Bad Brückenau: Ein Heimatblatt, aber mit App und 4.0
Autor: Steffen Standke
Bad Brückenau, Freitag, 16. April 2021
Die CSU-Fraktion möchte, dass die Bad Brückenauer künftig regelmäßig über ein Mitteilungsblatt mit Infos aus der Verwaltung und dem städtischen Leben versorgt werden. Claudia Marsching vom Forchheimer Linus-Wittich-Verlag stellte die Möglichkeiten vor.
Es ist der nächste Vorstoß der Informations- und Transparenzoffensive des Stadtrats: Die CSU-Fraktion hat beantragt, dass ein Stadt- oder Heimatblatt erstellt und an alle Haushalte in Bad Brückenau verteilt wird. Claudia Marsching vom Linus-Wittich-Verlag in Forchheim informierte in der jüngsten Ratssitzung, wie das gelingen kann.
Der Wittich-Verlag ist durchaus präsent im Altlandkreis Brückenau. Laut Marsching gibt er unter anderem die Mitteilungsblätter von Wildflecken, Motten, Oberleichtersbach und Zeitlofs heraus. Insgesamt vertreibe der Verlag rund 200 Mitteilungsblätter mit einer monatlichen Gesamtauflage von sechs Millionen Stück.
Prinzipiell ist laut Marsching bei so einem Stadtblatt vieles möglich - von einer traditionellen Gestaltung auf Zeitungsblättern bis zum supermodern gestylten Exemplar, gedruckt auf Hochglanzpapier. Das sei alles eine Frage des Preises.
Da heutzutage viel auf dem Handy gelesen wird, bietet der Forchheimer Verlag ein Digitalpaket mit eigener App an. "Die können sich die Bürger kostenfrei herunterladen", so Marsching.
So könnten die Leser in den Genuss eines eventuellen Nachrichtentickers kommen, aber auch von Texten, die zwischen den monatlichen gedruckten Ausgaben erscheinen sollen. Oder von Fotos, die darin keinen Platz mehr gefunden haben.
Wer will, kann sich die Inhalte in der App herunterladen und sie offline konsumieren. Auch eine Suchfunktion und einen sogenannten Slider mit Rubriken wie Sehenswertes, Events, Gastronomie, Freizeit und Sport sowie Kunst und Kultur hat das Unternehmen in die Anwendung integriert.
Auf Nachfrage berichtet Claudia Marsching, dass die App seit einem guten Jahr angeboten wird und rund 30 Stück verkauft wurden. Mit Zahlen zur Nutzung kann sie nicht dienen; aber die Sache entwickele sich.
"Gemeinde- und Vereinsredakteur"
Wie wird das Stadtblatt mit Inhalt befüllt? Die Assistentin der Wittich-Geschäftsführung spricht von zwei Eingabemasken: zum einen die des "Gemeinderedakteurs", der das Blatt an sich verwaltet und die Hand auf die einzelnen Rubriken hat. Zum anderen existiert das Modul für den "Vereinsredakteur". Das können Schreiber und Bildlieferanten aus Vereinen, Kirchen, Kindergärten oder auch Schulen sein.
Die Stadtverwaltung wäre Sammelpunkt für die Beiträge, würde sie sortieren und ihre Korrektheit überwachen. Den Aufwand eines Mitarbeiters dafür bezifferte Marsching auf "zwei bis drei Stunden". Die Gestaltung des Stadtblattes übernimmt dann laut ihr der Verlag.
Urheberrechtlich verantwortlich für die amtlichen Texte wäre der Bürgermeister, für die anderen Beiträge der Verfasser. Die Verantwortung für das gesamte Blatt würde der Verlag tragen.
Bei der Verteilung des Stadtblattes bieten sich mehrere Möglichkeiten. Da wäre die Variante mit eigenen Zustellern. Der Vorteil wären kurze Vorlaufzeiten. Vom Absenden der Dateien beim Verfasser würden nur zwei Tage vergehen, bis die Mitteilungsblätter in den Briefkästen lägen. Allerdings gab Marsching zu bedenken, dass der seit ein paar Jahren gültige Mindestlohn dieses System teuer gemacht habe. Trotz des höheren Lohnes sei es schwierig, zuverlässige Mitarbeiter, die die Verteilung langfristig erledigen wollen, zu finden.
Eine Alternative wäre der Versand zu Sonderkonditionen über die Deutsche Post. Dort betrage der Vorlauf aber länger - bis zu einer Woche, so Marsching. Auf Nachfrage sagte die Verlagsfrau, dass zum Beispiel Motten mit der Post zusammenarbeitet; der Markt Zeitlofs beschäftige seine eigenen Zusteller.
Über die Kosten für das Stadtblatt wurde zwar gesprochen. Claudia Marsching hatte aber kein konkretes Angebot dabei. Adelheid Zimmermann (FDP) erwähnte eine Summe von 8000 Euro im Haushalt, der an diesem Samstag besprochen werden soll.
Marsching sagte auf Nachfrage: "Diese 8000 Euro würden die jährlichen Kosten für ein monatliches Blatt mit einer Auflage von 3300 Stück, inklusive Verteilung und App, decken."
Dieser Preisrahmen gilt aber nur, wenn der Verlag auch Anzeigen einwerben darf. Wäre das nicht der Fall, würde das Produkt um einiges teurer. Ein 20 Seiten starkes Heft könnte dann zwei bis vier Seiten Werbung enthalten.
Keine Vorgaben bei Werbepartnern
Stadtrat Dirk Stumpe (PWG) fragte, ob die Stadt Vorgaben machen könne, wer bei der Anzeigen-Aquise angefragt wird und wer nicht. Er befürchtet, dass auswärtige Firmen und Geschäfte eine Werbeplattform bekommen, die in Konkurrenz zur Brückenauer Wirtschaft stehen.
Marsching sagte, da lasse sich der Verlag nicht reinreden. Rechtlich sei es nicht möglich, nur Bad Brückenauer Geschäfte auszuwählen. Prinzipiell läge es aber im Interesse der Linus-Wittich-Medien KG, regionale Anzeigen einzuholen. 60 bis 70 Prozent sollten von Gewerbetreibenden und Handwerkern aus Bad Brückenau stammen, der Rest aus der Region. Nur selten solle es Fremdenverkehrsanzeigen oder verlagsspezifische Füller geben.
Ein Mitspracherecht soll die Stadt aber laut Marsching erhalten. Sie kann entscheiden, ob Leserbriefe oder politische Anzeigen veröffentlich werden.
Die Stadträte reagierten positiv auf Marschings Informationen. Ein Beschluss pro oder contra Stadtblatt erfolgte nicht. Nächster Schritt wäre das Festzurren eines Budgets in den Haushaltsberatungen.