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Bad Brückenau: Der Schatten schlimmer Taten


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Donnerstag, 18. Juni 2020

Zwei Tötungsdelikte gab es in den 1970er und 1980er Jahren in der Kurstadt. Durch einen Einbruch kam die Polizei einer kriminellen Bande aus dem Frankfurter Raum auf die Spur. Auch in Wildflecken ging es damals heiß her.
Am 21. Januar 1985 wurde Tankwart Karl Preising bei einem Überfall auf die Agip-Tankstelle niedergeschossen. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Foto:Ulrike Müller


Der 21. Januar 1985 war ein schlimmer Tag. Tankwart Karl Preising, Pächter der Agip-Tankstelle in der Kissinger Straße, sollte den Abend nicht mehr erleben. Gegen 18.40 Uhr passierte ein Raubüberfall auf seine Tankstelle. Preising flüchtete wohl vor den Tätern. Er hatte mehrere Schussverletzungen am Rücken, als die Polizei ihn fand. Eine Anwohnerin hatte seine Hilferufe gehört und eine Streife gerufen.

Alte Zeitungsberichte dokumentieren das Geschehen bis heute. Dort heißt es, dass die Täter keine Beute machten. Nach den Schüssen ergriffen sie die Flucht. Preising lebte noch, als die Beamten ihn fanden. Er starb jedoch auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Tankwart war gerade einmal 34 Jahre alt und hinterließ seine Frau sowie einen Sohn und eine Tochter. Die Kinder waren sieben und zehn Jahre alt, als die schreckliche Tat geschah.

"Der Preising war ein ganz beliebter Mann", erinnert sich Siegfried Ritter. Den pensionierten Polizisten verbindet eine persönliche Geschichte mit dem Tankwart. Dieser sei Rettungssanitäter gewesen. Als Ritters Frau Zwillinge zur Welt brachte, fuhr Preising die viel zu früh geborenen Säuglinge in die Kinderklinik nach Schweinfurt. "Heute sind es zwei stramme Männer", sagt der 83-Jährige stolz.

Mit der Schrotflinte hinter der Theke

Der Tod des Tankwarts bewegte damals die ganze Stadt. "Das war tragisch und eine aufwühlende Geschichte in Bad Brückenau", sagt Ritter. Er selbst kann sich nur noch an einen zweiten vergleichbaren Fall erinnern. 1978 erstach ein Bundeswehrsoldat den damaligen Wirt des Gasthauses Zum Stern, Franz Schäfer. "Viele Soldaten wurden überprüft. Der Täter ist am Ende auch verurteilt worden."

Folker Hartmann kann sich nur noch vage an den Raubüberfall auf die Tankstelle erinnern. Er war von 1976 bis 1998 Leiter der Polizeiinspektion Bad Brückenau. "Als die Amerikaner in Wildflecken waren, da hatten wir viel zu tun", erinnert er sich. Auseinandersetzungen zwischen Soldaten - beispielsweise schwarzer und weißer Hautfarbe - seien nicht selten gewesen. "Da gab es Bars in Wildflecken, da stand der Wirt mit der abgesägten Schrotflinte hinter dem Tresen", erzählt der 82-Jährige.

Prostituierte habe die Polizei zum Gesundheitsamt gebracht, damit die Frauen untersucht würden. Darüber hinaus ist Hartmann aber noch ein ganz anderer Fall im Gedächtnis geblieben. Einmal störte die Polizei Einbrecher, die sich in der damaligen Textilfabrik Ferkinghoff zu schaffen gemacht hatten. Die Täter entkamen. Doch ein Fahrzeug brachte die Kriminalpolizei auf die Spur einer Bande. "Bei dem Ermittlungsprozess kam heraus, dass im Frankfurter und Hanauer Raum weitere Straftaten bis hin zu Tötungsdelikten vorgefallen sind", erinnert er sich.

Spur führte nach Frankfurt

Friederike Ferkinghoff, die das gleichnamige Herren-Mode-Outlet betreibt, weiß noch genau, wie das damals vor sich ging. "Die Einbrüche passierten zweimal hintereinander in der Nacht auf den 1. Mai. Das war das Seltsame." Das müsse in den 1980er Jahren gewesen sein. Die Täter hätten es auf teure Sakkos der Marke Alcantara abgesehen, berichtet Ferkinghoff. "Sie wussten auch genau, wo die hängen." Erbeutet worden sei aber nicht viel.

Das Buch "Ungelöste Kriminalfälle" von Manfred Schweidler beschreibt den Mordfall einer 41-Jährigen aus Soltau in Niedersachsen. Ihre erstochene Leiche wurde am 17. April 1972 auf einem Feldweg bei Speicherz, unweit der A7 gefunden. Einiges spricht dafür, dass ein ortsunkundiger Täter sie dort ablegte. Obwohl der Fall sogar bei "Aktenzeichen XY ungelöst" vorgestellt wurde, blieb der Mord ungeklärt.