel den Sprung in die Kleinstadt. Als Bürgermeister möchte er dort anknüpfen, wo Brigitte Meyerdierks aufhört. Er ist gut vernetzt und bringt kommunalpolitische Erfahrung mit.
Es gibt eine Geschichte, die Jochen Vogel gerne erzählt. Es ist die Geschichte vom Mottener Dorfplatz. Den haben die Bürger fast vollständig in Eigenleistung erbaut - mit dem Ergebnis, dass es für die meisten "unser Dorfplatz" sei, sagt Vogel. Das Amt des Bürgermeisters vergleicht er mit der Führung eines Unternehmens, das einem gehört. "Ich habe mir immer die Frage gestellt: Wie würde ich es für mich selber machen?"
Es ist diese Art von Politik - praktisch, mit Augenmaß und durchdacht -, für die Jochen Vogel steht. 18 Jahre lang hat er das ziemlich erfolgreich gemacht. So erfolgreich, dass drei Kommunen in Hessen und die CSU Bad Kissingen ihn als Bürgermeisterkandidaten anfragten, legt er offen. Auch in der Wirtschaft habe er Angebote gehabt. In Summe seien es zehn im Bayerischen und Hessischen gewesen. "Die Jobs habe ich alle abgesagt", sagt Vogel.
Nun also kandidiert er als Bürgermeister von Bad Brückenau. "Das, was ich für Motten gemacht habe, kann ich auch für Bad Brückenau tun", ist er sich sicher. Die Stadt stehe "deutlich besser" da, als sie gesehen werde, sagt er. "Man macht das an vereinzelten Leerständen fest", wobei etwas mehr Gastronomie wünschenswert wäre. Dann spricht Vogel über ein positives Image für die Kurstadt - "Ich glaube, dass das möglich ist" - und darüber, dass er die Stadt für Familien attraktiver machen möchte.
Neue Projekte brauchen Zeit
Vogel ist gut vernetzt. Er hat als Vorsitzender der Initiative Rhönlink im Zusammenhang mit der Stromtrasse Südlink Verantwortung weit über die Mottener Gemeindegrenzen hinaus übernommen. "Wenn ich etwas mache, dann mache ich es mit Haut und Haaren und mit Herzblut." Herzblut für Bad Brückenau? "Ja", erwidert Vogel schlicht. Er kann sich vorstellen, das Amt des Bürgermeisters länger als eine Periode zu machen, vielleicht sogar bis zum Ruhestand.
Was er derzeit nicht mitbringt, sind eigene, innovative Ideen. "Jetzt gilt es erst einmal, viele Dinge, die angestoßen wurden, umzusetzen." Vogel nennt das Bahnhofsgelände, den Radweg und die gesundheitliche Ausrichtung der Stadt. Neue Projekte bräuchten ihre Zeit, "das kann ich aus Erfahrung einfach sagen".
Wird es dem Mottener gelingen, die Bad Brückenauer mitzunehmen? "Das weiß man im Vorfeld, glaub' ich, nie", antwortet Vogel. Man wisse es ja auch nicht bei den beiden anderen Kandidaten. Amtsmüde sei er in Motten jedenfalls nie gewesen."Ich hatte den Wunsch nach einer neuen Herausforderung." Mit Mitte 40 sei das noch möglich. Eines möchte er klarstellen: "Ich habe nie gesagt, dass ich nicht mehr in die Politik will."
Drei Fragen an Jochen Vogel