Bad Brückenau: Der Schatz schlummert noch
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Mittwoch, 04. Dezember 2019
Als erstem Kurort in Bayern gelang es Bad Brückenau, das Heilwasser des Georgi-Sprudels von den Krankenkassen als ambulante Trinkkur anerkennen zu lassen. Nur die Vermarktung des Alleinstellungsmerkmals läuft eher schleppend an.
Im Juli feierte die Bürgermeisterin die konkrete Aussicht darauf, eine Behandlung mit dem Heilwasser des Georgi-Sprudels als kassenärztliche Leistung abrechnen lassen zu können. Es ist ein Meilenstein für die Stadt - und die erste offiziell anerkannte ambulante Trinkkur in Bayern. Doch ein schlüssiges Vermarktungskonzept liegt bis jetzt noch nicht vor, obwohl das neue Angebot ab Januar im Leistungskatalog der Krankenkassen gelistet ist.
"Wir haben die Rahmenbedingungen geschaffen und die Grundarbeit geleistet", sagt Leo Romeis, Fachgebietsleiter für Infrastruktur, Tourismus und Finanzen bei der Stadtverwaltung. Karin Bauer, Leiterin der Tourist-Info, habe erst den Ausgang der Verhandlungen mit den Krankenkassen abwarten wollen. Bis Jahresende ist sie noch im Amt. "Natürlich haben wir uns im Vorfeld Gedanken gemacht", betont sie.
Auf zwei Wegen möchte die Tourist-Info demnach für die neue Trinkkur werben. Dr. Rainer Matejka, Facharzt in der Malteser Klinik von Weckbecker, hat einen Aufsatz über die Wirkungsweise des Georgi-Sprudels geschrieben. Die Tourist-Info hofft, dass über eine Veröffentlichung in Fachzeitschriften so Ärzte von dem Georgi-Sprudel erfahren und ihre Patienten nach Bad Brückenau schicken.
Zudem solle das Angebot in die Werbung der Stadt wie beispielsweise im Gastgeberverzeichnis, der Heilquellenbroschüre und weiteren Publikationen einfließen, teilt Kathrin Romeis-Merten mit. Ab Januar wird sie die Tourist-Info leiten und damit auch die Vermarktung der Heilquellen verantworten. In dieser Woche werde dafür spezielles Bildmaterial von einer Fotografin angefertigt. "Die Außenwirkung für die Bürger läuft schon", sagt Romeis und verweist auf diverse Presseberichte sowie Facebook.
Konkrete Ideen zur Nutzung der Quellen
Angefangen hatte alles mit dem Heilquellen-Gutachten von Prof. Christoph Gutenbrunner von der Medizinischen Hochschule Hannover. Er untersuchte sowohl Georgi-Sprudel als auch Siebener und stellte beiden Heilquellen einen hervorragenden Wirksamkeitsnachweis aus. Die Ergebnisse stießen im Herbst 2015 auf große Resonanz - nicht zuletzt bei Badeärzten und Kliniken.
In einem Folgeprozess im Jahr darauf entwickelte Gutenbrunner in Zusammenarbeit mit der Tourist-Info und städtischen Partnern konkrete Ideen, wie die Heilquellen besser genutzt und bekannter gemacht werden könnten. Gutenbrunner hatte auch angeregt, den Versuch zu wagen, das Heilwasser des Georgi-Sprudels von den Krankenkassen anerkennen zu lassen. Er zeigte auch mögliche Kooperationen beispielsweise mit dem Krankenhaus, der Klinik von Weckbecker oder den beiden Physiotherapiepraxen mit Kurzulassung auf.
Viel Vorarbeit hat die Tourist-Info zwischenzeitlich geleistet: Eine Broschüre über alle sieben Heilquellen der Stadt wurde gedruckt; die Sommerhalle in der Georgi-Halle ist ansprechender gestaltet worden; Romeis-Merthen absolvierte die Weiterbildung "Gütesiegel für vorbildliche Gesundheitsförderung am Kurort" - eine Voraussetzung für die neue Trinkkur; die Stadt legte unter anderem mit den Venentagen und Seminaren zu Achtsamkeit konkrete Angebote vor, die teilweise aber überhaupt nicht nachgefragt werden.